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Würzburg
Würzburger Kinderpornografie-Fall: Was Eltern tun können
Die Würzburger Berufsgruppe gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen wendet sich in einem Info-Text an verunsicherte Eltern. Sie beantwortet darin wichtige Fragen.
Elisabeth Kirchner von Wildwasser Würzburg, Verein gegen sexuelle Gewalt an Mädchen und Frauen, beantwortet Fragen verunsicherter Eltern.
Foto: Thomas Obermeier | Elisabeth Kirchner von Wildwasser Würzburg, Verein gegen sexuelle Gewalt an Mädchen und Frauen, beantwortet Fragen verunsicherter Eltern.
Bearbeitet von Christine Jeske
 |  aktualisiert: 27.04.2023 08:06 Uhr

Elisabeth Kirchner vom Würzburger Verein "Wildwasser" hat nach Bekanntwerden des aktuellen Falls von Kinderpornografie und sexuellem Missbrauch einen Informationstext für Eltern und auch für Fachkräfte entworfen. Er wurde mit Hinweisen von der Polizei ergänzt und im Namen der Berufsgruppe gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen Würzburg, ein Kooperationskreis verschiedener Beratungsstellen und Institutionen,  ergänzt und nun veröffentlicht, informieren Kirchner sowie ihr Kollege Hans-Peter Breuner von der Würzburger "pro familia" Fachberatungsstelle. Im Text werden die häufigsten Fragen von Eltern von der Berufsgruppe beantwortet. Zum Beispiel:

Wie können Eltern herausfinden, ob ihr Kind von Übergriffen betroffen ist?

Es gibt keine eindeutigen Anzeichen, die auf sexualisierte Gewalterfahrung schließen lassen - und meistens auch keine körperlichen Folgen. Die betroffenen Kinder würden vielmehr Ängste entwickeln oder Erlebtes nachspielen. Wenn Eltern Auffälligkeiten bei ihren Kindern beobachten und dazu Fragen haben, können sie sich damit an die verschiedenen Beratungsstellen wenden.

Was können Eltern tun, wenn unklar bleibt, ob ihr Kind betroffen ist? Wie können sie damit umgehen?

Die Beratungsstellen raten in diesem Fall Unterstützung in Ihrem Umfeld und bei Vertrauenspersonen zu suchen, die die Ungewissheit mit ihnen gemeinsam aushalten. Eltern sollten sich klar machen, dass die Gefahr bezüglich des Beschuldigten nun vorüber ist, da er inhaftiert wurde. Deshalb sollten die Kinder so behandelt werden wie immer.

Sollen Eltern aktiv mit ihrem Kind über den Vorfall sprechen oder nur, wenn es fragt?

Da im aktuellen Fall umfangreiche Ermittlungen der Polizei laufen, könnten einige Kinder möglicherweise noch befragt werden, sagt Elisabeth Kirchner. In Kooperation mit der Polizei empfehlen die Beratungsstellen unter anderem:

"Befragen Sie Ihr Kind nicht aktiv zu den Vorfällen und benennen Sie keine möglichen Tathandlungen in Verbindung mit dem Beschuldigten. Kinder könnten sonst im Rahmen von polizeilichen Befragungen auch Inhalte erzählen, die sie nur aus Erzählungen oder Gesprächen über den Beschuldigten erfahren haben. Diese Aussagen könnten dann eventuell nicht mehr verwertet werden."

Ein weitere Empfehlung ist: Wenn das Kind mit dem beschuldigten Logopäden in Kontakt war, sollte das Kind ehrlich darüber informiert werden, weshalb nun keine Termine mehr stattfinden; zum Beispiel: "X. kommt nicht mehr, weil er im Gefängnis ist. Die Polizei denkt, dass er etwas Schlimmes gemacht hat, das verboten ist und untersucht das gerade alles. Darüber sind wir erst sehr erschrocken, aber nun sind wir sehr froh, dass die Polizei das herausgefunden hat und jetzt die Kinder beschützen kann."

Werden betroffene Kinder ihr Leben lang unter den Folgen zu leiden haben?

Nicht alle Kinder werden durch sexuellen Missbrauch traumatisiert. Wenn sie Schutz und Unterstützung erfahren, die Übergriffe nicht über Jahre gingen und die Handlungen nicht schwerwiegend gewesen sind, können den Experten zufolge viele Kinder die Erlebnisse auch gut verarbeiten. Kinder, die über längere Zeit schweren sexuellen Missbrauch erleiden mussten, brauchen laut Elisabeth Kirchner in der Regel professionelle Hilfe zur Verarbeitung, sie hätten aber auch gute Chancen, die Gewaltfolgen zu bewältigen.

Was kann ich tun, damit meinem Kind so etwas nicht (wieder) passiert?

Die Beratungsstellen weisen darauf hin, dass es keine Garantie für eine Kindheit ohne Gewalterfahrung gibt. "Man sieht es keinem Menschen an, was in ihm oder ihr vorgeht und es jemand sein könnte, der plant sexualisierte Gewalt auszuüben oder dies bereits tut." Eltern könnten jedoch sich und Ihr Kind vorbeugend stärken und ermutigen sich anzuvertrauen. Auch Vorschulkindern könnten Informationen über sexuelle Gewalt gegeben werden. Beispielsweise: "Es gibt Erwachsene, die Jungen und/oder Mädchen am Penis oder an der Scheide anfassen oder wollen, dass die Kinder sie da auch anfassen. Das dürfen sie nicht. Manche sagen dann, das ist ein Geheimnis. Aber solche Geheimnisse sind blöd. Wenn jemand so was macht, ist es gut, wenn du das mir/uns sagst, damit wir dich schützen können."

Hans-Peter Breuner von 'pro familia'.
Foto: Pat Christ | Hans-Peter Breuner von "pro familia".

Woran erkenne ich, ob die Einrichtung, in die ich mein Kind gebe, sicher ist?

Auch hier gibt es den Experten zufolge keine Garantien, aber Bausteine, die für möglichst viel Sicherheit sorgen. Eltern könnten nach einem Schutzkonzept fragen oder sich erkundigen, was getan wird, um Gewalt zu verhindern. Eltern sollten nachfragen oder sich beschweren dürfen, wenn etwas ihnen seltsam vorkommt und wenn ihr Kind entsprechende Äußerungen macht. Gleichzeitig sollten Sie nun nicht überall Missbrauch wittern. Denn Kinder bräuchten auch Vertrauenspersonen außerhalb der Familie. "Es wäre gar nicht gut, wenn nun alle Kinderpfleger und Erzieher oder Übungsleiter unter Generalverdacht gestellt würden. Es ist so wichtig, dass auch kleine Kinder männliche Bezugspersonen haben können, denen ihre Eltern vertrauen", so Elisabeth Kirchner und Hans-Peter Breuner. Diese dürften auch schwul oder lesbisch sein. Kinder sollten laut Informationstext "nicht spüren, dass ihre Eltern ihrem Erzieher mit Argwohn oder gar Angst begegnen. Ein Klima des Misstrauens wird eher schädlich als förderlich sein. Kinder brauchen eine Umgebung, die ihnen Sicherheit und Vertrauen bietet, dazu können Sie als Eltern beitragen".

Der komplette Text, der auch Informationen für Fachkräfte enthält, steht online unter www.wildwasser.de oder unter www.profamilia.de/bundeslaender/bayern/beratungsstelle-wuerzburg.html

Zur Berufsgruppe gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen Würzburg gehören unter anderem die Erziehungsberatungsstellen der Stadt Würzburg (Heuchelhof und Lindleinsmühle) sowie  des Sozialdienstes katholischer Frauen (SKF) und des Evangelischen Beratungszentrums (EBZ). Alle Mitglieder der Berufsgruppe sowie die Kontaktmöglichkeiten sind im Internet abrufbar unter www.berufsgruppegegensexuellegewalt.de/kontakte-und-adressen/

Broschüren, die Eltern in einer präventiven Haltung unterstützen, sind zum Beispiel: Extrabrief des Arbeitskreis ANE (Arbeitskreis neue Erziehung): „Kinder stark machen - sexuellem Missbrauch vorbeugen“. Internet: www.ane.de/bestellservice/sexueller-missbrauch Oder: Trau dich“, Bundesweite Initiative zur Prävention des sexuellen Kindesmissbrauchs. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Ratgeber für verschiedene Zielgruppen: www.trau-dich.de

 
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Kommentare
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  • Barbara
    wie können Eltern festetellen ob die Einrichtung....... wie erbärmlich ist das denn?? Mich würde viel mehr interessieren, was mit diesen Menschen geschieht?? Die so beliebt sind, jedoch sich an Kindern vergreifen??? Welche Strafe sieht unser Gesetzbuch hierfür vor?? Da diskutiert man sich über eine Polizeikontrolle am Kulturspeicher dämlich, und hier, wo in der Tat Kinder zu Schaden gekommen sind....diskutiert man wie man eine Einrichtung für sein Kind findet??? Alles mehr als merkwürdig, doch man muss immer mehr feststellen, dass wir in Deutschland Täterschutz betreiben anstelle Opferschutz !!!!!!!!!
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