
Dass die Wasseruhr eines Landwirts in der Bergtheimer Mulde (Lkr. Würzburg) rückwärts zählte, hat Schlagzeilen gemacht. Recherchen dieser Redaktion haben ergeben, dass an einem anderen Brunnen dieses Landwirts ein weiterer Wasserzähler zurückgelaufen ist. Gemüsebauern dürfen um Bergtheim kostenlos Grundwasser entnehmen. Die Menge ist beschränkt: Im vergangenen Jahr wurden 66 Bauern insgesamt 550.000 Kubikmeter genehmigt. Viele Bauern bekommen um die 5000, große Betriebe über 20.000 Kubikmeter. Im jüngsten Dürre-Sommer reichte das jedoch nicht, um alle Felder bewässern zu können.
Ein Video, das am 23. August gedreht wurde und dieser Reaktion vorliegt, zeigt, wie ein weiterer Wasserzähler rückwärts läuft. Zusätzlich belegen Fotos, dass der Zählerstand innerhalb von 24 Stunden um knapp 200 Kubikmeter fällt – bei laufender Pumpe.
Dass diese Pumpanlage und der Brunnen dem gleichen Betreiber gehören, wie der erste rückwärtslaufende Wasserzähler, bestätigt das Landratsamt Würzburg auf Anfrage. Der Landwirt wurde von der Redaktion um eine Stellungnahme gebeten, hat aber weder auf schriftliche noch telefonische Anfragen reagiert.
Wurden tausende Kubikmeter Wasser illegal abgezapft?
Den ersten bekannt gewordenen Vorfall hatte der Landwirt mit einem versehentlich nicht geschlossenen Schieber erklärt. Diese Erklärung haben Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg und Landratsamt Würzburg übernommen. Laut Pressestelle des Landratsamts wird dem Betreiber eine "fehlerhafte Bedienung" vorgeworfen. Staatsanwaltschaft oder Polizei wurden nicht eingeschaltet.
Dass die Staatsanwaltschaft Würzburg seit Anfang September dennoch ermittelt, ob rund 2000 Kubikmeter Wasser unerlaubt aus dem Brunnen entnommen wurden, liegt an einer anonymen Anzeige, die bei ihr eingegangen ist. Auf die Frage nach dem aktuellen Stand, antwortet Oberstaatsanwalt Thorsten Seebach: "Die polizeilichen Ermittlungen dauern an."
Geologe zweifelt an der Erklärung, das Wasser sei versickert
Unterdessen äußert ein Geologe Zweifel an der Darstellung, dass der Landwirt versehentlich 2000 Kubikmeter Wasser in seinen Brunnen zurück gepumpt hat. Der Experte will seinen Namen nicht veröffentlichen, kennt die Grundwassersituation der Bergtheimer Mulde jedoch gut. In einer schriftlichen Stellungnahme, die der Redaktion vorliegt, hält er es für "unwahrscheinlich", dass das zweifache Volumen eines 25-Meter-Schwimmbeckens innerhalb einiger Tage unbemerkt im Brunnen versickert sein soll.
Die Würzburger Umweltorganisation "Wasser am Limit", die den Vorfall ans Licht gebracht hat, fordert das Wasserwirtschaftsamt deshalb auf, am Brunnen im Beisein von Fachleuten auszuprobieren, wie viel Wasser ins Grundwasser ablaufen kann, ohne dass der Brunnen beschädigt und ohne dass es an der Oberfläche sichtbar wird.
Ingenieur und Sachverständiger Horn schreibt an Behörden und Politik
Werner Horn, Gründer des Ingenieur- und Planungsbüros Horn in Eibelstadt (Lkr. Würzburg), hat wegen des Falls einen offenen Brief an verschiedene Behörden und Politiker geschrieben. Darin beklagt der Private Sachverständige der Wasserwirtschaft die "Lockerheit der Aufsichtsbehörden beim Umgang mit konkreten Hinweisen auf Unregelmäßigkeiten".
Horn kritisiert, dass die Pumpanlage des Landwirts ohne Rücklaufverhinderer und damit nicht nach gängigen Regeln der Technik betrieben wurde. Dass das laut Landratsamt bei einer Kontrolle im April nicht aufgefallen ist, werfe Fragen nach der Qualität der Kontrollen auf.
Fragen gibt es auch beim Umgang des Landratsamts mit Hinweisen auf kaputte Wasserzähler, ungenehmigte Brunnen oder anderen Unregelmäßigkeiten bei der Wasserentnahme in der Bergtheimer Mulde. Mehrere Bürger hatten gegenüber der Redaktion erklärt, dass derartigen Hinweisen nicht nachgegangen werde. Daraufhin hat Landrat Thomas Eberth (CSU) betont, dass "wir alle Hinweise ernst nehmen und an das Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg als zuständige Fachbehörde zur Kontrolle und Überprüfung weitergeben. Soweit der Verdacht einer Straftat vorliegt, wird der Vorgang selbstverständlich an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet".
Auf die Frage, wie viele Hinweise das Landratsamt in den vergangenen fünf Jahren an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet hat, antwortet die Pressestelle des Landratsamts: keine. Denn solche Fälle würden vor Ort von Wasserschutzpolizei oder Wasserwirtschaftsamt untersucht, die sich dann direkt an die Staatsanwaltschaft wenden würden. Die Nachfrage bei der Staatsanwaltschaft ergab, dass in den vergangenen fünf Jahren nicht wegen Unregelmäßigkeiten bei der Grundwasserentnahme ermittelt wurde.
Wie viele Verfahren wegen geringerer Delikte in diesem Bereich das Landratsamt selbst geführt hat, weiß die Pressestelle des Landratsamts nicht genau. Es seien in den vergangenen fünf Jahren "vereinzelt" solche Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet worden. Wie viele Bußgelder dabei verhängt wurden, wird nicht beantwortet.
Ich frage mich, warum die Regierung von Unterfranken als vorgesetzte Behörde hier nicht tätig wird und gegen diese Missstände endlich etwas unternimmt. Aber dort will man sich mit solchem Kleinkram lieber nicht befassen und macht lieber einen auf heile Welt. Was nützt die 2021 ins Leben gerufene Aktion Grundwasserschutz wenn die Behörden beim Schutz des Grundwassers vor Ort versagen. Ich sehe das so, dass einerseits groß Werbung mit mehr oder weniger sinnvollen Aktionen zum Grundwasserschutz betrieben wird, bei tatsächlich auftretenden Missständen aber aufgrund von Lobbyisten (Bauernverband, etc.) nicht gehandelt wird. Warum müssen die Landwirte in Bayern für die Grundwassernutzung nichts bezahlen und warum müssen sie keine verplombten Wasseruhren benutzen? Nach meiner Ansicht, weil die Politik und die Bürger in Bayern versagen.
Dann wäre der Betrug ziemlich einfach.
Wären wir dann nicht bei Vorverurteilung?
Wollen wir da hin?
Nur wenn´s die richtigen trifft, stimmt´s?
Das ist also damit gemeint wenn die CSU sagt sie stehe auf der Seite der Landwirte? Damit tut sie sich selbst nichts Gutes und die Landwirte tun sich auch nichts gutes damit.
Ich bitte daher sehr höflich, Ihre durchaus berechtigte Anklage etwas mehr differenzieren zu wollen.
ich möchte kein generelles Bauernbashing betreiben aber ich erwarte, dass sich die rechtschaffenden Landwirte davon distanzieren und sich nicht hinter solche Kollegen stellen! Ebenso erwarte ich von unseren christlich-sozialen Bauernlobbyisten, dass sie zwischen Ehrlichkeit und Beschiss unterscheiden kann!
Vorverurteilungen sollten keinen Platz haben.
Kein aber, der Unterfertigte hat hierzu klipp und klar kundgetan, dass er sich von eben einem solchen Sachverhalt als Bauer distanziert, wie wohl viele seiner Kollegen auch, denen überhaupt nicht die Möglichkeit gegeben ist, die eigenen Flächen im Bedarfsfalle zu bewässern. Wir mussten weit eher in Überzahl dieses kastastrophale Dürrejahr 2022 mit den fatalen Konsequenzen für unsere Höfe einfach aussitzen und haben dabei bereits mehr als genug Schaden genommen.
Es bedarf mithin nicht auch noch der psychischen Keule für die gemeinen Bauern, um diesen schlussendlich endgültig die Lust am Ackern komplett zu vergällen.
Also halten Sie bitte an dieser Stelle etwas die Luft an...!
Das endgültige Ermittlungsergebnis in dieser Sache wird sicherlich medial zugängig gemacht, sofern sich der Anfangsverdacht erhärtet.
Wenn man zur Vorsicht mahnt und zum "Luft anhalten" wäre die Mainpost der erste Ansprechpartner.
Als Abonnement hab ich trotz aller Kritik an anderen Orten in dieser Hinsicht Vertrauen in die Mainpost. "Einfach so" kann man einen derartigen Artikel sicher nicht bringen.
Und wenn mir als Landwirt bekannt wird, dass eine Wasseruhr rückwärts läuft bin ich in der Pflicht mich zu hinterfragen warum das so ist und v.a. bin ich in der Pflicht auch meine anderen Wasseruhren dahingehend zu prüfen, nötige Änderungen vorzunehmen oder mit der Wahrheit in die Offensive zu gehen. Fehler können allerorten passieren, vertuschen ist aber schlecht. Es ist immer ungut wenn solche Dinge nach und nach an die Öffentlichkeit kommen und man als Betroffener hofft, dass nichts weiteres derartiges bekannt wird.
Dieser wahrscheinlich enttarnte Missbrauch im Hinblick auf die Wasserentnahme eben des in Rede stehenden landwirtschaftlichen Betriebes muss aufgeklärt werden und das lückenlos. Derzeit existiert ein Anfangsverdacht, der einer rechtlichen Überprüfung bedarf.
Worum es mir ging ist der nachdrückliche Wunsch im Sinne aller gemeinen Bauern, hier nicht medial in Generalverdacht erneut alle(!) Kollegen in einer solchen Thematik auf die gesellschaftliche Anklagebank zu verfrachten. Das ist weder angebracht, schon gar nicht fair.
In Reihen der LW gibt es weitaus mehr seriöse Unternehmer als jene Zeitgenossen, die schon nahezu eine "kriminell anmutende Energie" an den Tag zu legen bereit sind...!
Insofern begrüße ich wie Sie auch, die Ermittlungen in dieser Angelegenheit, die hoffentlich nicht einfach nur im Sande verläuft.
Unsere deutschen Gesetze gelten für alle gleichermaßen, so zumindest mein Kenntnisstand.
Wenn unser Grundwasser forthin derart knapp wird, sind solche Bewässerungsmethoden ohnehin bald vollkommen obsolet.
Wir Bauern müssen uns sodann eben einer entsprechend angepassten Anbaustrategie widmen und nicht ignorant Wasser abgreifen wollen bis es endgültig gehörigst knallt...!!!
Produzieren was das Zeug hält, ohne dass ein nicht geringer quotaler Anteil vollkommen schmerzbefreit in der Biotonne entsorgt werden kann, ohne jemals überhaupt einen Teller gesehen zu haben, muss endgültig der Vergangenheit angehören!!!