Trainer kommen, Trainer gehen, manchmal nehmen sie ihre Co-Trainer mit, manchmal sind diese aber auch die Konstante, die bleibt. Wie Jan Gernlein. Er war Co unter Gerd Klaus, Timo Wenzel und seit November 2019 an der Seite von Tobias Strobl. Seit 2016 steht er beim Fußball-Regionalligisten FC 05 Schweinfurt unter Vertrag. Und nimmt das populärste Vorurteil über einen Co-Trainer, nämlich der "Hütchen-Aufsteller" zu sein, ohne Murren hin: "Ich mache schon, was der Trainer sagt."
Videos sichten und Spieler scouten
Doch ist Gernlein von Natur aus ein zurückhaltender, bescheidener Mensch und rückt erst auf Nachfrage raus, dass er mehr zu erledigen hat, als im Training Leibchen zu verteilen. "Ich arbeite viel mit dem Trainer im Büro zusammen, Dinge, die man als Außenstehender halt nicht sieht. Tobi und ich schauen uns viele Videos an und werten sie aus." Den Begriff Laptop-Trainer mag er aber nicht. Zusammen mit Sportleiter Björn Schlicke deckt der 27-Jährige zudem den Bereich Scouting ab, da der FC 05 den Posten des Spieler-Beobachters nicht eigens besetzt hat.
Seit 2017 ist Jan Gernlein Assistenztrainer, sein Vertrag soll nach dieser Saison verlängert werden. Zuvor war er U-14-Trainer bei den Schweinfurtern, dann "ging alles sehr schnell, dass ich plötzlich mit dem Fußball etwas Geld verdienen konnte". Freilich hat er sich schon vorgestellt, wie es wäre, mal selbst Cheftrainer zu sein, vielleicht von einer Bundesliga-Jugend. "Aber ich bin halt kein Typ wie Julian Nagelsmann, der nach vorne prescht, ich bin eher introvertiert." Für den jeweils amtierenden Trainer sei er als Assistent deswegen eine Idealbesetzung: "Ich bin keiner, der am Stuhl sägt."
Seinen jeweiligen Chefs beim FC 05 kann der Oberfranke deswegen rückblickend allen Positives abgewinnen. Gerd Klaus habe seine "lustige Art" ausgezeichnet, die Lockerheit "und die menschliche Schiene". Timo Wenzel habe sich "deutlich mehr Gedanken über das Spiel an sich und Taktikarbeit" gemacht, sei aber nicht der Typ gewesen, "der mit den Jungs mal ein Bier trinkt". Und Tobias Strobl bringe "komplett neue Ideen ins Training ein. Im Detail ist es sehr interessant, von ihm lernen zu können."
Gernlein, der selbst in Lichtenfels als Verteidiger Bezirksliga gekickt hatte, sieht seinen "Anteil am Spiel-Ergebnis eher gering", gleichwohl er allein vom Alter her das Bindeglied zwischen Trainer und Mannschaft ist und damit mitverantwortlich für die Mentalität am Spieltag sein kann. "Die Jungs haben gemerkt, dass ich ein vernünftiger Mensch bin, mit dem man reden kann. Sie können jederzeit zu mir kommen, wenn es offene Fragen gibt." In der Winterpause, als Strobl Urlaub bei der Familie in Ingolstadt gemacht hat, war Gernlein Anlaufstation Nummer eins für die in Schweinfurt gebliebenen Spieler.
Enger Kontakt zur eigenen A-Jugend
Und auch zur Nachwuchsabteilung, deren Mitglied er ja bis vor zwei Jahren war, hat Gernlein immer noch eine enge Verbindung. Dass Spieler aus der eigenen A-Jugend - wie Verteidiger Nicolas Pfarr oder Torwart Jan Reichert - so reibungslos in den Kader der ersten Mannschaft integriert wurden, schreibt er unter anderem diesem Umstand zu. Von der aktuellen U 19, die er immer wieder beobachtet, seien ebenfalls bereits einige Talente in den Trainingsbetrieb eingebaut worden. "Dass wir wieder stärker auf den eigenen Nachwuchs bauen wollen, hat sich in den letzten zwei Jahren deutlich verbessert."
Dass es aktuell aber eher die arrivierten Kräfte richten sollen, die acht Punkte Rückstand auf Tabellenführer Türkgücü München wett zu machen, ist Gernlein klar. "Vom Gefühl her würde ich sagen, wir verlieren kein Spiel mehr", blickt er optimistisch auf die zwölf verbleibenden Partien, wohl wissend, dass es auch einen Münchner Durchhänger braucht: "Die haben einen Punkteschnitt von 2,4. Das ist herausragend, aber man muss erst einmal sehen, ob die das so durchziehen können." Dass der FC 05 mit seiner Quote von 2,05 auch im Bereich eines potenziellen Titelträgers liegt, hat Gernlein sicher auch schon errechnet - ohne Laptop.