Für Edda Weise sind es herausfordernde Tage, und wer sie am Telefon sprechen hört, der spürt ihre Anspannung, ihre Sorge, aber auch ihren festen Willen, für Kinder und Mitarbeiter da zu sein. Die Würzburger Dekanin der evangelischen Kirche ist als Krisenmanagerin gefragt, seit am Donnerstag die ungeheuerlichen Vorwürfe bekannt wurden. Die Kita, die am Würzburger Heuchelhof durchsucht wurde und in der einer der zunächst Verhafteten in leitender Funktion tätig ist, steht unter der Trägerschaft einer evangelischen Kirchengemeinde.
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Der Mitarbeiter war zwar am Donnerstag von der Polizei wieder auf freien Fuß gesetzt worden, weil sich der Verdacht der Verbreitung von Kinderpornografie sowie des sexuellen Missbrauchs von Kindern gegen ihn nicht erhärtet habe, so die Ermittler, dennoch ist "diese Person bis auf weiteres vom Dienst freigestellt", so Weise. Sein Lebenspartner war neben anderen Kindereinrichtungen auch an dieser Kita als Logopäde tätig. Auf der Homepage war er als Unterstützer des Kita-Teams aufgeführt worden, seit Freitagnachmittag ist die Kita-Website allerdings nicht mehr erreichbar. Dieser Mann, der nach Informationen dieser Redaktion 37 Jahre alt sein soll, sitzt weiter in Untersuchungshaft und gilt als Hauptverdächtiger.
Regionalbischöfin Bornowski ist in Krisenarbeit eingebunden
"Wir sind bestürzt und erschüttert über die Vorwürfe, die im Raum stehen", so Weise. "Gerade vor diesem Hintergrund ist es wichtig, dass die Arbeit im Krisenteam professionell und mit weiteren Akteuren gut vernetzt wahrgenommen wird. Oberste Priorität hat die Sorge für das Wohl und die Sicherheit der uns anvertrauten Kinder." Zum Krisenteam gehören der Pfarrer, die Kita-Leiterin sowie Weise selbst. Für Gespräche mit Eltern und Mitarbeitern seien zudem Experten der Notfallseelsorge in Schulen hinzugezogen worden. Sehr hilfreich sei auch die Begleitung der Polizei gewesen.
Die Kita hat weiterhin geöffnet. "Von der Polizei wurde die klare Aussage gemacht, dass nicht gegen die Einrichtung, den Träger oder das Team ermittelt wird", so Weise. "Deswegen bleibt die Kita geöffnet und das Team führt seine Arbeit mit und für die Kinder und ihre Familien weiter. Das Team hat in den vergangenen Tagen Außerordentliches geleistet", sagt Edda Weise. Regionalbischöfin Gisela Bornowski sei in die Krisenarbeit einbunden und umfassend informiert.
Etwa 100 Personen waren beim Infoabend in der Kita
Sehr wichtig in der Aufarbeitung sei der Informationsabend für die Eltern am Donnerstagabend gewesen, an dem etwa 100 Personen teilgenommen haben. "Alle Mitarbeitenden, Leitung, Träger, Vertreter der Polizei und von Beratungsstellen standen für die Rückfragen der Eltern zur Verfügung", sagt Weise. "Für die Kinder ist jetzt wichtig, dass der normale Alltag aufrechterhalten wird." Viele Fragen seien beantwortet worden. Eltern sei geraten worden, "möglichst auch für Normalität daheim zu sorgen". Eine Thema an diesem Abend war auch, wie damit umzugehen sei, wenn Eltern Anzeichen für ein ungewöhnliches oder beunruhigendes Verhalten bei ihrem Kind wahrnehmen. Die intensive Begleitung der Eltern soll in der kommenden Woche fortgeführt werden.
Die Belastung für das Kita-Team sei hoch, aber es sei "professionell und einfühlsam mit der schwierigen Situation umgegangen" und habe gleichzeitig "den anspruchsvollen Betrieb eines integrativen Kindergartens aufrechterhalten".