"Ich finde das toll", so lobte Markus Söder am Rande des CSU-Starkbieranstichs in Kürnach im Februar den Facebook-Auftritt der Würzburger Direktkandidatin seiner Partei. Dem Ministerpräsidenten war das Foto der 54-Jährigen aufgefallen, das sie kopfüber beim Stangentanz zeigt. Pole Dance ist der Lieblingssport der Zahnärztin.
Was will sie mit diesem Foto und dem Text "Wer kann, der kann" sagen? Andrea Behr: "Dass man auch über seine Grenzen gehen und dann alles schaffen kann." Sie wolle eine "Art Vorbild" für andere sein und sich so präsentieren wie sie ist, erklärt sie im Gespräch mit der Redaktion in einem Café in der Augustinerstraße.
Sie erzählt, dass sie zu einer selbstbewussten Frau erzogen wurde. Ihre Mutter habe Gleichberechtigung gelebt. "Eine Frau muss alles dürfen, was sie möchte", beschreibt die Würzburger Zahnärztin, die 1997 die Praxis ihres Vaters übernommen hat, ihr Frauenbild. Eine Benachteiligung von Frauen in der Gesellschaft dürfe es nicht geben. 2008 gründete Andrea Behr eine Regionalgruppe des Bundesverbandes für Frauen in Business und Management, in dem sich Geschäfts- und Karrierefrauen vernetzen und gegenseitig unterstützen.
Fleißig im Wahlkampf
Gelobt wird die Würzburgerin in ihrer Partei auch für ihren Fleiß. Um das Würzburger Direktmandat für die CSU zurückzuholen, ist sie seit Monaten auf Tour, besucht Ortsverbände, Vereine, Unternehmen. Mehrere Fotos postet sie täglich davon. "Ohne meinen Mann, der mir in unserer Praxis den Rücken frei hält, ginge das nicht", sagt Behr. Für die Unterstützung ist sie dankbar.
Bei diesen Terminen geht sie offen auf Menschen zu. Sie ist freundlich, fragt nach, hört zu und lächelt viel. Beim Haustür-Wahlkampf habe sie mit Menschen diskutiert, die mit der Aussage "ich wähle eh die AfD" die Tür wieder schließen wollten. Nach ihrer Beobachtung seien das häufig "Frust-Wähler", die man abholen könne, wenn man sich deren Sorgen und Nöte anhöre. Denn im Gespräch habe man festgestellt: "Wir sind doch gar nicht so weit auseinander. Ich möchte doch auch, dass meine Töchter nachts durch den Park nach Hause laufen können."
Wenn sich Andrea Behr öffentlich politisch äußert, kritisiert sie häufig die Ampel-Koalition. Ihre eigenen politische Inhalte sind nicht ganz einfach zu beschreiben. Als Mitglied des Würzburger Stadtrats ist sie seinerzeit nicht durch das Engagement für bestimmte Themen aufgefallen.
Warum war sie beim Christopher Street Day dabei?
Eine "politische Botschaft" hat sie laut eigenen Worten im Juni durch das Mitlaufen beim Würzburger Christopher Street Day verbreitet. Ihre Zahnarztpraxis war sogar Sponsor. Dieses öffentliche Statement setzte Behr im Wahlkampfjahr zum ersten Mal, die schwul-lesbische Szene liege ihr aber "sehr am Herzen". Sie berichtet von langen, persönlichen Kontakten. Aber auch davon, dass sie queere Begriffe wie "nichtbinäre Translesbe" als Bezeichnung für einen Mann ablehnt.
Eine konservativere Seite zeigt Behr durch ihr Engagement im Vorstand der Akademischen Damenverbindung Salia und des Arbeitskreises Würzburger Studentenverbindung (AKWV). Dieser warnte im vergangenen Jahr per Mail vor einem Schwarzen Studenten, der Rassismus in Burschenschaften kritisierte. Die Frage, ob sie Verbindungsmitglieder dazu aufgefordert hat, sich beim Vortrag des "linksradikalen Aktivisten einzuschleusen", beantwortet Behr nicht. Sie sagt: "Ich distanziere mich nicht vom Inhalt der Mail." Aber man hätte es "geschickter formulieren können".
Hunde bekommt man mit Leckerlis, Bürger mit Steuererleichterungen
Eigentlich will die CSU-Kandidatin ja auch "Zusammenhalten statt spalten". So steht es auf ihren Wahlplakaten. Was sie damit meint? "Wir müssen gegen den aktuellen Rechtsruck zusammenhalten." Außerdem sei es ein Appell an die Gesellschaft und die Parteien, sich nicht über Kleinigkeiten zu streiten, "sondern das große Ganze" zu sehen. "Das gilt für mich als Mensch in allen Bereichen."
Immer wieder kommt die 54-Jährige auf ihren Einsatz für die Organisation Förderkreis Clinic Santa Maria (Zahnärzte für Lateinamerika) in Bolivien zu sprechen, wo sie ehrenamtlich Zahnbehandlungen durchgeführt hat. Sie erzählt von der Armut, von den herzlichen Menschen und den Herausforderungen mit denen sie bei ihrem Einsatz konfrontiert war.
"Wenn das Wasser knapp ist, muss man sich das Wasser für den Toilettengang mit dem Eimer am Brunnen holen", berichtet Andrea Behr aus ihrer Erfahrung in Südamerika zum Thema Trockenheit und Klimawandel. Darüber will sie am Ende des Gesprächs noch sprechen. Denn Klimapolitik sei ihr wichtig. "Was mich stört, ist, dass es nur noch dieses Thema gibt, was an den Bedürfnissen der Menschen vorbei geht."
Der Klimawandel sei durch technologische Lösungen in den Griff zu bekommen. "Das wurde verschlafen." Allerdings seien nicht Verbote, sondern positive Anreize der richtige Weg: "Meinen Hund bekomme ich mit einem Leckerli, die Bürger mit weniger Steuern."
Matthias Heese, Vorsitzender des Fördervereins der Geriatrischen Rehabilitationsklinik der AWO
Wenn ich meinen Hund nicht grundsätzlich mit Anstand und Respekt behandle und seine Bedürfnisse stets im Blick habe, dann kann ich mir letztlich auch ersparen, sein Vertrauen durch das gelegentliche Hinschmeißen von Leckerlis erködern zu wollen!