Seit Montag gelten neue Regeln: Wegen der Ausbreitung des Coronavirus werden Restaurants, Cafés und Kneipen erneut geschlossen; Wirte können aber weiter Speisen ausliefern oder zum Mitnehmen verkaufen. Zudem dürfen Hotels, Pensionen, Jugendherbergen und Campingplätze nur noch Geschäftsreisende beherbergen. Alle Bürger sollen auf "nicht notwendige" private Reisen und Besuche verzichten, auch auf Tagesauflüge. Tagungen, Kongresse oder Messen sind untersagt. Welche Folgen hat dies für Ochsenfurt?
"Dass es nun erneut zu einem Lockdown gekommen ist, ist für unsere Gastronomie sehr traurig", sagt Julia Moutschka, Geschäftsführerin des Ochsenfurter Stadtmarketingvereins. Die meisten Gastronomen hätten viel in Hygienekonzepte investiert. Außerdem käme der Lockdown zu einer Zeit, vor der man in der Branche sowieso Angst gehabt habe, da man die Außenflächen nicht mehr nutzen kann. "Ich hoffe, dass all unsere Gastronomen und Hoteliers den November überleben", so Moutschka.
Eine Reihe neuer Ideen soll beim Überlebenskampf helfen: Auf einer Liste hat der Stadtmarketingverein alle Betriebe in Ochsenfurt zusammengefasst, die einen Lieferservice anbieten. Die Liste ist auf der Facebook-Seite des Stadtmarketingvereins zu finden und wird dort ständig aktualisiert. Auf der regulären Website des Stadtmarketingvereins sowie auf der Seite der Stadt Ochsenfurt soll zusätzlich eine Druckversion der Liste zu finden sein, "die man sich an den Kühlschrank hängen kann", so Moutschka. Damit wolle man die Bevölkerung dazu anregen, die Gastronomie zu unterstützen, "auch als Zeichen, dass wir sie brauchen und sie über Wasser halten wollen."
Bei einem zweiten Projekt zählt man auf die großen Unternehmen in und um Ochsenfurt. "Sie wurden mit dem Vorschlag angeschrieben, ihren Mitarbeitern statt einer Weihnachtsfeier Gutscheine für die örtliche Gastronomie zu schenken", sagt Moutschka.
Digitalisierung wurde zu einem großen Teil verschlafen
In einem Punkt übt Moutschka Kritik: Die vergangenen Monate seien von den Gastronomen oft nicht dazu genutzt worden, um die Digitalisierung des eigenen Betriebs voranzutreiben. Sei es ein Bonuskarten-System per App, oder eine immer aktuell gepflegte Webseite, auf der man seine Speisekarte anbietet – "was Digitalisierung angeht, ist man in Ochsenfurt noch sehr verschlafen", sagt Moutschka. Einige Gastronomen seien bereits sehr weit, bei anderen würde sich das digitale Engagement darauf beschränken, ihre Speisekarte zu fotografieren und diese auf Facebook zu posten. "Die Situation im Frühjahr hätte ein Weckruf sein sollen."
Doch auch wenn das Sommergeschäft die Verluste des Frühjahrs nicht ganz wettmachen konnte, zeigten sich laut Moutschka viele Gastronomen im Nachhinein doch positiv von der Saison überrascht: "Wir hatten einen sehr starken Tourismus." Neben Besuchern aus der Region kamen auch viele Gäste aus ganz Deutschland sowie den Niederlanden nach Ochsenfurt. "Corona hat uns viele Besucher gebracht, die wir sonst nicht hätten begrüßen dürfen", erklärt Moutschka. Ob Tagestouristen, Radtouristen oder Besucher, die die Wanderwege rund um Ochsenfurt genutzt haben – "die meisten waren begeistert von der Stadt, es gab viel positive Resonanz".
So konnten sich die Besucher – unter Corona-Auflagen – einer Stadtführung anschließen; auch die Museen waren zum Teil geöffnet. "Sehr beliebt bei den Touristen war außerdem der Brückenschoppen", berichtet Moutschka. Dieser fand allerdings mit eingeschränkten Öffnungszeiten und weniger zugelassenen Gästen als sonst statt. "Die Leute dürsten nach Veranstaltungen und nach Gelegenheiten, um zusammenzukommen", erklärt sich Moutschka den starken Zulauf. Ihr Fazit nach den vergangenen Monaten fällt optimistisch aus: "Wir hoffen, dass viele Besucher und Touristen Ochsenfurt kennengelernt und als nett empfunden haben, so dass sie die Stadt weiterempfehlen und selbst wiederkommen."
Was Aktionen für Einheimische und Touristen im Winter angeht, sind der Stadtmarketingverein und die Tourismus-Info gezwungen, auf Sicht zu fahren. Es gebe viele Ideen, so Moutschka, doch bei jeder Idee müsse geprüft werden, ob sie nicht auch jemandem schaden könne. Als Beispiel führt sie den Vorschlag an, als Ersatz für das abgesagte Adventsgässle einen Weihnachtsmarkt am Main zu organisieren. "Damit würden wir die Leute aus der Altstadt ziehen", sagt Moutschka. "Und das wäre schlecht für Handel und Gastronomie."
Längerfristige Planungen sind unmöglich
Zu Beginn der Weihnachtszeit habe man außerdem von Seiten des Stadtmarketingvereins Gutscheine verlosen wollen, die man in den Geschäften der Stadt hätte einlösen können. "Hier hat uns der Lockdown einen Strich durch die Rechnung gemacht", so Moutschka. Schließlich sei es kritisch, den Gang in die Stadt zu bewerben und so für eine volle Altstadt zu sorgen, in der eventuell die Corona-Regeln nicht mehr eingehalten werden können. Nun wird zwar Ende November erstmals die Weihnachtsbeleuchtung in der Stadt angeschaltet, "aber ohne einen begleitenden großen Shopping-Tag", sagt Moutschka.
Die Geschäftsführerin empfindet es als "frustrierend", dass im Augenblick immer nur vor dem Hintergrund geplant werden könnte, dass das Ereignis voraussichtlich doch nicht stattfinden wird. "Wir planen, wissen aber nicht, was wird." Trotz dieser Widrigkeiten soll es in Ochsenfurt an jedem Adventswochenende eine kleine Veranstaltung geben: vom Weihnachtsbaumverkauf bis hin zu Aktionen für Kinder. Auch sei man dabei, eine Alternative zum Adventsgässle zu finden. Angedacht ist, mehrere Räume in der Altstadt zu finden, in denen Händler ihre Weihnachtswaren verkaufen können. "Da wir nicht wissen, wie es im Dezember weitergeht, sind wir aktuell mit Zusagen aber vorsichtig", sagt Moutschka.
Das alles würde nicht nur in Coronazeiten Kontakte reduzieren helfen, sondern auch Personalkosten sparen.
Ich kann das Jammer der Gastronomen, die sich dem digitalen Fortschritt verweigern nicht mehr hören.
Gut in Och finde ich, das wirklich schnelle öffentliche Internet am Rathaus. Ich weiß aus vielen Gesprächen mit Radtouristen, dass die Gastronomie im Sendebereich des Rathaus WLAN davon profitiert.
BTW Radtouristen: die bringen wirklich „Kohle“ nach Och. Anders als die „Schiffstouristen“ die auch in Nichtcoronazeiten Och links liegen lassen.
Getan für die Radtouristen, wird im Gegensatz zu Womo und „Schifflestouristen“ kaum etwas.