Die Grundwasservorräte in Unterfranken sinken seit 20 Jahren. Ein niederschlagsreicher Winter gleicht das Wasserdefizit im Untergrund längst nicht mehr aus. Und im Sommer heizt sich der Main laut Experten der Regierung von Unterfranken immer öfter bedrohlich auf.
Gleichzeitig gibt es rund 2000 Wasserrechte in der trockenen Region. Landwirtschaft, Industrie, Winzer, Vereine und Gemeinden dürfen in Unterfranken Wasser entnehmen. Unter ihnen sind rund 60 Großentnehmer, die jeweils mehr als 100.000 Kubikmeter Wasser pro Jahr aus Flüssen, Seen oder dem Grundwasser pumpen dürfen.
Die Landratsämter erteilen dafür die Genehmigungen - auf Basis der Gutachten der Wasserwirtschaftsämter Aschaffenburg oder Bad Kissingen. Nach welchen Kriterien entscheiden die Behörden? Müssten sie im Klimawandel auf industrielle Großentnahmen einen strengeren Blick haben? Die Leiterin des Wasserwirtschaftsamtes Aschaffenburg, Jane Korck, und der Fachbereichsleiter für technische Gewässeraufsicht, Dr. Klaus Maslowski, antworten im Interview.
Jane Korck: Wir verstehen uns als Gutachter. Als Träger öffentlicher Belange. Unsere Aufgabe ist es, zu warnen, wenn die Natur geschädigt werden könnte. Aber unsere Aufgabe ist es nicht, Projekte zu verhindern. Wir wollen das Leben der Menschen verbessern, etwa beim Hochwasserschutz. Auch die Wirtschaft verlässt sich auf uns. Gleichzeitig müssen wir das Wasser schützen. Es gilt immer, das richtige Maß zu finden.
Maslowski: In den letzten Jahren haben sich keine großen Industriebetriebe mehr angesiedelt, die enorm viel Wasser brauchen. Es sind eher weniger geworden.
Korck: Die großen Entnahmen erfolgen fast alle aus dem Main. Dabei wird ein Großteil des Wassers als Kühlwasser genutzt und wärmer wieder eingeleitet oder als Abwasser über die Kläranlagen wieder in Oberflächengewässer zurückgeleitet. In der Wasserbilanz geht da nicht allzu viel verloren. Beim Grundwasser gibt es dagegen sehr viel mehr kleine Wasserrechte als beim Mainwasser.
Korck: Grundwasser ist das wertvollste Wasser, das wir haben. Wir wirken darauf hin, dass Grundwasser nur dann genutzt wird, wenn der Entnehmer keine Möglichkeit hat, ausreichend Niederschlagswasser zu speichern oder Wasser aus Oberflächengewässern beziehungsweise dem Uferfiltrat zu entnehmen.
Korck: Das kommt auf den Standort an. Eine Wasserentnahme in unmittelbarer Nähe einer Trinkwasserversorgung wäre nicht möglich, auch wenn es eine kleine Wassermenge ist.
Maslowski: Das Windhundprinzip gilt dann, wenn irgendwann die verfügbaren Wassermengen verteilt sind. Dem versuchen wir entgegenzuwirken. In der Bergtheimer Mulde gibt es beispielsweise eine Flächenbindung. Der Antragsteller muss Flächen nachweisen, auf denen sich neues Grundwasser bilden kann. Entsprechend dieser Fläche bemisst sich die Wassermenge, die er entnehmen darf.
Maslowski: Das kommt auf den Einzelfall an: Wofür braucht er das Wasser und was macht er damit? Entnimmt er es und verbraucht es oder leitet er es wieder ein? Welche Qualität hat das eingeleitete Wasser? Am Main ist die Entnahme weniger kritisch zu sehen als an den vielen kleinen Seitengewässern.
Korck: Wieviel Wasser an welchem Ort entnommen werden darf, hängt davon ab, wie viel Wasser in der Natur vorhanden ist und wie viel unbedenklich entnommen werden kann. Das kann man als ungerecht empfinden, ist aber ein Standortvorteil oder Nachteil. In unserem Amtsbezirk sind die großen Wasserentnahmen durch die Industrie überwiegend am Main. Die Landwirtschaft benötigt das Wasser in der Fläche, also überwiegend in Bereichen, in denen weniger Wasser zur Verfügung steht.
Maslowski: In der Bergtheimer Mulde beispielsweise könnte sich kein Industriebetrieb mit hohem Wasserbedarf ansiedeln. Denn dann würden sich Industrie und Landwirtschaft tatsächlich Konkurrenz bei den Wasserentnahmen machen.
Maslowski: Wir prüfen mittlerweile sehr genau, ob Wasser in der Industrie sparsam eingesetzt wird. Früher haben Betriebe ein Wasserkontingent beantragt und wenn das Gewässer diese Menge vertragen hat, gab es hierfür eine wasserrechtliche Erlaubnis. Heute müssen Betriebe im Detail darlegen, wofür sie das Wasser brauchen und in welcher Menge. Auch die Laufzeiten werden kürzer. Betriebe bekommen normalerweise kein Wasserrecht mehr für 20 Jahre. Wasserrechtsverfahren sind heute viel aufwändiger - für die Antragsteller, aber auch für die Ämter.
Maslowski: Das kommt vor, ist aber nicht die Regel. Oft werden Wasserentnahmen aber an bestimmte Bedingungen geknüpft, etwa an den Abflusspegel eines Flusses.
Maslowski: In laufende Bescheide greifen wir nur im Extremfall ein. Denn die Firmen verlassen sich ja auf ihre Wasserrechte. Wenn sie ihren Betrieb erweitern wollen, hängen da Investitionen dran. Die meisten Wasserrechte laufen noch maximal zehn Jahre. Läuft der Bescheid aus, muss das Wasserrecht neu beantragt werden. Dann können wir die Mengen anpassen.
Korck: Bayern ist eines der wenigen Bundesländer, in dem es noch keinen Wassercent gibt. Ich denke, es ist wichtig, dass Wasser einen Wert hat. Dann wird auch sparsamer damit umgegangen. Der Wassercent wäre ein sinnvolles Mittel.
Daher bleibt kein anderer Weg als es - im Gegensatz zu bisher - angemessen zu bepreisen.
Dies gilt ganz besonders beim Grundwasser.
Das hat aber eine CSU/FW Politik lange nicht zugelassen. Zu groß waren die Bedenken, daß bei näherem Hinschauen unliebsame Fakten ans Tageslicht kommen, die der eigenen Klientel nicht ins Konzept passen.
Bei dem Filz, der sich immer bildet, wenn eine Partei, in diesem Fall die CSU, über Jahrzehnte an der Macht ist, kein Wunder.
Noch mehr Bürokratie , noch mehr Steuerausgaben , noch mehr Vorschriften !
Übrigens , in anderen Bundesländern mit anderen Farben an der Regierung ist es auch nicht besser .
Nur mal so, Bayern ist eines der drei Bundesländer die keinem "Wassercent" erheben. In Bayern soll jetzt ein "Pilotprojekt" gestartet werden um digitale Wasseruhren zu testen. Das gibt es in Niedersachsen bereits.
Bayern hat ein abgeschlossenes "Pilotprojekt" für die 4. Reinigungsstufe auf Kläranlagen. 2020 liefen in Baden-Württemberg bereits 16 Anlagen. Glauber hat jetzt 13 Anlagen für eine "Spurenstoffstrategie" vorgesehen (angekundigt).
Das Wort "Bürokratieabbau" ist im Moment in aller Munde. Sicher ist einiges übereguliert.
Aber die Wirklichkeit zeigt doch, dass es ohne Vorschriften und Überwachung auf vielen Gebieten gar nicht geht, siehe "Wasserbetrug".
Leider deckt sich das nicht mit den aktuellen Recherchen, wonach nicht mal so genau bekannt ist, wer Wasser gratis verwendet, wo es verwendet wird und wie viel Wasser verwendet wird.