
Wer den Spielern des TSV Aubstadt nach der Partie gegen den FC 05 Schweinfurt in die Augen schaute, der erkannte leicht: Diese 90 Minuten und ihr Ausgang hatten gutgetan. Sie hatten mit einer kämpferisch und taktisch einwandfreien Vorstellung den Tabellenführer der Fußball-Regionalliga Bayern 1:0 (0:0) besiegt. Dass der Erfolg verdient war, darin waren sich hinterher alle einig. Auch FC-05-Trainer Victor Kleinhenz machte da keine Ausnahme und gratulierte seinem Ex-Klub zum Sieg. Er wollte freilich nicht verhehlen, dass er mit der Leistung seiner Mannen nicht einverstanden war. Er sprach seine Analyse mit verkniffen Augen. Aus ihnen schimmerte die Enttäuschung.
Redseliger als sein Vorgänger zeigte sich Julian Grell. Der sprach von einer "super Leistung" seiner Mannschaft. "Auch in diesem Derby ging es nur um drei Punkte. Aber es lässt sich nicht von der Hand weisen, dass dieser Sieg ein besonderer ist. Es fühlt sich unglaublich an. Ich bin sehr stolz auf meine Mannschaft." Warum? Weil sein Team nach den Querelen um die vielen Wechsel von Aubstadt nach Schweinfurt vor der Saison mit diesem Sieg bewiesen habe, "dass wir immer noch gut sind".
Im Sommer waren mit Michael Dellinger, Martin Thomann, Leonard Langhans und Patrick Hofmann gleich vier Spieler vom TSV Aubstadt zum FC 05 Schweinfurt gewechselt. Ein Jahr zuvor waren bereits Nils Piwernetz, Andre Rumpel (inzwischen TSV Karlburg) und Lukas Wenzel (inzwischen FC Fuchsstadt) den Weg aus dem Grabfeld an den Main gegangen. FC-05-Trainer Victor Kleinhenz hatte beim TSV Aubstadt von Juli 2020 bis März 2023 sportlich das Sagen. Umgekehrt haben die jetzigen Aubstädter Timo Pitter, Steffen Behr, Leon Heinze, Piet Scheurer und Maximilian Stahl eine FC-05-Vergangenheit.
Luke Hemmerich spielt deutlich offensiver als gewohnt
In dieser Saison waren beide Mannschaften schon zweimal aufeinandergetroffen. Am ersten Spieltag hatte Schweinfurt das Ligaspiel 2:0 gewonnen, wenige Wochen später hatten sich die Nullfünfer in der zweiten Runde des Toto-Pokal-Wettbewerbs 2:1 durchgesetzt.
Aubstadts Trainer Julian Grell hatte Luke Hemmerich mit einer Sonderrolle bedacht. Er spielte auf der linken Seite deutlich offensiver als gewohnt, sollte den Freiraum zwischen Kevin Frisorger und Leonard Langhans bespielen. "Das war die Idee von meinem Co-Trainer Martin Beck", sagte Grell. Und so liefen viele der Angriffe der Hausherren über jenen Hemmerich, den auffälligsten Spieler der Partie bis zu seiner Auswechslung. Im Abschluss freilich blieb er glücklos (7., 36.).

Überhaupt präsentierte sich Aubstadt vor fast 2000 Zuschauenden im ersten Durchgang äußert griffig, stets bemüht um die richtige Balance zwischen hohem Anlaufen und kompaktem Rückzug. Das schmeckte dem Tabellenführer gar nicht. Das gepflegte Kombinationsspiel, immer ein Markenzeichen des Fußballs Marke Kleinhenz, war nur selten zu sehen. Wenn doch, wurde es gleich gefährlich: Kevin Ferys Maßflanke von der linken Seite wusste allerdings Michael Dellinger nicht zu verwerten. Aus kurzer Distanz drückte der FC-05-Angreifer den Ball mit dem Kopf neben den Pfosten (25.).

Ebenfalls knapp war es kurz zuvor auf der anderen Seite gewesen, als Lukas Schneller ein Kopfball von Tim Hüttl mit den Fingerspitzen aus dem Kreuzeck fischte (21.). Ja, Aubstadt war deutlich besser drin im Spiel als der Gast. Das hatte wohl auch Victor Kleinhenz so gesehen. Er reagierte zu Beginn des zweiten Durchgangs mit der Einwechslung von Nils Piwernetz, der aus der Dreier- eine Viererkette machte.
Ein wunderschön vorgetragener Angriff führt zum Siegtreffer
Eben, als es den Anschein hatte, Schweinfurt bekäme dadurch mehr Zugriff auf das Geschehen, setzte Aubstadt eine wunderschön vorgetragene Attacke. Leon Heinze kurbelte über links an, Luke Hemmerich flankte punktgenau und Marvin Weiß vollendete per eingesprungener Direktabnahme: Die Führung für den TSV Aubstadt und die Emotionen waren angeschürt (51.).
Marvin Weiß stand und lag zehn Minuten nach seinem Treffer erneut im Blickpunkt. Im Schweinfurter Strafraum war er mit Leonard Langhans zusammengerauscht. Schiedsrichter Markus Pflaum konnte darin kein strafwürdiges Vergehen erkennen und auch kein Handspiel.

Nah dran am 2:0 war Aubstadt bei einem Schlenzer von Loris Maier (67.) – danach rollte und flog der Ball fast ausschließlich in der Aubstädter Hälfte. Schweinfurt erhöhte von Minute zu Minute den Druck und hatte seine beste Gelegenheit in der 76. Minute, als erst Sebastian Müller an TSV-Torwart Max Böhnke scheiterte und anschließend Joshua Endres um Millimeter verzog.
Als Victor Kleinhenz für die letzten zehn Minuten den groß gewachsenen Thomas Meißner aus der Innenverteidigung ins Sturmzentrum beorderte, war der Ton für die Schlussphase gesetzt. Aller Wucht zum Trotz fehlten dem Tabellenführer nun aber die spielerischen Mittel, um die leidenschaftlich verteidigenden Aubstädter zu knacken.
Fußball: Regionalliga Bayern, Männer
TSV Aubstadt – FC 05 Schweinfurt 1:0 (0:0)
Aubstadt: Böhnke – Mrozek, Hüttl, Behr, Heinze – Nickel – Pitter (90.+2 Degelman), Hatman, Maier, Hemmerich (66. Grimm) – Weiß (90. Zander).
Schweinfurt: Schneller – Frisorger (46. Piwernetz), Meißner, Trslic – Fery (64. Angleberger), Böhnlein (81. Doktorczyk)– Langhans, Müller, Endres, Thomann (64. Bozesan) – Dellinger (64. Hofmann).
Schiedsrichter: Markus Pflaum (Dörfleins). Zuschauende: 1937. Tor: 1:0 Marvin Weiß (51.).