Katharina Felton stand schon in den Startlöchern: Viele Ideen zur Belebung des Fremdenverkehrs in Ochsenfurt wollte die Leiterin der Tourist-Info der Presse demnächst vorstellen - dann kam das Coronavirus. Der Start der Tourismus-Saison ist damit erst einmal auf unbestimmte Zeit verschoben, sagt Katharina Felton am Telefon.
"Normalerweise wäre es jetzt losgegangen, so wie im Vorjahr: Das Wetter schlägt um, die Sonne scheint und zack - sind die Leute da." Vor allem Radtouristen und Tagesausflügler aus der Umgebung kommen nach Ochsenfurt, wenn das Wetter schön ist. Wenn, wie jetzt, der Katastrophenfall ausgerufen ist, kommen sie natürlich nicht. Die Tourist-Info als städtischer Betrieb hat sowieso geschlossen. Dass die Saison komplett ins Wasser fallen wird, glaubt die Leiterin trotzdem nicht. Aber: "Es wird eine kurze Tourismus-Saison werden."
Ob sie lang genug sein wird, um die derzeit entstehenden Verluste in der Gastronomie und Hotellerie auszubügeln, ist fraglich. Katharina Felton hat bei Ochsenfurter Beherbergungsbetrieben nachgefragt. Überall hört sie das Gleiche: Zwei, vielleicht auch drei oder vier Wochen Durststrecke seien mit Müh' und Not zu überbrücken, danach werde es wirklich kritisch. "Und ob von den versprochenen Hilfspaketen bei jedem etwas ankommen wird, weiß man auch nicht", sagt Felton.
Aus ihrer langjährigen Erfahrung als Mitarbeiterin eines Reisebüros weiß sie aber, dass die Deutschen ein ausgesprochen reiselustiges Volk sind. Sie vermutet, dass viele nach dem Abflauen der Krise zwar unbedingt wieder werden reisen wollen, aber eher im eigenen Land bleiben. "Ich denke, dass vor Flugreisen etliche zurückschrecken werden, weil es da schwierig werden kann, im Krisenfall wieder nach Hause zu kommen. Das sehen wir ja jetzt gerade."
Führungen für Schiffstouristen
Also womöglich auch eine Chance für Ochsenfurt, das als Ziel für Urlauber aus Deutschland interessanter werden könnte als bisher. Katharina Felton hatte sich vor der Corona-Krise aber auch auf Touristen aus der Ferne vorbereitet. "15 feste Führungen für je 120 Passagiere von Kreuzfahrtschiffen haben wir für dieses Jahr schon vereinbart", sagt sie. Das wäre ein ermutigender Schritt nach vorne in dem Segment, von dem sich Ochsenfurt nach dem Bau der Anlegestelle am rechten Mainufer so viel erhofft hatte und in dem sich bislang so wenig tat.
Diese Buchungen beinhalten eine von der Tourist-Info angebotene Gästeführung durch Ochsenfurt in englischer Sprache. Dazu kommen, sagt Katharina Felton, Stadtführungen, die die Reedereien auf eigene Faust anbieten. Anfang Mai soll es den bisherigen Planungen zufolge losgehen. "Wir planen so, als ob die Führungen stattfinden." Ob sie tatsächlich stattfinden werden, wird sich erst noch zeigen müssen. Das hängt auch davon ab, ob die Reedereien ihre Flusskreuzfahrten nun komplett absagen oder nicht.
Gästeführer sollen keinem Risiko ausgesetzt werden
Ein weiteres Standbein, das Katharina Felton für Ochsenfurt etablieren möchte, sind Betriebsausflüge. Zwischen Mai und September würden sich ohnehin immer wieder Firmen aus der Umgebung melden, die mit ihren Mitarbeiter gerne einen Tag in der Stadt verbringen möchten, sagt die Leiterin der Tourist-Info. Solchen Interessenten, die sie nun auch aktiv anschreibt, will Katharina Felton ein umfangreiches Programm anbieten. Möglich sind etwa neben Stadtführungen, gerne auch in Mundart, zum Beispiel Weinbergswanderungen, Brauereiführungen oder Fahrten mit der Nixe. "Aber für die nächste Zeit ist das auf jeden Fall erst mal aufgeschoben."
Überhaupt sind die Stadtführungen, die zu Ostern wieder starten sollten, zunächst auf Eis gelegt - sowohl die öffentlichen, als auch die von Gruppen gebuchten. "Da kommt eine Vielzahl von Gästen, die mit dem Bus anreisen", erklärt Katharina Felton. Dass aus solchen Gruppen heraus die Gästeführer mit dem Coronavirus infiziert werden könnten, dieses Risiko will sie nicht eingehen.
Händler müssen frühzeitig planen können
Der Frühlingsmarkt, der erst am 26. April stattfinden sollte, wurde ebenfalls schon abgesagt. Die Entscheidung sei getroffen worden, weil die Händler jetzt bereits Waren einkaufen müssten und es ihnen gegenüber unfair sei, auf den letzten Drücker dann doch noch abzusagen, sagt Felton. Zumal es im Augenblick wahrscheinlich sei, dass das Veranstaltungsverbot zeitlich noch ausgeweitet werden könnte. Auch die Security-Firma soll planen können. "Und das Rote Kreuz und die Malteser, die bei solchen Veranstaltungen gebraucht werden, haben gerade auch anderes zu tun." Bis zu 10 000 Leute besuchen üblicherweise den beliebten Ochsenfurter Frühlingsmarkt.
Auch der Stadtmarketingverein hat etliche Termine abgesagt. Dazu gehört die Eröffnung der Osterbrunnen am 2. April an der Furt, an der normalerweise viele Kinder teilnehmen. Ebenso fallen die Maibaumaufstellung am 30. April und die Maifeier am Mainufer am 1. Mai aus.