Der TSV Aubstadt kam als Tabellenführer, und er verließ den Dallenberg auch als Spitzenreiter. Die Würzburger Kickers haben im Topspiel der Fußball-Regionalliga Bayern den Sprung auf Platz eins verpasst. 1:1 (1:0) stand es am Ende eines intensiv geführten, aber chancenarmen unterfränkischen Vergleichs. "Wir wussten, dass wir gegen starke Aubstädter ein gutes Spiel machen müssen. Heute haben wir nur eine Halbzeit gut gespielt", sagte Kickers-Trainer Marco Wildersinn.
Es war in der Saison 2011/12, da stritten die Würzburger Kickers und der TSV Aubstadt schon einmal um Platz eins. In der Landesliga Nord war das. Am Ende der Saison wurden die Grabfelder Zweiter und die Kickers nicht nur Meister. In den anschließenden Aufstiegsspielen setzten sie sich gegen den BC Aichach durch und qualifizierten sich so als zweiter unterfränkischer Klub neben Viktoria Aschaffenburg für die neu geschaffene Regionalliga Bayern. Seither gelten die Rothosen als Nummer eins in der Region. Ein Status, an dem die Aubstädter derzeit zumindest zart kratzten. Denn auch wenn die Kickers nach wie vor der Topfavorit auf Platz eins in dieser Regionalliga-Spielzeit sind. Der Saisonstart des TSV hat durchaus aufhorchen lassen und neugierig gemacht.
So strömten an diesem Freitagabend die Zuschauerinnen und Zuschauer denn auch zahlreich an den Dallenberg. 3037 waren es offiziell, die beim Spiel um die Tabellenspitze dabei waren.
Und man durfte tatsächlich gespannt sein, wie die Gäste – mit dem Selbstvertrauen eines Spitzenreiters ausgestattet – diese Partie beim Meisterschaftskandidaten angehen würden. Schließlich hatten sich die spielerisch limitierten Memminger zum Saisonauftakt mit einer strikten Defensivtaktik ein 0:0 in Würzburg ermauert. Während die mitspielende zweite Mannschaft des FC Bayern München beim zweiten Kickers-Heimspiel dieser Saison mit 0:2 den Kürzeren zog.
Mutig sollte sein Team sein, hatte Aubstadts Trainer Julian Grell im Vorfeld der Partie gefordert. Und seine Schützlinge hielten sich an diese Marschroute, attackierten die Hausherren vom Start weg früh im Spielaufbau und versuchten so, das Kombinationsspiel der Rothosen bereits im Ansatz zu unterbinden. Und wirklich ins Rollen kam die Kickers-Angriffsmaschine dann auch tatsächlich nicht. Die Würzburger taten sich anfangs schwer, den Ball in die gefährliche Zone zu bringen, und so plätscherte die Partie 21 Minuten lang dahin.
Feine Kombination bringt den Würzburger Kickers die Führung
Dann erspähten die Kickers eine kleine Lücke im Abwehrverbund der Gäste und schlüpften blitzschnell hindurch. Saliou Sané, als Ableger und Vorarbeiter zunächst effektiver als als Goalgetter, legte den Ball in den Lauf von Benjika Caciel. Der auffälligste Würzburger entwischte den Aubstädter Abwehrspielern auf dem rechten Flügel und legte zentimetergenau auf für Dardan Karimani, der den Ball in den Kasten schob. Es war ein feiner Spielzug, der zum 1:0 führte und zum ersten Aubstädter Gegentor in dieser Runde. "Danach hätten wir bei einigen Standards das zweite Tor nachlegen können", stellte Kickers-Trainer Wildersinn fest: "In der ersten Halbzeit haben wir den Gegner gut bearbeitet."
Er hatte nachdem er beim 5:1-Pokal-Erfolg beim TSV Großbardorf noch einige Spieler geschont hatte, wieder auf die Erfolgsformation aus den letzten beiden Liga-Spielen gesetzt. Auch Mittelfeld-Freigeist Ivan Franjic stand trotz der noch immer nicht ausgestandenen Beschwerden nach einer Meniskus-Operation wieder auf dem Feld. TSV-Coach Grell hatte beim 3:0-Derby-Erfolg beim FC 05 Schweinfurt im Pokal auch die Rotationsmaschinerie angeworfen und zahlreiche Stammkräfte geschont, die in Würzburg nun wieder von Beginn an aufliefen.
Mit dem Gegentor schien bei den mit Euphorie in die Partie gestarteten Gästen der Stecker gezogen zu sein. Die Kickers hatten, so schien es, die Lage erst einmal im Griff. Ein Trugschluss, denn in der 40. Minute waren die Gäste dann urplötzlich brandgefährlich, als Ben Müller der Ball nach einem Freistoß im Strafraum vor die Füße sprang und Kickers-Keeper Vincent Friedsam mit einem fantastischen Reflex den Ausgleich verhinderte.
Philipp Harlaß trifft kurz nach seiner Einwechslung für den TSV Aubstadt
In der Halbzeitpause setzte Grell mit der Einwechslung von Philipp Harlaß für Marcel Volkmuth im Mittelfeld ein Zeichen für mehr Offensive – und wurde sogleich belohnt. Nicht einmal zwei Minuten waren nach Wiederanpfiff vergangen, da erzielte ausgerechnet Harlaß nach Vorarbeit von Martin Thomann, der in der ersten Halbzeit völlig abgemeldete Aubstädter Neuzugang hatte sich zuvor gegen Fabrice Montcheu durchgesetzt, das 1:1.
Die Partie war wieder völlig offen, Sanés Versuch mit eine Volleyschuss aus 18 Metern zu antworten, parierte Weisbäcker im TSV-Tor mit den Fingerspitzen (49.). Und so waren die Gastgeber also gefordert, taten sich aber weiterhin unheimlich schwer, zu Torchancen zu kommen. Das Remis war am Schluss das verdiente Resultat einer umkämpften, aber zerfahrenen Partie. "Meine Mannschaft hat in der zweiten Halbzeit unheimlich intensiv und leidenschaftlich gespielt", lobte TSV-Coach Grell.
Fußball, Regionalliga Bayern, Männer:
Würzburger Kickers - TSV Aubstadt 1:1 (1:0)
Würzburg: Friedsam - Montcheu, Wegmann, Hägele, Kurzweg (72. Haas)- Meisel (79. Wessig), Zaiser, Franjic - Caciel, Sané (79. Sausen), Karimani (72. Junge-Abiol).
Aubstadt: Weisbäcker - Langhans (83. Bieber), Hüttl, Kireski, Heinze (76. Schebak) - Müller - Pitter (36. Behr), Volkmuth (46. Harlaß), Trunk, Thomann - Nickel (62. Dellinger).
Schiedsrichter: Christopher Schwarzmann (Scheßlitz).
Zuschauende: 3037.
Tore: 1:0 Dardan Karimani (21.), 1:1 Philipp Harlaß (47.)
Speziell die 2. Halbzeit absolut zum Vergessen. Von der Tribüne aus betrachtet fehlte den Kickers völlig der absolute Einsatz und man war stets viel zu weit weg vom Gegner, sodass Aubstadt muntern kombinieren konnte.
Für mich völlig schleierhaft wie eine Profitruppe so auftreten kann wenn man zu Hause vor 3000 Zuschauern die Chance hat Tabellenführer zu werden in einer 4. Liga.
Alle Fans um mich herum sahen jedenfalls ein viel schlechteres Spiel der Kickers als es der Trainer in der PK nachher beschrieben hat. Wir hatten alle deutlich mehr erwartet!