Dass der FC 05 Schweinfurt am Ende dieser lange recht verhunzten, dann auf der Zielgeraden famos hingebogenen Saison in der Fußball-Regionalliga Bayern drei Freispiele haben würde, hätten alle Verantwortlichen und Fans im März blind unterschrieben. Doch von Freispielen wollen die Nullfünfer im Rausch ihrer Frühjahrs-Serie offenkundig nichts wissen. Nach dem 1:1 gegen die DJK Vilzing mit einer starken zweiten Halbzeit präsentierten sich die Nullfünfer im Derby bei Viktoria Aschaffenburg in hoch konzentriertem Wettkampfmodus und gewannen souverän mit 5:1 (2:1) - der siebte Sieg in den vergangenen acht Partien.
Ein Auftritt ganz nach dem Geschmack des ehrgeizigen Trainers Marc Reitmaier, der sich ja noch "Platz sechs holen" will. Und nun gibt es für den derzeitigen Sechsten sogar noch die Chance, im finalen Spiel gegen Meister SpVgg Unterhaching - womöglich bereits am Freitagabend - bis auf Platz fünf zu klettern, denn die Viktoria ist als Fünfter nur noch zwei Punkte entfernt. "Wir sind einfach in einem Lauf und genießen das Selbstvertrauen, das wir uns erarbeitet haben", sagte der 40-Jährige. Aber: Der primäre Fokus liegt auf der Zukunft und die hat bereits begonnen. Kaum ein anderer Regionalligist ist schon so weit wie der FC 05 in seiner Personalplanung - die neben der Reamateurisierung einen abermaligen Radikal-Umbruch beinhaltet.
So werden neben den schon länger aussortierten Alexander Bazdrigiannis und Georgios Spanoudakis voraussichtlich auch Jannis Rabold, Bennet Schmidt, Tim Kraus, Benjamin Hadzic, Lucas Zeller, Fabian Cavadias, Ivan Mihaljevic, Felix Schwarzholz, Jacob Engel, Marco Zietsch und Pascal Moll gehen. Nicolas Pfarr wechselt regional in die Kreisklasse, der monatelang verletzte Vitus Scheithauer wird vermutlich komplett aufhören.
Mindestens 15 Abgänge, bisher zehn Zugänge
Mit Lukas Aigner, den 05-Sportleiter Andreas Brendler jüngst als "Schlüssel-Personalie" bezeichnet hatte, befindet sich der Verein in "guten Gesprächen", wie Spieler und Offizielle bestätigt haben. Dominik Schmidt und Malik McLemore würde man gerne den Weg ins neue Amateur-Konzept ebenfalls noch schmackhaft machen.
Aus dem bestehenden Kader bleiben Kevin Fery, Lukas Billick, Kristian Böhnlein und Adam Jabiri sowie die ohnehin noch einen gültigen Vertrag besitzenden Julius Landeck, Severo Sturm und Nico Stephan. Neu hinzu kommen intern die A-Jugendlichen Niklas Henninger, Spase Arsov, Lorenz Bäuerlein und Yannik Amthor. Extern verpflichtet wurden bis dato Nils Piwernetz, Andre Rumpel, Lukas Wenzel (alle TSV Aubstadt), Marc Hänschke (FV 04 Würzburg), Fabio Bozesan (TSV Abtswind) und Dominik Halbig (FC Fuchsstadt). Weit gediehen scheinen die Gespräche mit Innenverteidiger Luca Trslic vom Liga-Konkurrenten VfB Eichstädt, der regionale Wurzeln in Bad Mergentheim hat, sowie zwei weiteren erfahrenen Franken.
Testspiel gegen Rot-Weiß Erfurt - und vielleicht auch gegen Greuther Fürth
Fest stehen inzwischen auch die Testspiel-Gegner für die Sommer-Vorbereitung. Beim FC Gerolzhofen, beim TSV Abtswind, beim FC Fuchsstadt und bei Rot-Weiß Erfurt tritt der FC 05 auswärts an. Gegen den FV 04 Würzburg und gegen die SG Barockstadt Fulda gibt es Heimspiele - im Raum soll zudem eine Partie gegen Zweitligist SpVgg Greuther Fürth stehen.
Dass sich einige der Schweinfurter Spieler, die wohl nicht über den Mai hinaus das 05-Trikot tragen werden, noch für neue Klubs empfehlen möchten, war in Aschaffenburg von Beginn an zu spüren. Laufstark, ideenreich und zielstrebig präsentierte sich die Reitmaier-Elf und deckte die Gastgeber mit gefährlichen Angriffen beinahe im Dreiminuten-Takt ein. Nach knapp zwei Minuten traf Moll auf McLemore-Zuspiel nur die Oberkante der Querlatte. McLemore selbst machte es besser: Nach einer scharfen Böhnlein-Flanke wuchtete er den Ball per Kopf zum 0:1 ins Netz (9.).
Trainer Marc Reitmaier lobt "ein überragendes Kollektiv"
Im weiteren Verlauf verpassten es Hadzic (12.), der den krankheitsbedingt geschonten Adam Jabiri als Sturmsolist vertrat, und Kraus (21.), zu erhöhen. Erst dann kam die Viktoria aus der Deckung - und es wurde ein unterhaltsames Derby. In dem ausgerechnet ein Ex-05er für den Ausgleich sorgte: Florian Pieper traf per 18-m-Freistoß, Torhüter Bennet Schmidt sah dabei unglücklich aus (38.). "Das Gegentor kam nicht überraschend, in dieser Phase hatten wir keine zweiten Bälle", so Reitmaier.
Die Schweinfurter blieben davon unbeeindruckt und schlugen prompt zurück: Flanke McLemore, Kopfball Moll - 1:2 (41.). Auftakt für den Triumphmarsch in der "Tonart" P Moll: Der Ex-Nürnberger traf zum 1:3 (57., nach McLemore-Pass) und 1:4 (64., nach Hadzic-Verlängerung) - das 1:5 durch den eingewechselten Severo Sturm (84.) bereitete er vor, womit er an vier von fünf Treffern beteiligt war. "Herausragend", kommentierte Reitmaier bewusst knapp. "Ich will ihn nicht herausheben, ein überragendes Kollektiv hat es ihm ermöglicht."