Charlotte Schlossareck, Benita Stolz, Christine Bötsch und Renate Kleinhans sitzen öfter zusammen, als man es vermuten könnte. Zwar gibt es eine Bürgerforum-Grüne-CSU-SPD-Koalition im Stadtrat offizielle nicht. Gemeinsame Schoppen, regelmäßige Gespräche und Telefonate aber schon.
Integration, Partnerstädte und Kultur sind Themen, die fest in weiblicher Hand sind. „Wir arbeiten aber nicht nur in Ausschüssen und Arbeitskreisen zusammen, sondern auch außerhalb des Rathauses in verschiedenen Netzwerken,“ sagt Eva-Maria Fabisch-Uthe (SPD). Zum Beispiel im Arbeitskreis Würzburger Frauen und Frauenorganisationen (AWF) – daher kennt Fabisch-Uthe die neuen Stadträtinnen der Grünen. „Tolle Frauen. Auf die freue ich mich schon richtig.“
Eine davon ist Barbara Lehrieder, Teilzeit-Geschäftsführerin des AWF. Die 46-Jährige Würzburgerin will sich im Stadtrat vor allem für die Belange von Familien und Jugendlichen einsetzen. Sie hat selbst zwei Kinder, „die jetzt in dem Alter sind, dass ich mich gut lösen kann.“
Die andere „tolle Frau“ ist Silke Trost. Die 38-Jährige leitet die Offene Behindertenarbeit im Diakonischen Werk. „Der Beruf bringt es mit sich, dass mir soziale Themen am Herzen liegen.“ Auch für internationale Zusammenarbeit will sie sich engagieren – schließlich hat sie eine Zeit lang in Irland gelebt und gearbeitet.
Nur auf die klassischen Frauenthemen Soziales, Familie und ein bisschen Kultur wollen sich die Stadträtinnen aber nicht beschränken. Auch in der Projektarbeit und bei Finanzentscheidungen mischen sie mit und sitzen in den entsprechenden Ausschüssen.
„Frauen in bestimmten Positionen sollten zusammen halten“
CSU-Stadträtin Andrea Behr
Helga Hoepffner zum Beispiel ist Vorsitzende des Rechnungs-Ausschusses. „Wir haben heute einen guten Stand, das war 1990 noch anders“, sagt Hoepffner. Auch die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CSU schätzt die Zusammenarbeit mit ihren Geschlechtsgenossinnen sehr. „Wir tauschen uns aus und bereiten Themen vor,“ schildert sie die Arbeit an der „Cocktailfront“ bei der „offen geredet, aber nicht „getratscht“ werde. „Ich glaube wir Frauen vertrauen uns untereinander mehr, als es Männer tun.“
Auf Frauenpower vertraut auch die CSU-Neue Andrea Behr. Sie hat in Würzburg eine Regionalgruppe des BFBM (Bundesverband für Frauen in Business und Management) gegründet, in dem sich Geschäfts- und Karrierefrauen gegenseitig unterstützen. Die 38-Jährige Zahnärztin findet: „Frauen in bestimmten Positionen sollten zusammen halten“. Die Mutter von drei Kindern interessiert sich für Schule aber auch für Stadtentwicklung und freut sich darauf, „Dinge in Bewegung zu bringen“. Dass sie das künftig weniger zu Hause tut, sei für ihre Familie kein Problem: „Mein Mann ist koch-, kinder- und putztauglich.“
Die zweite CSU-Neue, Sonja Buchberger, interessiert sich für Kunst und Kultur, Soziales und Jugend und Umwelt- und Planung . Die 27-Jährige Apothekerin, die im Juliusspital arbeitet, kennt bislang erst wenige Kolleginnen aus den anderen Fraktionen. „Aber ich habe schon gehört, dass die Zusammenarbeit sehr gut ist.“