Auch wenn wohl eher praktische Gründe den Ausschlag gegeben haben dürften, hatte Würzburgs CSU am Samstag ein sicheres Händchen bewiesen: Im DJK-Sportzentrum und mithin im Herzen der Zellerau trafen sich 89 Delegierte zur Kreisvertreterversammlung, um die 50 Kandidaten für die Stadtratswahl am 15. März 2020 zu bestimmen. Die Zellerau, früher mal durchaus mit problematischem Image, ist mittlerweile neben dem Hubland ein Boom-Viertel Würzburgs – mit guter Wohnqualität und einer putzmunteren kreativen Szene.
Mindestens genauso munter will die Würzburger CSU wirken, und das muss sie auch. Mit dem Verlust des Landtagsmandats 2018 und dem zweiten Platz hinter den Grünen bei der Europawahl in diesem Jahr steht fest, dass es für die Christsozialen im nächsten Jahr ums Eingemachte geht. Wohl auch deshalb hatte sich das Spitzenduo Christine Bötsch (Kreisvorsitzende) und Wolfgang Roth (Fraktionsvorsitzender) monatelang Zeit genommen, um am Personaltableau zu feilen. Noch am Abend vor der Kreisvertreterversammlung hatte der Kreisvorstand die letzten Weichen gestellt. "Wir haben lange getagt und einen einstimmigen Beschluss gefasst", sagte Christine Bötsch, bevor der Beamer den Listenvorschlag an die Wand warf. Die Botschaft war klar: Die CSU soll so geschlossen wie möglich an den Start gehen. Die Zielmarke laut Bötsch: "Wir wollen stärkste Fraktion bleiben." 2014 hatte die CSU 17 Mandate errungen.
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Kampfkandidaturen blieben aus
Im Saal kam diese Linie an: Kampfkandidaturen blieben am Samstag ebenso aus wie weitere Bewerbungen. Nach gut zwei Stunden konnte Bötsch durchatmen: Bei 88 gültigen Stimmen gab es in der geheimen Wahl lediglich sechs Nein-Stimmen zum Listenvorschlag. "Man spürt damit, dass es einen starken Zusammenhalt in der CSU gibt", befand die Kreisvorsitzende gegenüber dieser Redaktion. "Weit über 100 Stunden" habe sie gemeinsam mit Roth in die Gespräche mit potenziellen Kandidaten investiert. "Wichtig war für uns, die Breite der Gesellschaft darzustellen: verschiedene Berufe, die Geschlechter, Vertreter aus verschiedenen Stadtteilen. Wir wollen keine Ein-Thema-Partei sein."
Einer, der am Samstag immer wieder genannt wurde, steht auf dem Spitzenplatz der Liste: Oberbürgermeister Christian Schuchardt. Mit Schuchardt, der Mitglied der CDU ist, hatten Teile der Würzburger CSU zeitweilig gefremdelt, vor allem nach den verlorenen Bürgerentscheiden zum Mozart-Areal (2015) und Faulhaberplatz (2017). Davon kann inzwischen keine Rede mehr sein. Immer wieder war am Samstag zu hören, dass Schuchardt, der inzwischen von CSU und FDP/Bürgerforum erneut nominiert ist, den Stillstand in der Stadt beendet habe. Auch für die ehemalige Stadträtin Andrea Behr (Wahlperiode 2008-2014; jetzt Listenplatz 49) ist Schuchardt der Grund, erneut zu kandidieren.
Adolf Bauer sicherte sich guten Listenplatz
Spannend war im Vorfeld gewesen, auf welchem Listenplatz Adolf Bauer landen würde. Spätestens nach der Affäre um das kirchliche Wohnungsbauunternehmen SBW 2018 galt Bauer auch CSU-intern als angeschlagen und nicht mehr automatisch als Kandidat für die vordersten Listenplätze. Bauer, der sich nach der Abstimmung gegenüber dieser Redaktion sehr zufrieden über seinen Listenplatz vier (2014: Platz zwei) zeigte, hatte bei der Kandidatenvorstellung erkennen lassen, dass der gute Platz für ihn wohl tatsächlich kein Selbstläufer gewesen war. "Wer mit Herzblut hinter dieser Stadt steht, der muss kämpfen", hatte Bauer gesagt und hinzugefügt: "Zwietracht lohnt sich nicht, nur Einigkeit lohnt."
Gleich hinter Bauer kandidiert mit der 20-jährigen Studentin Rena Schimmer die jüngste Bewerberin, die damit das geschlossene Feld der amtierenden Mandatsträger unterbricht. Diese nehmen die vorderen 14 Plätze ein, darunter auf den Plätzen zwei und drei Kreischefin Bötsch und Fraktionschef Roth. Das Durchschnittsalter der Kandidaten liegt bei 49 Jahren. 44 Prozent sind weiblich, unter den ersten 30 Bewerbern liegt der Frauenanteil bei 50 Prozent. Allein acht Bewerber kommen aus der Hotel- und Gastrobranche, die meisten Kandidaten sind im sogenannten vorpolitischen Raum (Vereine und Verbände) gut vernetzt. Mit Damian Dombrowski (Platz 22), Direktor der Neueren Abteilung des Martin von Wagner-Museums, tritt auch ein prominenter Vertreter aus dem Bereich Wissenschaft/Kultur an.
Willi Dürrnagel nahm an der Versammlung nur als Gast teil
Nicht mehr auf der Liste und inzwischen auch nicht mehr CSU-Fraktionsmitglied ist Willi Dürrnagel. Der 72-Jährige hatte rund um die Kreisvertreterversammlung wohl die merkwürdigste Rolle. Denn Dürrnagel, obwohl als Stadtrat inzwischen bei Jürgen Webers Würzburger Liste, ist nach wie vor Mitglied der CSU und dort sogar im Kreisvorstand. In dieser Eigenschaft hatte er am Freitag zwar an der Kreisvorstandssitzung teilgenommen, die Sitzung aber vorzeitig verlassen. Somit musste er auch nicht mehr über den Listenvorschlag abstimmen, auf dem er nach dem Willen der CSU-Spitze nicht mehr stand. Am Samstag hielt er sich ebenfalls zurück, nahm nur kurz zu Beginn und am Ende an der Versammlung teil, und das auch nur als Gast: "Wenn es Gegenstimmen gibt, heißt es sonst wieder, ich war's."
Auf die Debatte um Dürrnagel und dessen Abstimmungsverhalten im Stadtrat war auch Fraktionschef Wolfgang Roth in seinem Rechenschaftsbericht kurz eingegangen. "Wenn man mal auf die anderen größeren Fraktionen schaut, auf SPD und Grüne, dann stellt man fest, dass dort kaum unterschiedlich abgestimmt wird." Das sei bei der CSU "Gott sei Dank anders". Lediglich bei "wichtigen Entscheidungen" gebe es vorab in der Fraktion eine Beratung und danach eine Vorabstimmung. Da sei es Konsens, dass "die Unterlegenen die Entscheidung mittragen". Und im Wahlkampf wolle die CSU ihren Kandidaten "mehr Freiraum" geben als früher, sagte Fraktionschef Roth gegenüber dieser Redaktion.
CSU-Übermutter Barbara Stamm, die nach der Listenabstimmung von einem "großartigen Ergebnis" sprach, wusste indes, was sie ihren Parteifreunden mit auf den Weg zur Wahl am 15. März mitzugeben hat: "Ab heute wird nur noch gut übereinander geredet!"
Ich werde nächsten Jahr jedenfalls nur einige wenige Stimmen verteilen an Euch vergeben und nach eigener Einschätzung PERSÖNLICHKEITEN anderer "Fakultäten" berücksichtigen, aber sicher keine Wendehälse.
Gratulation, wenn solche Leute im Stadtrat Politik für uns Bürger in Würzburg machen sollen...merkt ihr selbst oder liebe CSU?
Wahnsinn wenn man sich diese Liste durchliest!