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Würzburg
Wir über uns: So helfen wir Ihnen durch den November-Lockdown
Experten sehen mit Sorge das Aufeinandertreffen von Corona-Angst und Winterblues. Deshalb ist es jetzt wichtig, dass wir füreinander da sind und uns gegenseitig helfen.
 Experten machen sich Sorgen um die mentale Gesundheit der Bevölkerung, wenn Corona-Angst und Winterblues aufeinandertreffen.
Foto: Vesa Moilanen |  Experten machen sich Sorgen um die mentale Gesundheit der Bevölkerung, wenn Corona-Angst und Winterblues aufeinandertreffen.
Michael Reinhard
Michael Reinhard
 |  aktualisiert: 01.03.2023 04:02 Uhr

Liebe Leserinnen und Leser, von heute an wird unser seit Monaten ohnehin schon aus den Fugen geratenes Alltagsleben weiter erheblich eingeschränkt: Bis Ende November müssen wir unsere Kontakte zu anderen Menschen auf ein Minimum reduzieren. Und nicht nur das. In Restaurants und Bars bleiben die Türen ebenso geschlossen wie in Kultur- und Freizeiteinrichtungen. Im Gegensatz zum Lockdown im Frühjahr dürfen diesmal wenigstens Schulen und Kitas geöffnet bleiben. Das ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass wir vor tristen und herausfordernden Wochen stehen. Experten sehen mit großer Sorge das Aufeinandertreffen von Corona-Angst und Winterblues. Eine Kombination, die einige Anstrengungen erfordern wird, damit wir psychisch gesund durch die dunkle Jahreszeit kommen werden.

Wir befinden uns in einer Phase der kollektiven Erschöpfung

Zumal sich Deutschland spürbar schon jetzt in einer Phase der kollektiven Erschöpfung befindet. Die allgegenwärtige Pandemie macht nicht nur Angst. Sie nervt, überfordert, reizt, verunsichert und laugt viele von uns aus. Problematisch wird es dann, wenn die eigene Belastungsgrenze dauerhaft überschritten wird. Im schlimmsten Fall kann dieser Zustand in einem Burnout münden. Kein Wunder, wenn sich weltweit wohl jeder innigst wünscht, dass dieses zerstörerische Virus endlich verschwinden möge. Doch diesen Gefallen tut uns SARS-CoV-2 nicht. Im Gegenteil. Ob durch die rasant steigenden Infektionen, ob in Gesprächen, in den Medien oder in der Politik – Corona dominiert unser Leben.

Michael Reinhard
Foto: Angie Wolf | Michael Reinhard

Da geht es uns in der Redaktion nicht anders als Ihnen. Auch wir verspüren immer mal wieder eine gewisse Corona-Müdigkeit. Als Journalisten ist es natürlich unsere Aufgabe, dieses Thema professionell und in bestmöglicher Qualität für Sie aufzubereiten. Alles Wichtige über das Virus und seine verheerenden Folgen zu recherchieren und darüber zu berichten. Hintergründe zu erläutern und Zusammenhänge zu erklären.

Wir sind uns bewusst, welch große Verantwortung das jeden Tag ist. Gerade vor dem Hintergrund, dass Corona-Leugner, Verharmloser und Verschwörungsmythiker die sozialen Netzwerke mit Fake News und Halbwahrheiten fluten und damit auch Sie, liebe Leserinnen und Leser, gelegentlich verunsichern. Es kostet uns nicht selten einige Mühe, diese sinnbildlich kontaminierte Spreu für unsere Berichterstattung vom Weizen zu trennen.

"Leute, besinnt euch auf eure guten Freunde!"
Psychiater Dr. Joachim Galuska

Wir sind aber nicht nur Journalisten, sondern auch Mütter, Väter, Alleinerziehende, Risikopatienten, Kinder von pflegebedürftigen Eltern. Und selbstverständlich bereitet die Pandemie uns in unterschiedlicher Ausprägung genauso Sorgen wie Ihnen. Es gibt kein Patentrezept, wie man all diese Herausforderungen stemmen kann, ohne psychisch zu erschöpfen. Mir hat gefallen, was der Psychiater Joachim Galuska (Heiligenfeld Kliniken) kürzlich in einem Interview mit unserer Redaktion empfohlen hat: Statt Social Distancing, also sozialer Distanz, brauchen wir jetzt soziale Unterstützung. Das heißt, Beistand zu geben, wenn es jemand nicht gut geht, er unter der Situation leidet. "Es ist wichtig", sagt Galuska, "dass wir füreinander da sind. Wohlgemerkt: Wir brauchen Vertrauen miteinander in der Welt, wir brauchen positive Beziehungen zueinander – gerade jetzt".

Füreinander da sein – für mich ist das der Schlüssel, um mental gut durch die Krise zu kommen. Klar weiß ich, dass das einfacher gesagt ist als in die Tat umgesetzt. Denn der Kitt für die sozialen Bindungen ist in den vergangenen Jahren merklich gebröckelt. "Dadurch, dass die Menschen immer mehr zu Einzelkämpfern werden, ist die soziale Unterstützung geringer geworden", stellt auch der Psychiater Galuska fest. Dennoch ist Freundschaft nach wie vor der wichtigste soziale Balsam für die Seele. Man muss diese allerdings aktiv pflegen. Joachim Galuska appelliert deshalb eindringlich: "Leute, besinnt euch auf eure guten Freunde, mit denen ihr auch über das Leben reden könnt, über eure Ängste, eure Sorgen, eure Hoffnungen und all das, was euch sonst noch am Herzen liegt. Versucht, das Leben zu spüren, zu reflektieren und gut miteinander zu sein. Das ist gelebte Prävention."

Schreiben sie uns ihre Fragen rund um die psychische Gesundheit

Mich würde interessieren, liebe Leserinnen und Leser, wie es Ihnen persönlich geht. Und was Sie konkret für Ihre psychische Gesundheit tun, um möglichst schadlos durch die Pandemie und den erneuten (Teil-)Lockdown zu kommen. Welche Fragen bewegen Sie in diesem Zusammenhang? Schicken Sie mir gerne, selbstverständlich auch vertraulich, Ihre Fragen und Anregungen (red.chefredaktion@mainpost.de) zum Thema psychische Gesundheit. Wir werden die besten Experten der Region bitten, darauf zu antworten.

Ich wünsche Ihnen einen entspannten Start in die erste Lockdown-Woche – und dass immer ein hilfsbereiter Mensch in Ihrer Nähe ist.

Herzlichst

Ihr Michael Reinhard, Chefredakteur

 
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