Die Grundwasserstände in Bayern haben sich deutlich erholt. Nur noch wenige der insgesamt 620 Messstellen des Bayerischen Landesamts für Umwelt (LfU) zeigen aktuell, Mitte April, Niedrigwasser an. Ist der Wassermangel in Unterfranken also halb so schlimm?
Nein, sagt Benjamin Schulz vom Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen und verweist auf die Messdaten der 37 Grundwassermessstellen in seinem Amtsbereich. Im Interview erklärt der 29-jährige Fachbereichsleiter für Wasserversorgung, Grundwasser und Bodenschutz, woran das liegt und wie er die aktuelle Wassersituation in Unterfranken einschätzt.
Benjamin Schulz: Nein. Dass es in den vergangenen Monaten so oft geregnet hat, tut der Natur natürlich gut. Aber eine Entwarnung kann ich für Unterfranken nicht geben.
Schulz: In den letzten 18 Jahren gab es kein einziges Jahr, in dem sich in unserer Region überdurchschnittlich viel neues Grundwasser gebildet hätte. Mittlerweile fehlen uns in Unterfranken mehrere Hundert Liter Grundwasserneubildung pro Quadratmeter! Dieses Wasserdefizit kann nicht durch ein einzelnes nasses Jahr, geschweige denn durch einen einzelnen regenreichen Winter ausgeglichen werden. Dafür bräuchte es schon mehrere überdurchschnittlich nasse Jahre in Folge.
Schulz: Leider ja. Es wird immer wärmer. Extremjahre häufen sich. 2023 war das wärmste Jahr in Unterfranken seit 1951. Zudem wurde es immer trockener. Seit 2011 haben wir ein deutliches Wasserdefizit in der Region. Je weniger es regnet, desto mehr Wasser fließt auf den staubtrockenen Böden oberflächlich ab, wenn es dann regnet. Und je wärmer es wird, desto mehr Wasser verdunstet und desto weniger Wasser bleibt für die Grundwasserneubildung übrig.
Schulz: In der Tat. In den letzten zehn Jahren hat sich die Situation in Unterfranken deutlich verschärft. 2013 bis 2022 fiel 11 Prozent weniger Niederschlag als in der Klima-Vergleichsperiode 1971 bis 2000. Weil nur ein Bruchteil des Niederschlags versickert, hatten wir ein Defizit von 23 Prozent bei der Grundwasserneubildung. In den Hitzejahren 2015 und 2018 fielen 20 Prozent weniger Jahresniederschlag und in der Folge hatten wir 40 Prozent weniger Grundwasserneubildung. Ein paar Prozent weniger Regen haben gravierende Auswirkungen auf unser Grundwasser!
Schulz: Im Klimawandel werden die Temperaturen weiter steigen. Beim Niederschlag ist die Prognose nicht eindeutig. Doch auch wenn sich die Menge des Jahresniederschlags in Unterfranken nicht verändern sollte, deuten Prognosen darauf hin, dass die Intensität von Starkregenereignissen zunehmen und es längere Dürrephasen geben könnte. Diese ungleiche Verteilung des Wassers würde auch dazu führen, dass sich weniger neues Grundwasser bildet. In trockenen Jahren verbrauchen wir außerdem mehr Trinkwasser und brauchen mehr Wasser zur Bewässerung. Die Trockenspitzen fallen also mit dem größten Wasserverbrauch zusammen.
Schulz: In der "Fallstudie Rhön" haben Experten des Bayerischen Landesamts für Umwelt errechnet, dass die Quellschüttungen in der bayerischen Rhön mittelmäßig bis stark abnehmen werden. Aus einzelnen Quellen könnte bis zum Jahr 2035 während der heißesten Monate des Jahres bis zu 30 Prozent weniger Wasser sprudeln! Kommunen, deren Trinkwasserversorgung nur ein einziges Standbein hat - womöglich eine Quelle - sollten frühzeitig gegensteuern.
Schulz: Die Karte des LfU zeigt eine statistische Momentaufnahme: Damit ein Grundwasserstand als "sehr niedrig" eingestuft wird, muss der aktuell gemessene Wasserstand niedriger sein als 90 Prozent aller bisher gemessenen Grundwasserstände an dieser Stelle. Für den Moment mag es gut aussehen, aber von einer nachhaltigen Erholung der Grundwasserstände kann keine Rede sein. Nachhaltig heißt: dass die Wasserstände in einem heißen, trockenen Sommer nicht sofort wieder drastisch sinken.
Schulz: Wir müssen versuchen, den Klimawandel so weit wie möglich in den Griff zu bekommen und die Grundwasserneubildung zu verstärken. Dazu gehört, möglichst viel Wasser in der Fläche zu halten und versickern zu lassen anstatt das Wasser auf versiegelten Flächen und in Gräben oberirdisch abzuleiten. Nur so kann das Wasser dem Grundwasser zugute kommen. Außerdem müssen wir den Nutzungsdruck auf das Grundwasser reduzieren. Wir sollten uns fragen: Brauchen wir für die Bewässerung des Gartens oder zur Toilettenspülung wirklich kostbares Grundwasser?
Ich hoffe die Politik auf den unterschiedlichsten Ebenen wird endlich aktiv.
Entwässerung war das große Stichwort.
Als Folge schwellen unsere Flüsse bereits bei nur einem Tag moderatem Regen an, regnet es ein paar Tage lang, führen sie Hochwasser.
Und jetzt wundert man sich, dass trotz der Regenfälle der Grundwasserspiegel kaum gestiegen ist?
Eieiei!
Woran das wohl liegen mag? Ich habe auch überhaupt keine Idee. Unerklärlich, sowas! Muss wohl höhere Gewalt sein.
Schließlich ist ja erwiesen, dass der kleine Mensch gar keinen Einfluss auf Natur, Klima etc. nehmen kann, oder?
Sorry, aber mit den feuchten Daumen funktioniert das heutzutage nicht.
bis oben voll, soviel hat es schon im letzten Halbjahr geregnet. Auch in den Tagen zwischen Freitag und heute hatten wir bestimmt 25-30 Liter pro Quadratmeter. in unserer Region speziell ist kein Wassrmangel. Klar, kann auch wieder in 4-6 Wochen anders sein, aber sind wir doch froh um diesen schönen Landregen. Nur ganz so kalt müßt es wirklich nicht sein. Fast Ende April!
Ganz wichtig wird es aber sein, intelligente Lösungen zu finden, Regenwasser aufzufangen bzw. versickern zu lassen statt die Kanalisation auch noch zu überlasten.
Die hat letzten Sommer 3.000 Kubikmeter verbraucht.
https://mainpost.de/regional/schweinfurt/gemueseanbau-in-unterfranken-wie-viel-wasser-verbraucht-fraenkischer-spargel-art-11137376
Kommen Sie mal in den südlichen Landkreis Schweinfurt. Da können Sie über die Bewässerungsschläuche staunen.
Station Würzburg Stein
Istwert für 2023 liegt bei 514,3 mm
Mittelwert 1961 bis 1990 liegt bei 602 mm
Von einem nassen Jahr kann man da nicht sprechen 😉
Ich glaube, dass die Zahlen der letzten Jahre, die Ausführungen dieses und anderer Experten sowie die zu besichtigende Lebensrealitiät in unserer Region, doch eigentlich Anhaltspunkte genug bieten würden, um das Problem zu erkennen. Wir müssen unseren Umgang mit der Resource Wasser einfach mal grundlegend überdenken. Das ist nicht schön, mindert den Komfort und erfordert Verzicht, aber so ist es nun einmal. Man muss sich der Realität stellen.
Wenn man den selber Artikel liest, erklärt der Fachmann auch, warum EIN regenreiches Jahr nicht gleich wieder das fehlende Grundwasser ausgleicht.