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Bergtheim
Entnahme von Grundwasser in der trockenen Bergtheimer Mulde: Warum kann eine Wasseruhr rückwärts laufen?
Einige Wasseruhren zählen offenbar nicht richtig. Die Kritik von Grünen und SPD: Der Freistaat nehme die Wasserknappheit im nördlichen Landkreis Würzburg nicht ernst.
An diesem Brunnen in der Bergtheimer Mulde im Landkreis Würzburg wurde eine rückwärtslaufende Wasseruhr entdeckt. 
Foto: Thomas Obermeier | An diesem Brunnen in der Bergtheimer Mulde im Landkreis Würzburg wurde eine rückwärtslaufende Wasseruhr entdeckt. 
Manuela Göbel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:31 Uhr

Wie konnte die Wasseruhr eines Landwirts in der Bergtheimer Mulde zwischen Freitag, 19. August, und Montag, 22.  August, knapp 2000 Kubikmeter rückwärts zählen? Wie berichtet, hatten Bürger die abnehmenden Zählerstände an der Uhr und weitere Unregelmäßigkeiten an anderen Brunnen im nördlichen Landkreis Würzburg entdeckt. Gemüsebauern bekommen dort kostenlos Grundwasser, die Menge ist begrenzt.   

Auf die Frage nach der Ursache für das Rückwärtslaufen der Wasseruhr teilte Matthias Rätz, stellvertretender Leiter des Wasserwirtschaftsamts Aschaffenburg, am Montag mit: Erste Überprüfungen vor Ort hätten ergeben, dass der Gemüsebauer eine Ringleitung zu den Beregungsanlagen auf seinen Feldern hat, die von vier Brunnen gespeist wird. Der Landwirt habe erklärt, dass die Pumpe des betroffenen Brunnens zur fraglichen Zeit ausgestellt gewesen sei. Es seien andere Pumpen in Betrieb gewesen. Da aber noch ein Absperrschieber offen gestanden habe, sei Wasser in umgekehrter Fließrichtung über die Pumpe in den ruhenden Brunnen hineingepumpt worden.

"Deshalb ist der Zähler dann folglich rückwärts gelaufen", so Rätz. Das Grundwasser sei nicht gefährdet gewesen, da die verschiedenen Brunnen das selbe Grundwasser pumpen und dieses zeitnah zurückgeflossen sei.  

"Die Uhren in der Söder-Regierung und im Landratsamt laufen genauso falsch wie hier die Wasseruhren."
Grünen-Landtagsabgeordnete Kerstin Celina

Die Berichterstattung über diesen Fall mache die fehlende Kontrolle der Brunnen durch die Behörden sichtbar, sagt die Grünen-Landtagsabgeordnete Kerstin Celina (Lkr. Würzburg). "Die Situation in der Bergtheimer Mulde war seit Jahren ein offenes Geheimnis, zu dem wir Grüne in vielen Anfragen immer wieder Stellungnahmen der Bayerischen Staatsregierung eingefordert haben." Doch diese verweigere sich einem konsequenten Grundwassermanagement in der Region. "Die Uhren in der Söder-Regierung und im Landratsamt laufen genauso falsch wie hier die Wasseruhren. Da hat noch niemand gemerkt, dass es fünf nach zwölf ist", sagt die Grünen-Abgeordnete.

Celinas Vorwurf: Die Staatsregierung halte Daten unter Verschluss, Wasserrechte würden weiter ohne konkrete Auflagen zum Wassersparen vergeben. Und statt auf verplombte Wasseruhren und Kontrollen würde weiter auf Eigenverantwortung der Wasserverbraucher gesetzt.  

"So werden die ehrlichen Landwirte und die Menschen, die sorgsam mit Wasser umgehen, alleine gelassen", sagt die Grünen-Politikerin. Sie befürchte, dass die notwendige Einsparung nicht angepackt wird, "weil geplant ist, über neue Leitungen Wasser nach Unterfranken zu transportieren und man sich bis dahin gemeinsam irgendwie rüber retten will". 

SPD-Landtagsabgeordneter Halbleib fordert Bayerischen Umweltminister Konsequenzen

Auch für den SPD-Landtagsabgeordneten Volkmar Halbleib (Lkr. Würzburg) zeigt die Berichterstattung dieser Redaktion, dass der Freistaat, Grund- und Trinkwasser offensichtlich nicht konsequent schütze - "trotz der bekannten und sich in den letzten Jahren zuspitzenden Wasserproblematik in der Bergtheimer Mulde". 

Beregnung eines Feldes in der Bergtheimer Mulde im Landkreis Würzburg.
Foto: Fabian Gebert | Beregnung eines Feldes in der Bergtheimer Mulde im Landkreis Würzburg.

Dabei habe die unzureichende Kontrolle der Wasserentnahme nicht nur negative Folgen für die Umwelt und das Vertrauen der Bevölkerung. Es schade auch den Landwirten, die sich an die Vorgaben halten. Halbleib hat deshalb am Montag an den bayerischen Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) geschrieben: "Alle Pumpeinrichtungen und alle Wasseruhren müssen durch die staatlichen Behörden geprüft und verlässlich gegen Manipulation gesichert werden." Dichte und Qualität der Kontrollen müssten erhöht werden.

In seinem Schreiben fordert Halbleib den Umweltminister auf, bald ein Konzept zu präsentieren, wie man den abnehmenden Grundwasserständen in der Bergtheimer Mulde begegne. Ein Konzept sei seit 2016 angekündigt. Außerdem fragt der SPD-Politiker Glauber: "Welche Konsequenzen ziehen Sie aus dem Bericht der Main-Post und der prekären Situation des Grundwassers und welche konkreten Schritte ergreifen Sie zeitnah zur Verbesserung der Situation?" 

Entnahme von Grundwasser in der trockenen Bergtheimer Mulde: Warum kann eine Wasseruhr rückwärts laufen?
 
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  • sabbel
    Grundwasser ist grundsätzlich kostenlos, ein Allgemeingut. Die Kosten des geförderten Wassers berechnen sich überwiegend aus dem Energieaufwand zu Förderung, und der dazugehörigen Infrastruktur, Personal, usw.
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  • rasputin32
    Toll,
    Hier gibt es ja mehr "Experten" als beim Fußball.
    Tatsache ist, dass vom Wasserwirtschaftsamt , das diese Brunnen auch ohne Zustimmung der Gemeinden genehmigte, keine Entnahmemenge für jeden einzelnen Brunnen festgelegt ist. Außerdem sind bisher auch keine genauen Kontrollen erfolgt.
    Was haben dann Wasseruhren für einen Sinn und warum sollte man sie manipulieren?
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  • robert.erhard@gmx.de
    Es ist schon verblüffend mit welch einer Regelmäßigkeit grüne wie Celina Behaupungen aufstellen und Unterstellungen veröffentlichen ohne Beweise zu haben! Das zieht sich wie gestern gesehen durch alle Medien! Es wird Neid und Missgunst geschürt! Die Versorgung der Bevölkerung spielt keine Rolle!
    Man klassifiziert ehrliche und unehrliche Landwirte - unterstellt daher Unredlickeit!
    Man kolportiert keine Kontrollen.
    Bei Halbleib mag es die Panik vor noch mehr Stimmenverluste sein, aber die Strategie der Grünen mit Hilfe von Den Medien alles schlecht zu machen was nicht ihrer Ideologie entspricht ist traurig!
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  • bernd_schuhmann@t-online.de
    Das Thema ist sehr komplex und vielschichtig. Wie von mir schon in mehreren Artikeln betont ist die Bergtheimer Mulde vom Ackerboden ein Gunststandort , wie es nur wenige in Bayern gibt.
    Mit nur wenig Wasser zu anderen Standorten beste Erträge .
    In den genannten Brunnen müßten Rückschlagklappen eingebaut werden . Was bei diesen Brunnen leider nicht der Fall war.
    Auch ist zu berücksichtigen das bei Kulturen die es kulturtechnisch vertragen schon längst Tröpfenbewässerung verlegt werden . Viele Tröpfchenbewässerungsschläuche werden von schlauen Raben und Krähen aufgehackt um an Wasser zu kommen. Auf diesen Äckern sind ständig Mitarbeiter der Feldgemüsebauern unterwegs um diese Schläuche zu flicken.
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  • tegutti59@web.de
    Diese besonders "cleveren Bauern " haben ihren anständigen Kollegen einen Bärendienst erwiesen. Nicht nur das sie die Allgemeinheit bestehlen (Grundwasserentnahme) , nein sie ziehen einen guten Berufsstand in den Dreck. Morgen,am Mittwoch wollen die Bauern in Würzburg wieder Demonstrieren. Unter welch schlechtem Start. Ich muß jetzt sehr überlegen ob meine Symphatie noch für die Bauern ausschlägt. Hier Wasser dort Subventionen, wer bescheißt als nächstes. Ist die Not soo groß das es nur noch mit Betrug funktioniert ?Jetzt heißt es wieder die schlauen Bäuerli. Die paar Sünder sollten von den anständigen Bauern geschnitten und ausgegrenzt werden. Falls das nicht klappt erweckt es bei mir den Eindruck das die cleverli überwiegen. Dann Gute Nacht ihr ehrenwerten Landmänner
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  • wasisnlosda21
    Aus den Kommentaren lese ich heraus :

    Es gibt das Cleverle und den/die Unfähigen

    Wenn der Bauer das Cleverle ist…

    Wer sind dann die Unfähigen, nicht auf gleicher Höhe ?
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  • kafrumbi
    So siehts aus, die "Unfähigen" bekommen keine Subventionen und zahlen am Schluss die Zeche durch Gebührenerhöhungen der Gemeinden....bringt zwar dem Grundwasserspiegel nix, aber die Bürgermeister und der Landrat fühlen sich besser.
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  • svenkoeberlein@gmx.net
    „…sei Wasser in umgekehrter Fließrichtung über die Pumpe in den ruhenden Brunnen hineingepumpt worden.“
    Nach Trinkwasserverordnung müssen freie Einläufe in Wasserbehälter gegeben sein und ein Rücklauf von bereits gefördertem Wasser zurück ins Netz unter allen Umständen vermieden werden. Jede Feuerwehr muss dies heutzutage einhalten.
    Bei dem Grundwasser stellt das scheinbar kein Problem dar, so dass einfach irgendwelches (Evtl sogar schon länger im Schlauch stehendes) Wasser durch verdreckte Schläuche zurückfließen kann?
    Wasser, das über mehrere Tage unter praller Sonneneinstrahlung in einem Schlauch oder einer Pumpe steht, kann man dann wohl eher als Abwasser ansehen.
    Dann noch eher einfach auslaufen lassen, so dass es durch die natürliche Filterschicht zurück ins Grundwasser gelangt.
    Wenn schon die Entnahme des Wasser kostenfrei erfolgt, sollten zumindest Einrichtungen zum Schutz des Grundwassers vorhanden sein.
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  • AAngenvoortBaier
    2 Mio Liter Wasser in einen Grundwasserkörper zurückpumpen? Und dann sieht man keine Schäden an der Erdoberfläche?
    Wäre interessant zu wissen was ein Gewässergeologe dazu sagt.
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  • ramofi
    Schade für den Bauer, dass das grundwasser kostenlos ist. Sonst hätte er noch Geld zurück bekommen.
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  • familie.diener@gmx.net
    Bemerkenswert der Kommentar von Frau Celina :
    Einfach den Missstand kommentiert und eine Parole heraus gehauen ohne Lösung und ohne Verstand !
    Sollte mal lieber an ihren eigenen Minister in Berlin denken , welcher eine Gasumlage
    durchsetzen will, welche die Bürger nur Geld kostet , und wie der Benzinzuschuss nur im
    Topf der Konzerne und Großlieferanten landet !
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  • capsula@t-online.de
    Weiter so mit der Wasserverschwendung. Wenn Keines mehr da ist, dann trinken die Bauern halt Schampus und der Rest verdurstet.
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  • reutjo
    " Treu und Glauben " ....

    sind Begriffe die scheinbar jeder auslegt wie er will ? !
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  • arnold.friedrich@t-online.de
    In vielen Kommunen gibt es schon seit Jahren elektronische Wasseruhren deren Zählerstand per Funk abgefragt werden. Und unsere bayrischen Behörden haben noch Technik aus dem Mittelalter. Wie war das noch mit Laptop und Lederhosen.
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  • Laeufer61
    @dominator - Laptop in München...

    ...Lederhosen auf dem Land 😉😁
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  • ralfestenfeld@aol.com
    Der Duden beschreibt solches Verhalten mit "bäuerlicher Pfiffigkeit ausgestattet = Bauernschläue". Das sehen die staatlichen Stellen wohl auch so.
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  • p-koch-dettelbach@t-online.de
    Wenn man eine Wasseruhr verkehrt rum einbaut, dann läuft sie halt rückwärts. Man muss sie aber rechtzeitig umdrehen weil sonst kommt nach 0 gleich 99999 m³.
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  • Funkenstern
    Ist genau wie beim Stromzähler .
    Technische Unzulänglichkeiten sind einfach nutzbar.
    Flussrichtung umkehren oder stumpf falschrum anschließen.
    Schon läufts… in die richtige Richtung
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  • Alfred.E.Neumann
    Die Frage, die sich mir stellt: Warum werden die Felder überhaupt beregnet? Jeder Fachmann erklärt lang und breit, daß beim Rasensprengerprinzip ein Drittel des Wassers verdunstet und nicht im Boden ankommt. Wesentlich effektiver und sparsamer ist die Tröpfchen-Bewässerung, bzw. Bewässerungsschläuche im Boden. Warum macht man es dann immer noch beim Gemüseanbau?
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  • Margarete-wuestner@web.de
    Tröpfchenbewässerung macht einfach mehr Arbeit,geht doch auch so.Nur leider sägt man ,wenn weiterhin so beregnet wird,sich den Ast selbst ab auf dem man sitzt.
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