
Schweinfurt und Bayreuth als Verlierer eines Spieltages, der sich für diese beiden Topteams der Fußball-Regionalliga Bayern wie eine verkehrte Welt angefühlt haben wird: Während die kleinen Bayern, Illertissen und die Kickers allesamt gewannen, kamen die Oberfranken in Buchbach mit 1:4 unter die Räder, und handelte sich der FC Schweinfurt 05 als Tabellenführer und klarer Favorit im Derby beim TSV Aubstadt eine 0:1-(0:0)-Niederlage ein, womit die Top Fünf binnen fünf Punkten zusammengerückt sind.
"Bitter ist, dass das völlig verdient war", analysierte 05-Sportleiter Andreas Brendler. So selbstkritisch, weil es nicht nur am erheblich ausgeprägteren Mut der Grabfelder lag, sondern an eigenen Unzulänglichkeiten. Diese vier waren es am Samstagnachmittag:
1. Fehlende Emotionen
Vergleichbar mit den zahmen Derby-Leistungen bei den Niederlagen in Würzburg und in Bamberg, wirkten die Schweinfurter, als wollten sie einzig ihre Qualität in den Ring werfen – und die Partie kontrolliert runter zocken. Was nun, angesichts der zusätzlichen Pokal-Pleite in Bamberg, schon zum vierten Mal in dieser Saison mächtig in die Hose gegangen ist. Für 05-Trainer Victor Kleinhenz war es diesmal allerdings signifikanter: "Es war das erste Mal in dieser Saison, dass uns jegliche Intensität gefehlt hat." Da hinterfrage man sich als Trainer persönlich.
Ein Feuerwerk der Chancen und Emotionen war's vor knapp 2000 Fans beidseitig nicht. Aber: Die Aubstadter durften sich nahezu ungehindert Mut anspielen. "Griffiger, ekliger" seien diese, so Kleinhenz, gewesen. "Körperlich und geistig frischer." Seine Mannschaft habe das gespürt, die Stimmung in der Pause sei entsprechend gewesen. Doch für eine Wende reichte diese Erkenntnis nicht. Einem zusätzlichen Selbstbeweis gleich kam es, dass der FC 05 nur eine echte Derby-Phase hatte: als es zwischen der 70. und 80. Minute kurzzeitig wild wurde.
2. Dürftige Handlungsschnelligkeit
Die Nullfünfer kamen weder zu Tempo, noch zu Spielfluss – und schon gar nicht zum Kleinhenzschen Kombinationsfußball wie acht Tage zuvor beim 6:2-Sieg in Augsburg. Irgendwie kamen sie immer den berühmten Schritt zu spät oder wählten die falsche Variante. Kleinhenz bestätigte: "Wir waren dem Gegner an Handlungsschnelligkeit unterlegen." Und das, obwohl der nicht wirklich der personifizierte Geistesblitz war. Aber eben simple Dinge deutlich weniger fehlerbehaftet hinbekam.
Der FC 05 war gleichzeitig verkopft und kopflos. Als nach der Pause Linksverteidiger Nils Piwernetz für Innenverteidiger Kevin Frisorger kam und Kleinhenz umstellte von 3-2-4-1 auf 4-2-3-1, brachte das nicht die gewünschte Stabilität auf den Außenbahnen. Spielte der TSV vor dem Wechsel vor allem Luke Hemmerich öfter clever frei, war es nun Marvin Weiß. Der traf prompt zum siegbringenden 1:0 (51.). Den Schalter umlegen konnten die Gäste hernach nie. In der Schlussoffensive kam bei den dann üblichen Bällen aus dem Halbfeld keiner an. Eine andere Option? Fehlanzeige.
3. Zögerliches Zweikampfverhalten
Wer Torwarttrainer Norbert Kleider kennt, kennt auch seine trockene Art. Einem Schulterzucker ließ er eine allgemeingültige Fußballer-Gleichung folgen: "Die Mannschaft, die mehr Zweikämpfe gewinnt, gewinnt das Spiel." Ganz besonders, wenn die Zweikampfquote in der Schaltzentrale um Längen besser ist. Weder die sonst so zuverlässigen Routiniers Kevin Fery oder Kristian Böhnlein, noch Sebastian Müller, oft der Mann für den entscheidenden Moment, bescherten dem 05-Spiel mit gewonnenen Bällen Struktur.
Auffallend: Gerade Spieler mit Grabfeld-Historie wie Martin Thomann, Joshua Endres, Nils Piwernetz oder Patrick Hofmann wirkten im Zweikampfverhalten zögerlich, nervös. Übermotiviert, in solchen Konstellationen nicht unüblich, agierte bestenfalls Michael Dellinger – gewinnbringend war's nicht.
4. Mangelhafte Effektivität
Auch bei seiner riesigen Kopfball-Gelegenheit (25., aus wenigen Metern neben das Tor) blieb Dellinger diesmal Spielglück verwehrt. Wie Müller und Endres bei ihrer Doppelchance (76.). Einer Spitzenmannschaft sollten drei solche "Bretter" für wenigstens einen Treffer reichen. Stattdessen blieb der FC 05 zum erst zweiten Mal überhaupt in bis dato 21 Pflichtspielen ohne eigenes Tor. Ein Ausrutscher also? "Wir werden wiederkommen", sprach Kleinhenz – und aus ihm der Trotz ungewohnt offen zur Schau getragener Angefressenheit.
Fußball: Regionalliga Bayern, Männer
TSV Aubstadt – FC 05 Schweinfurt 1:0 (0:0)
Aubstadt: Böhnke – Mrozek, Hüttl, Behr, Heinze – Nickel – Pitter (90.+3), Hatman, Maier, Hemmerich (65. Grimm) – Weiß (90. Zander).
Schweinfurt: Schneller – Frisorger (46. Piwernetz), Meißner, Trslic – Fery (64. Angleberger), Böhnlein (81. Doktorczyk) – Langhans, Müller, Endres, Thomann (64. Hofmann) – Dellinger (64. Bozesan).
Schiedsrichter: Markus Pflaum (SV Dörfleins). Zuschauende: 1937. Tor: 1:0 Marvin Weiß (51.).