In der Würzburger Zellerau fiel eine Baustelle Anfang des Jahres besonders auf: In den Räumlichkeiten der ehemaligen Bäckerei Steigerwald haben jede Menge Leute über sieben Monate lang gehämmert, Fliesen verlegt und fleißig gestrichen. Das Ziel war es, ein Stadtteilcafé entstehen zu lassen, das auf Nachhaltigkeit, Gemeinschaft und Kultur setzt. Mit einer Verspätung von rund drei Monaten hat das "Viertelcafé" dann Ende Februar eröffnet. Doch haben sich all die Mühen gelohnt?
Fast im Dreiklang bejahen drei junge Frauen diese Frage im Gespräch mit dieser Redaktion. Nina Ditterich und Leila Quist sind Gründungsmitglieder des gemeinnützigen Vereins "Viertelkultur", der das Café betreibt und Träger ist. Musikerin Eva Wienczny ist seit sieben Monaten dabei. "Solch ein Café hat in dem Viertel gefehlt", meint sie. Glück hatten sie laut eigener Aussage vor allem mit der Immobilie. Der Vermieter hätte Vertrauen in das Projekt gehabt und entschied sich nicht für ein Wettbüro, sondern eben für das ambitionierte Projekt der damals noch zahlenmäßig übersichtlichen Vereinsmitglieder. Die Schlüssel dafür haben sie im Sommer 2018 bekommen und konnten mit den Arbeiten anfangen. "Das wichtigste ist der Optimismus gewesen, wir sind ja kein Hochleistungsbetrieb", so Wienczny.
Unter Hochleistung haben alle Beteiligten dennoch während des Umbaus gearbeitet. Alle drei erinnern sich daran, wie immer wieder Passanten neugierig durch das Schaufenster geschaut haben, um zu erahnen, was in der Sedanstraße passiert. Das sei heute immer noch so.
Es gibt noch viel zu tun
Aus allgemeiner Neugierde konnte der Verein auch seinen Nutzen ziehen. Mittlerweile hat er circa 200 Mitglieder, 28 arbeiten beim Café mit – ehrenamtlich neben dem Studium oder Beruf. Sie backen, kümmern sich um den Service oder erledigen den nötigen Papierkram – und zwar meist dann, wenn das Café am Montag geschlossen hat. Und auch nach dem Umbau ist noch einiges zu tun. "Wir würden gerne die Küche noch besser ausstatten", sagt Leila Quist.
Geld konnte der Verein bisher über Spenden und eine Crowdfunding-Kampagne (Gruppenfinanzierung) sammeln. Er beschrieb sein Vorhaben auf einer speziellen Internetseite und hatte auf dieser um finanzielle Unterstützung gebeten. Über 11 500 Euro kamen auf diese Weise zusammen. Damit konnten dann die ersten Mieten, Regale, Küchengeräte und beispielsweise auch Gemüsekisten finanziert werden.
Team setzt auf Regionalität
Jetzt versucht das Café, anfallende Kosten nicht nur über Spenden, selbstgemachten Kuchen und Kaffee zu stemmen, sondern hat in einem Bereich der Räume einen kleinen Unverpackt-Laden eingerichtet. "Damit wollen wir zeigen, dass die Versorgung auch regional klappen kann", sagt Mitglied und Studentin Nina Ditterich. Dort gibt es beispielsweise nicht nur Gemüse, sondern auch Zahnpasta und Waschmittel ohne Plastik-Verpackung. Für die umweltfreundliche Fortbewegung steht seit kurzer Zeit ein Elektro-Lastenrad namens "Friedrich" bereit, das über die Initiative Freies Lastenrad Würzburg gebucht werden kann. In der Stadt gibt es aktuell sieben weitere Lastenräder der gleichen Art.
Die vergangenen Monate waren für die Beteiligten des Vereins laut eigener Aussage erfolgreich. Und an Plänen für die Zukunft mangelt es nicht. So soll es weiterhin mehrere kleine Konzerte im Monat geben, zusätzlich sei geplant, Menschen mit Behinderung eine Möglichkeit zu geben, im Café zu arbeiten. Nina Ditterich: "Wir möchten, dass es eine Marke wird. Kreative Köpfe voller Ideen haben wir dafür auf jeden Fall".