Ein Ende der Ermittlungen im Würzburger Kinderpornografie-Fall ist noch lange nicht in Sicht. Die Eltern der Buben, die ein 37-jähriger Logopäde in Würzburg betreut und trainiert hat, müssen weiter mit der Ungewissheit leben, nicht zu wissen, ob ihr Kind zu den Opfern des schweren sexuellen Missbrauchs gehört, dessen der Mann verdächtigt wird. Seine Taten soll der Beschuldigte gefilmt und anschließend im Darknet verbreitet haben.
Ermittler untersuchen dreistellige Zahl an Datenträgern
Die Beamten der Sonderkommission bei der Kriminalpolizei in Würzburg seien mit Hochdruck dabei, die bei Hausdurchsuchungen sichergestellten Laptops, Computer, Handys, DVDs und USB-Sticks auszuwerten. Untersucht werden müsse eine dreistellige Zahl an Datenträgern mit einer Speicherkapazität von mehreren Terabyte, so Christian Schoor, der Sprecher der zentralen Staatsanwaltschaft Cybercrime Bayern in Bamberg, die die Ermittlungen leitet. "Das ist eine enorme Datenmenge – mehr als zunächst gedacht."
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Ein Terabyte entspricht mehr als einer Million Megabyte. Wenn man weiß, dass ein gut aufgelöstes Foto zwei bis vier Megabyte umfasst, lässt sich die Dimension der Ermittlungsarbeit erahnen. Zumal die sogenannten IT-Forensiker, das sind Spezialisten für Datenanalyse, nicht nur nach gespeichertem Material suchen, sondern auch versuchen, eventuell bereits früher gelöschte Dateien wiederherzustellen. Christian Schorr: "Das alles kostet viel Zeit und Geld." Unterstützung komme von Experten des Landeskriminalamts.
Verdächtiger schweigt weiter
Erschwert wird die Identifikation möglicher Opfer dadurch, dass der mutmaßliche Täter dem Vernehmen nach keine Gesichter seiner Opfer gefilmt hat und darüber hinaus sehr bemüht war, Tatorte und Tatzeitpunkte zu verschleiern. Kripo-Beamte sind derweil im Gespräch mit Eltern, deren Söhne in Kontakt mit dem 37-Jährigen waren, um mögliche Hinweise beispielsweise auf körperliche Merkmale und Kleidungsstücke zu bekommen und mit den gesicherten Fotos und Videos abzugleichen.
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Leichter machen würde es den Ermittlern, wenn der Tatverdächtige mit ihnen kooperieren würde. Nach Auskunft von Schorr aber schweigt der 37-Jährige weiter zu den Vorwürfen.
Stadt berät verunsicherte Eltern
Unterdessen hat das städtische Sozialreferat gemeinsam mit den Erziehungsberatern verschiedener Sozialeinrichtungen Informationsabende in den drei Würzburger Kindertageseinrichtungen veranstaltet, in denen der Logopäde tätig war. Hauptziel war es "verunsicherte Eltern zu stützen und zu begleiten", so Stadtsprecher Georg Wagenbrenner. Auch anderen Einrichtungen habe man präventiv Handlungsempfehlungen zur Sicherung des Kindeswohls gegeben. Darüberhinaus berate man Mütter und Väter in Einzelgesprächen.
Patienten der Logopädie-Praxis, in der der Tatverdächtige behandelte, stehen derweil weiter vor verschlossenen Türen.