Am schönsten ist das Lob, das völlig unerwartet kommt. Bürgermeister Peter Juks hat am Freitagnachmittag soeben angehoben, die Bedeutung des frisch eröffneten Brückenschoppens für die wunderbare Stadt Ochsenfurt zu betonen, da bestätigt enthusiastisch ein vorbeifahrender Radler: "Wunderbare Stadt!" Die Gäste, die zur Eröffnung zum Schlössle gekommen sind, freut's. Endlich hat auch Ochsenfurt seinen Brückenschoppen. Oder Schlössle-Schoppen. Oder, wie Betreiberin Anna Steinmann ihren Ausschank nennt, "Wein.Wunder.Bar".
Der Bereich vor dem Schlössle hat in den vergangenen Wochen seine Optik deutlich verändert. Das frühere Gleisbett der Mainschleifenbahn ist jetzt ausstaffiert mit Sitzmöbeln und niedrigen Tischen, auf der Mauer ist ein dekoratives Geländer angebracht, bestehend aus Pflanzkübeln mit Gewürzen. Im vorderen Bereich des Heimatmuseums ist der Ausschank untergebracht, nebst Vinothek und Kühlschrank. Denn Museum und Brückenschoppen teilen sich das historische Gebäude.
Anna Steinmann hatte das überzeugendste Konzept
"Ich hatte davon gehört, habe es mir angeschaut und mir gesagt: Das muss ich machen", erklärt Anna Steinmann ihren Entschluss, sich als Betreiberin zu bewerben. Die jüngste von drei Schwestern stammt aus einem Sommerhäuser Weinbaubetrieb und hat im Weingut Juliussspital Winzerin gelernt. "Sie hat das überzeugendste Konzept eingereicht", sagt Joachim Beck, Vorsitzender des Ochsenfurter Stadtmarketingvereins. Gemeinsam mit der Stadt hat der Verein das Projekt auf den Weg gebracht. Beck findet, das Ensemble um das Schlössle habe durch die neue Wein-Bar deutlich gewonnen.
Wobei Wein-Bar genau genommen nicht ganz korrekt ist. In einer Stadt, die gleich zwei Privatbrauereien beherbergt, muss beim Brückenschoppen natürlich auch der Gerstensaft einen angemessenen Platz haben. Die ausgeschenkten Weine stammen aus Kleinochsenfurt und der näheren Umgebung. Ähnlich wie in einem original bayerischen Biergarten soll es auch am Schlössle möglich sein, dort nur ein Getränk zu kaufen und sich eine Brotzeit selbst mitzubringen. Dennoch bietet Anna Steinmann als Magengrundlage auch selbstgemachte vegane Brotaufstriche an.
Der Schoppen soll ein neues Klientel erreichen
Üppigere Gerichte gibt es nicht, denn der Brückenschoppen soll das gastronomische Angebot in der Altstadt ergänzen und ihm keine Konkurrenz machen. Diesbezüglich habe es im Vorfeld schon einige Bedenken aus der Altstadt gegeben, sagt Bürgermeister Juks. "Mit diesem Angebot erreichen wir aber ein komplett neues Klientel", hält er dagegen. Der Brückenschoppen soll eher ein Angebot für diejenigen sein, die über die Alte Mainbrücke in die Stadt kommen und das Ambiente mit der Blickachse auf die St.-Andreas-Kirche bei einem kühlen Getränk auf sich wirken lassen wollen.
Was auffällt: Eine der beiden Schranken der ehemaligen Mainländebahn fehlt. Der Stadtrat hatte erst kurz zuvor beschlossen, die Schranken an Ort und Stelle zu belassen, um den Bahnstreckencharakter zumindest optisch zu erhalten. "Im Moment ist die Schranke eingelagert", sagt Juks. Sie werde aufbereitet und solle ihren angestammten Platz wieder einnehmen.
Im Schlössle wird Geschichte erlebbar
Ab sofort hat die "Wein.Wunder.Bar" geöffnet. Anna Steinmann hat vor, sie überwiegend alleine zu führen, kann aber dabei auf die Unterstützung ihrer Familie zählen. Auf ihre neue Aufgabe freut sie sich. "Hier ist Geschichte erlebbar", sagt sie. Ihre "Wein.Wunder.Bar" solle ein Treffpunkt sein und Menschen verbinden. Dass sich die Bar und das Heimatmuseum in die Quere kommen könnten, hält sie für unwahrscheinlich. Auch Joachim Beck glaubt, dass eher das Gegenteil der Fall sein wird: dass sich nämlich Kunden des Ausschanks zu einem Museumsbesuch entschließen.
Die "Wein.Wunder.Bar" hat donnerstags und freitags von 16 bis 21 Uhr geöffnet, samstags, sonntags und an Feiertagen von 14 bis 21 Uhr.