Bunter dürfte es auf Würzburgs Straßen in diesem Jahr nicht mehr werden: Mehr als 3000 Menschen haben am Samstag beim Christopher Street Day (CSD) unter dem Motto "One World – Equal Love" mit viel Musik und guter Laune, aber auch klaren politischen Botschaften ein Zeichen für Toleranz, gleiche Rechte und die Solidarität mit queeren Menschen weltweit gesetzt.
Aufgabe des CSD sei es unter anderem, die queere Gemeinschaft sichtbar zu machen und mit der Bevölkerung ins Gespräch zu kommen, betonte Helmut Metzner beim politischen Auftakt zum CSD am Vorabend im Ratssaal. Er ist der Vorstand der "Bundesstiftung Magnus Hirschfeld", die unter anderem die Aufgabe hat, der gesellschaftlichen Diskriminierung queerer Menschen entgegenzuwirken. "Mit dem CSD zeigen wir den Menschen, dass wir hier sind. Unsere Kritiker können wir durch nichts mehr provozieren als durch unsere gute Laune", betonte Metzner.
Der größte CSD in Würzburg seit vier Jahren
Das taten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des CSD am Samstag. Die Demonstration war mit mehr als 3000 meist jungen Menschen die größte in Würzburg seit vier Jahren, die Teilnehmerzahl ist ein neuer Rekord. Der Demozug begann in der Mittagszeit am Hauptbahnhof, von dort ging es bei strahlendem Sonnenschein zunächst durch die Fußgängerzone zu einer Kundgebung am Rathaus und dann weiter über den Mainkai und die Brücke der Deutschen Einheit zum großen Straßenfest auf den Mainwiesen.
Das Motto "Eine Welt – Gleiche Liebe" hatten die Veranstalterinnen und Veranstalter vom Queer Pride Würzburg e.V. gewählt, um auf die Situation queerer Menschen weltweit aufmerksam zu machen. In den USA werden die Rechte queerer Menschen durch neue Gesetze beschnitten, in fast 40 Prozent aller Länder ist Homosexualität immer noch strafbar, zuletzt wurde in Uganda sogar die Todesstrafe wieder eingeführt.
Selbstbestimmungsgesetz soll nun vom Bundeskabinett beschlossen werden
"Dabei geht es um die Auseinandersetzung Zukunft gegen Vergangenheit", sagte Helmut Metzner, der auch eine gute Nachricht mitgebracht hatte: Das von der Bundesregierung geplante neue Selbstbestimmungsgesetz soll am kommenden Mittwoch vom Bundeskabinett beschlossen werden. Es soll das teilweise verfassungswidrige Transsexuellengesetz ablösen.
"Wir wollen endlich eine Welt, in der jede Liebe gleich respektiert und akzeptiert wird", sagte Queer Pride-Vorstandsmitglied Axel Hochrein am Freitag im Ratssaal. Bei den politischen Forderungen der queeren Gemeinschaft "ging und geht es nie um Sonderrechte, sondern immer nur um die gleichen Rechte."
Dass Bayern laut einer Ankündigung der Staatsregierung nach der Landtagswahl am 8. Oktober als letztes deutsches Bundesland einen Aktionsplan für die Gleichstellung queerer Menschen bekommen soll, ist laut Hochrein nicht mehr als "Buhlen um Wählerstimmen". Skandalös sei es, dass die queere Community an der Erstellung des Aktionsplans nicht beteiligt werden soll.
Würzburg ist einige Schritte weiter als der Freistaat
Der bayerische Landesverband des Lesben- und Schwulenverbandes werde daher Anfang September einen eigenen Aktionsplan aufstellen und der Staatsregierung nach der Wahl vorlegen. Die einfachste politische Forderung wäre laut Hochrein: "Macht es überall so wie in Würzburg. Es ist vorbildlich, was hier in den letzten Jahren aufgebaut wurde."
Die Stadt ist einige Schritte weiter als der Freistaat: Im vergangenen Jahr wurde ein kommunaler Aktionsplan aufgestellt, das LSBTIQ Regenbogenbüro Unterfranken gegründet und der mit 1000 Euro dotierte Preis "Queer sein in Würzburg" ins Leben gerufen. "Würzburg will ein sicherer Ort für alle Menschen sein, egal wie sie leben und lieben. (…) Gleichstellung in allen Lebenslagen soll eine Selbstverständlichkeit sein", betonte Bürgermeister Martin Heilig (Grüne) in seinem Grußwort zum CSD.