Der Zug ist abgefahren. Trotzdem steht Simon Herold noch am Gleis. "Der Schaffner hat gesagt, es gibt im Zug keinen Platz mehr für mein Fahrrad", sagt Herold. Eine halbe Stunde muss er jetzt auf den nächsten Zug nach Bad Mergentheim warten - jedoch mit der Ungewissheit, ob er dann mitgenommen wird.
"Das ist schon ärgerlich, wenn man heim will und warten muss", regt er sich auf. Freilich sieht er ein, dass er in einem vollen Zug mit seinem Fahrrad nicht unbedingt einen Anspruch auf einen Platz hat. "Aber die Bahn könnte ja auch mehr Wagons anhängen, wenn so viel los ist". Trotzdem gibt er nicht auf. Herold setzt weiterhin auf die Bahn, denn auch nach seinen Radtouren will er mit ihr zurückfahren. "Es bleibt mir ja nichts anderes übrig, ich muss ja irgendwie heimkommen."
Mit dieser Erfahrung ist Herold nicht alleine. Viele, die am vergangenen Sonntagnachmittag mit ihren Rädern am Hauptbahnhof stehen, berichten von ähnlichen Erlebnissen. "Ich stelle mich schon immer darauf ein, dass ich nicht mitgenommen werde", sagt ein Rentner aus Marktbreit. "Ich nehme es mit Gelassenheit, weil ich die Zeit habe." Auch er sei schon mal nicht mitgenommen worden oder stand mit seinem Rad im Eingangsbereich des Wagons, was eigentlich nicht erlaubt ist.
Wenig Verständnis für die Bahn
Weniger gelassen ist Alexandra Sauer aus Waigolshausen. "Es bleibt das Gefühl, die Bahn will gar keine Fahrräder mitnehmen", schimpft die Frau. Sie sei auch schon mal in einem Zug mitgefahren und der Schaffner habe ihr gesagt, sie müsse aussteigen. "Da war ich total entsetzt. Ich habe mich aber geweigert, auszusteigen." Sie ärgert sich, dass sie ein Fahrradticket bezahlen muss, aber es keine Garantie gibt, dass sie mitgenommen wird.
Von dramatischen Szenen berichtet auch eine Frau aus Günzburg. Sie fährt fast jedes Wochenende mit dem Zug nach Würzburg und erlebt regelmäßig, dass sie und andere Fahrradfahrer nicht mitgenommen werden. Einmal habe sogar der Zugführer gedroht, den kompletten Zug zu räumen, weil ein Mann in einen bereits vollen Zug eingestiegen ist und nicht mehr aussteigen wollte.
Probleme der Fahrradmitnahme könnten sich noch verschärfen
Der Allgemeiner Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) aus Würzburg geht davon aus, dass sich diese Zustände noch weiter verschärfen werden. In den Schulferien und durch die aktuelle Sperrung auf der Strecke Würzburg - Nürnberg werde es noch schwieriger, Fahrräder im Regionalverkehr mitzunehmen.
Der ADFC organisiert regelmäßige Fahrradtouren. "Ich stand am Schalter am Bahnhof und wollte eine Gruppenkarte und die dazugehörigen Fahrradkarten kaufen, da wurde mir gesagt, 'Die Fahrradkarten verkaufen wir ihnen nicht, weil sie nicht mitgenommen werden können'", sagt Heinz Wallner vom ADFC. Der Fahrrad-Club vermeide es inzwischen, öffentliche Verkehrsmittel in Fahrradtouren einzubinden, vor allem Züge.
Fahrradmitnahme ist eine "Herausforderung" für die Bahn
Für die Deutsche Bahn sei die Fahrradmitnahme "gerade auf den stark nachgefragten Ausflugsstrecken im Sommer und in den Ferien mitunter eine Herausforderung", schreibt eine Sprecherin des Unternehmens. Die Fahrradmitnahme könne nicht garantiert werden, weil die Plätze auch für Rollstuhlfahrerinnen und -fahrer, sowie für Fahrgäste mit Kinderwagen benötigt würden.
Die Bahn will im Sommer in Würzburg und Nürnberg an Wochenenden und in den Ferien Personal einsetzen, um Fahrgäste, die mit dem Rad unterwegs sind, zu unterstützen. Auch werden zusätzliche Züge im Netz des Main-Spessart-Expresses zwischen Bamberg und Frankfurt am Main fahren, um den "Knoten Würzburg" zu entlasten. In Zusammenarbeit mit dem ADFC habe die Bahn zudem Hinweise und Tipps zur Fahrradmitnahme erarbeitet, damit mehr Fahrräder in die Zugabteile passen.
Das ist viel zu kurz gesprungen! Unabhängig von klammen Finanzen, verfügbarem Wagen u.a. Material, jahrelangen Lieferzeiten für diese usw. gibt es ein wenig beachtetes Problem:
Deutschland ist ein Durchfahrtsland von allen Seiten, das hat die Schienenkapazität übrigens seit der Wende schon beeinträchtigt.
Und unser Netz ist je nach Strecke ziemlich ausgelastet, die Infrastruktur teils marode, zusätzlich viele Baustellen. Die Bahnen anderer Länder nutzen das gleiche Netz mit! Nicht zuletzt kann man die Züge schon wegen der Geschwindigkeiten u.a. nicht zu eng takten. On top Fehler der Bahn, klar.
Auch wenn der Bund viele Versäumnisse aus Jahrzehnten zu verantworten hat, inkl. personellen Entscheidungen, bleibt der nicht von der Hand zu weisende Punkt, dass da vor allem die CSU - Autos nd Autobahnen first! - daran geschraubt und vom Klimawandel und neuen Anforderungen erst in der Opposition was gemerkt hat.
Seit 3 Jahren buche ich Mietwägen oder ähnliches, damit ich nach Hause komme, weil Zugausfälle oder keine Fahrradmitnahme etc dem Radler das Leben erschweren.
Wer schon mal tagelang mit dem gleichen Zug zur gleichen Zeit fahren musste und dann 35-40 km lang im Zug stehen musste, weiß wovon ich rede.
Die Bahn hängt nur so viele Wagons an, wie sie gerade Lust hat, ob die Leute dann mitgenommen werden oder stehen müssen ist komplett egal.
Eins zu eins wie in dem Song der Wise Guys , Deutsche Bahn: "Bei uns läuft leider oft das Meiste anders als man denkt....."
Ohne es schönzureden, doch vor allem wurde sie vom Bund kaputtgespart - übrigens, wer hat da die letzten Jahrzehnte regiert, Ressort Verkehr? CSU!
Sie ist ein unglaublich komplexes Unternehmen. Wirklich ungerecht ist das beschimpfen bis zu tätlichen Angriffen der Mitarbeiter, ein Wunder, dass sich da noch jemand bewirbt.
Bei der Meinung über die Bahn ist es wie beim Fußball, ein kleiner Prozentsatz kann das wirklich beurteilen, der Rest meckert sofort los - wobei früher nur 8 % die Bahn nutzten und 80% meckerten.
Wie ich schon einmal geschrieben habe trägt das Deutschlandticket zum Chaos mit bei da die Kapazitäten gar nicht ausreichen. Hier sollte dringend nachgebessert werden.
wenn nicht nur die Kinder
sondern auch mal Oma und Opa
mit auf Tour wollen..
sie mieten sich einen 7 Sitzer..
wie schnell geht das in der Regel
nicht mehr von heute auf morgen
weil zu wenig PKW in den Autovermietungen sind
bei einem großen Betrieb wie der Bahn soll es aber von jetzt auf gleich gehn..
das geht aber nicht so einfach..
und NEIN, ich arbeite nicht bei der Bahn
setzte nur meinen gesunden MenschenVerstand ein!
In der Praxis stellen sich die Leute gerne den Koffer neben sich auf den Sitz, und stellen sich an den Bahnhöfen schlafend, damit keiner fragt, ober er sich daneben setzen kann.
für ein vernünftiges Leihsystem für Fahrräder an Bahnhöfen hats wohl nicht gereicht.
Weiters müssen sich Radfahrende nicht zwingend grad zu Stoßzeiten in überfüllte Waggons mit reinzwängen, wer öfters mit Rad und Bahn unterwegs ist, weiß auch, wann das bequem möglich ist.
(Den Vorschlag mit Dachgepäckträgern für Fahrräder auf den Zügen erspare ich mir,
nicht weils zu blöd ist, sondern aus Angst, dass dieser Vorschlag vom zuständigen Ministerium ernsthaft geprüft wird).
Ich denke "Radfahrende" setzt Ihrem schreiben noch die Krone auf.
Zu Hr. Scheuer: vielleicht fällt Ihnen auch noch was zu Hr. Dobrindt ein oder oder oder:
Wie bekannt ist schreibt sich die Ampel das Deutschlandticket ganz groß auf die Fahne. Dann sollte die Ampel auch die Voraussetzungen hierfür schaffen. Ausbaden dürfen es wie immer die Mitarbeiter der Verkehrsunternehmen die tagtäglich die Launen verstimmter Kunden ertragen müssen, aber das interessiert unsere Politiker nicht. Wieso auch, sie Reisen mit dem ICE oder Fliegen. Natürlich alles mit Sitzplatzreservierung.
Zu Fahrräder im Zug: Mit Fahrräder sieht man unsere Politiker überwiegend nur zu Presseterminen. Das Fahrrad wird dann meistens gestellt, kommt gut an und ist Medienwirksam. Also stellt sich das Problem unseren Politikern ja gar nicht. Warum sollen sie dann was ändern?
Und genau diese Riege hat ja Jahrzehnte lang die Automobilität gefördert und die Bahn an den Rand der Funktionalität manövriert.
Was ich vom derzeitigen Amtsinhaber halte verrät Ihnen mein gerügter Schlusssatz.
Natürlich ist das Deutschlandticket ein Schritt in die richtige Richtung, aber wie soll man denn in zwei Jahren die Versäumnisse von Jahrzehnten ausbügeln?