
17.50 Uhr im Würzburger Ratskeller. Oliver Jörg sagt: „Ich bin total relaxt.“ Wirklich? Zumindest macht er nach außen diesen Eindruck. Auch ein paar Minuten später, als der CSU-Balken auf dem Fernsehschirm bei 35 Prozent landet – keine Regung beim Würzburger CSU-Kandidaten. Entspannt schlägt er sein linkes Bein über das rechte. Noch hofft er, dass er wieder in den Landtag gewählt wird – wohlwissend, dass es an diesem Abend ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem Grünen-Kandidaten Patrick Friedl geben wird.
Dieser liegt laut ersten Prognosen kurz nach 18 Uhr weit vor Jörg. „Es wird nicht besser für Würzburg und schon gar nicht für die Uni, wenn ein Grüner die Interessen der Stadt im Landtag vertreten wird“, gibt sich Elisabeth Rinke aus Würzburg pessimistisch. „Dann kann man einpacken“, sagt CSU-Mitglied Sebastian Scheder.
Jörg will das Ergebnis abwarten
„Mittelmaß“ kommentiert Bernd Mölter das bayernweite Abschneiden der CSU. Seine Ehefrau Sandra wirkt ein wenig erleichtert: „Auf den ersten Blick hätte es nicht schlechter kommen können“, sagt sie und ist froh, dass es wohl ohne die CSU keine Regierung geben wird. Und für den Fall, dass Oliver Jörg nicht mehr im Landtag vertreten wäre, sieht sie schwarz für Würzburg und seine Universität.
Kurz vor halb acht sind gerade einmal zehn der 168 Stimmbezirke ausgezählt. Jörg hat sich mit seinen Kindern in eine Ecke des Ratskellers zurückgezogen. Er verfolgt die Ergebnisse auf dem Telefon. Es sieht nicht gut aus für ihn. Patrick Friedl, der Grüne, liegt fünf Prozentpunkte vorne. Kommentieren will er das noch nicht. „Abwarten“, sagt er.
Erste Wahlanalysen
Dafür kommentiert er das bayerische CSU-Gesamtergebnis. Woran lag's? „Das ist ganz schwierig“, sagt er. „Den Volksparteien gelingt es nicht mehr, mit ihrer inhaltlichen Breite die Menschen zu binden.“ Und bundespolitisch sei auch nicht alles so „glücklich gelaufen“, sagt er. Das ist auch das Fazit des CSU-Bundestagsabgeordneten Paul Lehrieder: „In den Gremien wird jetzt sicherlich Tacheles geredet“, sagt er. Den Rücktritt des Parteivorsitzenden Seehofer traut sich an diesem Abend aber niemand zu fordern. Und was wird aus Oliver Jörg, sollte er nicht wieder in den Landtag gewählt werden. Landrat? „Schwachsinn“, sagt er. Und OB? „Schwachsinn im Quadrat.“
Ein Seehofer, der seine Meinung häufiger wechselt als die Oberhemden, ein Söder, der mit Kreuzerlassen meint, christliche Werte demonstrieren zu können, ein Dobrindt, zu dem man sowenig sagen muß wie zur unsäglichen Frau Bär... Wer bitte soll diese Politiker denn noch als Volksvertreter ernstnehmen? Auch der Schlichteste hat nun kapiert, daß es manchem Mandatsträger nur noch um eigene Interessen geht und die Probleme, um es wirklich zuhauf gibt, einfach ignoriert werden. Gottseidank waren aber 90% nicht hirnverschwurbelt genug, um auf äusserst platte Parolen hereinzufallen.
Was Herrn Jörg angeht, so darf er sich damit trösten, daß noch fast immer die "durchgefallenen" Würzburger CSUler trotz allem steile Karriere gemacht haben. Mit Frau Stamm geht eine der letzten wirklichen Persönlichkeiten, gönnen wir ihr einen angenehmen (Un-?) Ruhestand.
Schau mer mal, wies weitergeht...
( fliegt aus dem Landtag ) ja ist er denn ein Flieger ?? ……… ; wo Sie - als Zeitung -
eigentlich diesen Mann über die Jahre * immer fair " behandelt " haben ?? !! *
Diese Überschrift liest sich komisch - hämisch !!