Dem vierjährigen Jungen und dem fünfjährigen Mädchen, die als Pflegekinder bei dem jetzt wegen schweren sexuellen Missbrauchs verhafteten Mann und seinem Lebenspartner in Obhut waren, geht es den Umständen entsprechend gut. "Es haben sich keinerlei körperliche oder seelische Hinweise auf Missbrauch ergeben", teilt Georg Wagenbrenner, der Sprecher der Stadt Würzburg, auf Nachfrage der Redaktion mit. Die beiden Kinder waren unmittelbar nach dem Zugriff der Polizei von Mitarbeitern der Stadt Würzburg aus der Pflegefamilie geholt und wenig später zur ärztlichen Untersuchung der Rechtsmedizin der Universität vorgestellt worden.
- Lesen Sie auch: Kinderpornografie-Fall: Was wir wissen und was nicht
- Lesen Sie auch: Missbrauchsbeauftragter rät Eltern zu präventivem Misstrauen
Das städtische Jugendamt arbeitet in dem Fall nach eigenen Angaben umfassend mit den Ermittlungsbehörden zusammen. Im Sozialreferat wurde eine Task Force eingerichtet. Die Mitarbeiter dort sollen vor allem auch die Fragen von besorgten Eltern beantworten. Für nächste Woche sind Informationsabende in den Einrichtungen in den Stadtteilen Zellerau und Heuchelhof geplant, in denen der Verdächtige als Logopäde oder Übungsleiter tätig war. Gerade im Umgang mit behinderten Kindern galt der 37-Jährige als fachlich sehr versiert.
Verdächtiger war seit 2014 Pflegevater
Der Inhaftierte und sein Partner hatten sich laut Rathaus bereits 2012 beim Pflegekinderdienst der Stadt Würzburg beworben. Nach einem "umfänglichen Prüfverfahren" wurden die beiden für geeignet befunden und dann 2014 erstmals als Pflegeeltern eingesetzt. Sie waren das einzige schwule Pflegeeltern-Paar in Würzburg und unterlagen dabei "selbstverständlich" den gleichen Anforderungen und Überprüfungen wie andere Pflegeeltern auch, heißt es bei der Stadt.
So hätten der 37-Jährige und sein Partner unter anderem detaillierte Lebensläufe, Einkommensnachweise, Gesundheitszeugnisse und "erweiterte Führungszeugnisse" vorlegen müssen. Mit dem Paar seien unter anderem drei umfassende persönliche Gespräche geführt worden, sie hätten sich für Pflegeeltern-Seminare anmeldet und man habe bei Hausbesuchen auch die häusliche Umgebung begutachtet. Zu Beginn der Pflegeelternschaft hätten dann über mehrere Monate "wöchentliche, mehrstündige Hospitationen (Spielstunden)" zu Hause bei der Familie stattgefunden.
Aktuell leben 98 Kinder in Würzburg in Pflegefamilien
Auch später habe es sechs- bis achtmal im Jahr persönlichen Kontakt zum Jugendamt gegeben, Mitarbeiter des Pflegekinderdienstes kamen auch in die Kindertagesstätte, die das Mädchen und der Junge besuchten. Außerdem habe die Familie regelmäßig unter anderem an Pflegefamilienausflügen und Fortbildungsveranstaltungen teilgenommen. Verdachtsmomente gab es dabei offensichtlich nicht. Aktuell werden 98 Mädchen und Buben, für die Jugendamt Würzburg verantwortlich ist, in Pflegefamilien betreut. Bislang habe man noch nie Kinder wegen des Verdachts des sexuellen Missbrauchs aus einer Pflegefamilie holen müssen, sagt Rathaus-Sprecher Wagenbrenner.
In städtischen Kindertageseinrichtungen waren der Tatverdächtige und sein Lebenspartner nach Auskunft der Stadt nicht tätig. Dort gab es auch keine Durchsuchungen. Unbefugte hätten im Übrigen keinen Zutritt zu den Kindergärten und -horten. Nur eigens benannte Berechtigte dürften die Kinder bringen und holen. Die Stadt schule ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter regelmäßig zum Vorgehen bei Verdacht auf sexuelle Gewalt. Zudem müssten auch sie in regelmäßigen Abständen erweiterte polizeiliche Führungszeugnisse vorlegen.
Sozialdienst katholischer Frauen: (0931) 4190461
Diakonie: (0931) 305010
Pro Familia: (0931) 460650
Wildwasser: (0931) 13287