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Würzburg
Wir über uns: "Wie geht es Ihnen?" - Was Leser antworten
Wie sehr leidet die Psyche in der Corona-Pandemie? Unser Aufruf an die Leserinnen und Leser findet große Resonanz. Chefredakteur Michael Reinhard über die Zuschriften.
Gemeinsam kommt man besser durch die Corona-Pandemie.
Foto: obs/CLARK | Gemeinsam kommt man besser durch die Corona-Pandemie.
Michael Reinhard
Michael Reinhard
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:24 Uhr

Liebe Leserinnen und Leser!

In der vergangenen Woche haben wir unsere Aktion „Wie geht es Ihnen?“ gestartet. Ich hatte Sie unter anderem gebeten, mir mitzuteilen, was Sie konkret für Ihre psychische Gesundheit tun, um möglichst schadlos durch die Pandemie und den aktuellen November-Lockdown zu kommen. Die Reaktionen auf diesen Aufruf sind überwältigend. Täglich erreichen mich auf unterschiedlichen Kommunikationskanälen Ihre Zuschriften. Dafür möchte ich mich herzlich bedanken.

Viele von Ihnen schildern teilweise auf berührende Art und Weise, wie sie mit dem Corona-Alltag klarkommen. Häufig ist dabei von Ängsten und psychischen Belastungen die Rede. „Ich persönlich fühle mich hin- und hergerissen zwischen Unsicherheit, Angst und ganz, ganz viel Zorn“, schreibt mir beispielsweise eine Leserin aus Haßfurt.

"Die Psychologen haben demnächst sicher viel zu tun."
Leserin Kathrin S.

Leserin Kathrin S. bekennt ganz offen: „Mir geht es zurzeit nicht gut. Den ganzen Tag Mund- und Nase-Bedeckung bei der Arbeit tragen, mit den Kindern singen, spielen, vorlesen ist ungeheuer anstrengend. “ Und das Beisammensitzen mit der Familie sei auch nicht möglich – nicht einmal jetzt, wo die Mutter gestorben sei. „Wir zwei Töchter haben insgesamt drei Kinder. Sind zusammen fünf Haushalte. Man darf sich nur mit einem weiteren Haushalt treffen. Denken die Politiker nicht über unser Seelenheil nach? Die Psychologen haben demnächst sicher viel zu tun.“

Leserin H. schreibt: „Was für eine schöne Idee, dass Sie uns als Leser auffordern, zu schreiben, wie Sie uns helfen können im Lockdown.“ Sie und ihr Mann pflegen eine 81-Jährige und eine „schwerst depressive Tochter“. Frau H. wünscht sich vor allem, „dass man uns als pflegenden Angehörigen eine Stimme gibt und wir auch mal betrachtet werden in dieser schweren Zeit“. Die Familie sei faktisch schon seit März von sozialen Kontakten ausgeschlossen. „Kaum einer kann sich vorstellen, was das mit einer Familie macht. Demenz, Depression, das alles müssen wir zu Hause bewältigen, fast alleine.“

Wir haben den Bad Kissinger Psychiater Dr. Joachim Galuska gefragt, was er Menschen empfiehlt, die in der schwierigen Coronazeit unter besonderem psychischen Druck stehen. „Als Gegenmittel wirkt Gesundheitskompetenz und Resilienz“, sagt Galuska. Resilienz heißt so viel wie Widerstands­fähigkeit gegenüber Lebenskrisen, Krankheiten, Belastungen. Galuska: „Sie ist nicht nur innere Stärke, son­dern letztendlich die Fähigkeit, sich selbst zu führen und sein eigenes Leben gemäß den eigenen Fähigkeiten und Werten zu gestalten.“

"Es geht uns in Deutschland doch noch recht gut."
Leser Klaus H.

Das ist ganz im Sinne einer 74-jährigen Leserin aus der Rhön. Sie schreibt: „Ich denke, dass man selbst - auch als alter Mensch - einiges tun kann, um mit Kreativität, einer gewissen Genügsamkeit und mit Gelassenheit durch diese Zeiten zufrieden und ausgeglichen zu kommen.“ Für sie und ihren Mann seien „die modernen Kommunikationsmittel ein großes Plus“. Beide freuen sich über Telefongespräche, „aber genauso über jede geschriebene oder gesprochene WhatsApp-Nachricht oder E-Mail, über die Bilder und Videos von den Kindern, den Enkelinnen, dem Urenkel, den Geschwistern, der weiteren Familie und den Freunden". Denn: "Unsere Vorfahren hatten diese Möglichkeiten nicht!“

Trotz aller Corona-Widrigkeiten rät Leser Klaus H: „Schaut doch mal in den Fernseher, hört Nachrichten im Radio oder lest eure Zeitung, ihr werdet ganz schnell feststellen, dass es uns in Deutschland doch noch recht gut geht.“  Er plädiert für mehr Geduld und Zuversicht: "Das meiste wird schlecht geredet und wir lassen uns anstecken von den Miesepetern – nein, liebe Leute, schaut mit Zuversicht und Freude in die Zukunft - sie wird gut.“

Möge der Optimismus von Klaus H. Sie alle anstecken, liebe Leserinnen und Leser.

Sie haben mir aber nicht nur berichtet, was Sie in der herausfordernden Pandemiephase beschäftigt und wie Sie damit fertig werden. Es gibt eine Reihe von Fragen rund um das Thema Corona, auf die Sie gerne eine Antwort von Experten hätten. Mehrere Redakteurinnen und Redakteure recherchieren momentan Ihre Anliegen. Wir werden in den kommenden Tagen darüber berichten. Und scheuen Sie sich nicht, mir weiterhin zu schreiben, was Sie in Sachen Corona bewegt. Die Adresse: red.chefredaktion@mainpost.de.

Wir werden uns auch künftig bemühen, im Sinne unseres Schweinfurter Lesers Martin K. „eine Stimme der Vernunft“ zu bleiben, „scharf in der Analyse und emotional mitfühlend in Kommentaren“.

Ich wünschen Ihnen weiterhin alles Gute, allen voran Gesundheit.

Herzlichst

Michael Reinhard

Chefredakteur

 
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