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Würzburg/Schweinfurt
Viel Kritik aus Unterfranken an geplantem "Lockdown light"
Vor allem Theater und Gastronomie fürchten bei neuen Schließungen um ihre Existenz. Warum der Würzburger Mediziner August Stich von der Politik "intelligente" Lösungen fordert.
Nicht nur die Gastronomie, auch viele Kultureinrichtungen in der Region fürchten wegen neuer Corona-Schließungen um die Existenz.
Foto: Daniel Peter | Nicht nur die Gastronomie, auch viele Kultureinrichtungen in der Region fürchten wegen neuer Corona-Schließungen um die Existenz.
Andreas Jungbauer
,  Henry Stern
 und  Jürgen Haug-Peichl
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:24 Uhr

Theater und Kinos zu? Restaurants und Hotels zu? Schulen und Kitas weiter offen? Nach den stundenlangen Diskussionen zwischen Bund und Ländern am Mittwoch will Ministerpräsident Markus Söder (CSU) an diesem Donnerstag nach einer Kabinettssitzung in München die neuen Corona-Einschränkungen für Bayern vorstellen. Am Freitag soll das Paket erstmals auch im Landtag diskutiert werden.

Dass der Ministerpräsident an seinem strikten Kurs festhalten will, machte er bereits am Dienstag deutlich: "Es wird nicht einfach und es wird auch nicht schön", warnte Söder. Doch zu harten Einschnitte gebe es keine Alternative, wenn man bei der Zahl der Neu-Infektionen eine Trendumkehr erreichen wolle: "Der größte Schaden für die Wirtschaft wäre, die Situation zu verschleppen."

Theater-Macher: Schließung wäre übers Ziel hinausgeschossen

Warum aber ausgerechnet die Theater und Musikbühnen wohl zu den ersten Einrichtungen gehören, die erneut schließen sollen, kann Markus Trabusch, Intendant am Mainfranken-Theater Würzburg, nicht verstehen: "Den sichersten Ort der Freizeitgestaltung als Erstes ins Visier zu nehmen, ist übers Ziel hinausgeschossen." Dies gelte umso mehr, als ein Theater "nicht einfach ein Laden ist, den man zuschließt und drei Wochen später wieder aufschließt".

'Ein Theater ist kein Laden, den man zuschließt und drei Wochen später wieder aufschließt', warnt  der Würzburger Theater-Intendant Markus Trabusch.
Foto: Johannes Kiefer | "Ein Theater ist kein Laden, den man zuschließt und drei Wochen später wieder aufschließt", warnt  der Würzburger Theater-Intendant Markus Trabusch.
"Da entsteht ein Flurschaden, den man nicht einfach wiederherstellen kann."
Der Schweinfurter Theater-Direktor Christian Kreppel

Eine erneute Schließung sei für viele Mitarbeiter und Künstler eine Existenzfrage, warnt auch Christian Kreppel, Direktor des Stadttheaters Schweinfurt. Längst sieht Kreppel aber auch das komplette kulturelle Leben in Frage gestellt: "Da entsteht ein Flurschaden, den man nicht einfach wiederherstellen kann."

Einzelhändler wegen Einschränkungen nervös

"Natürlich ist Nervosität da", beschreibt Volker Wedde, Bezirksgeschäftsführer beim Einzelhandelsverband in Unterfranken, die Lage der Geschäftsleute. Offenbar müssen die Läden wegen der aktuellen Corona-Lage zwar nicht schließen, aber deutliche Einschränkungen hinnehmen: maximal ein Kunde pro 25 Quadratmeter Ladenfläche, so lautete ursprünglich die Regel. Der deutsche Handelsverband hat dies bereits als "unverhältnismäßig" kritisiert. Das könne etwa vor Lebensmittelgeschäften zu Warteschlangen führen. Wedde schließt sich dieser Kritik an. Seiner Meinung nach "ist Einkaufen sicher", bislang sei aus dem Einzelhandel kein Corona-Hotspot bekannt.

Gaststätten-Verband fürchtet weitere Insolvenzen

Auch die möglichen Schließungen von Gaststätten und Hotels stoßen bei den Betroffenen auf heftige Kritik: "Wir wären sehr enttäuscht, weil wir in den letzten Monaten gezeigt haben, dass wir mit den Vorgaben der Politik umgehen können", erklärt Michael Schwägerl vom Hotel- und Gaststättenverband Dehoga Unterfranken. Mit weiteren Insolvenzen in der Region sei zu rechnen. Staatliche Zuschüsse orientiert am Umsatz des Vorjahres seien unabdingbar, so Schwägerls Forderung.

"Wir wären sehr enttäuscht."
Dehoga-Bezirksgeschäftsführer Michael Schwägerl zu möglichen Hotel- und Gaststätten-Schließungen

Zu einem "selektiven und intelligenten Lockdown" rät derweil der Würzburger Infektiologe Professor August Stich, Chefarzt an der Missio-Klinik im Klinikum Würzburg-Mitte (KWM). Dieser müsse vor allem dort greifen, wo die meisten Infektionen stattfinden. "Schulen und Kindergärten gehören nicht dazu", sagt Stich. Zu unterbinden seien dagegen private Feiern mit viel Alkohol: "Das ist wirklich gefährlich."

Hält aktuell ein 'starkes Abbremsen des öffentlichen Lebens' für sinnvoll: Der Würzburger Tropenmediziner Professor August Stich
Foto: Thomas Obermeier | Hält aktuell ein "starkes Abbremsen des öffentlichen Lebens" für sinnvoll: Der Würzburger Tropenmediziner Professor August Stich

Infektionsmediziner Stich: Speisegaststätten "weniger kritisch"

Die Gastronomie könne man nicht über einen Kamm scheren, sagt Stich. Problematisch seien Bars, in denen Gäste bei Musik nah zusammen sitzen, um sich zu unterhalten. Für weniger kritisch hält der Infektionsmediziner Speisegaststätten, die sich an Hygiene-Konzepte halten.

Stich zufolge kommen zunehmend wieder ältere Corona-Erkrankte in die Klinik – am Klinikum Würzburg-Mitte würden derzeit neun Patienten versorgt, zwei davon auf der Intensivstation. Dass die Gesundheitsämter wegen der hohen Fallzahlen die Infektionsketten nicht mehr nachvollziehen können, mache die Corona-Situation aktuell "gefährlicher als im Frühjahr", so Stich. Deshalb sei ein "starkes Abbremsen des öffentlichen Lebens" aus infektiologischer Sicht sinnvoll.

Dass Schulen und Kitas davon zunächst nicht betroffen sein sollen, hat Ministerpräsident Markus Söder bereits am Dienstag klargestellt: So viel Präsenz-Unterricht wie möglich bleibe das Ziel. Dafür erwarte er aber "maximale Flexibilität in den Schulen".

Lehrerverband fordert besseren Schutz im Klassenzimmer

"Mehr Eigenverantwortung mit der Grundlinie, Schule stattfinden zu lassen", will auch Gerhard Bleß vom Unterfränkischen Lehrer- und Lehrerinnenverband ULLV. So könnte der Präsenz-Unterricht etwa auf jüngere Schüler konzentriert werden, während ältere auch zuhause lernen. Die Aussage, dass Schulen kein Ort für Infektionen seien, könne er aber nicht nachvollziehen, so Bleß: "Ich halte es deshalb für dringlich den Schutz der Lehrer etwa durch bessere FFP2-Masken zu verbessern."

Wie Söder den Präsenzunterricht zum Dogma zu erklären, sei "eine populistische Forderung, die unerfüllbar ist", kritisiert derweil Jörg Nellen von der Gewerkschaft GEW. Auch Nellen komplette Schulschließungen ab. Mit geteilten Klassen, Heimunterricht oder Live-Unterricht per Video habe man bereits gute Erfahrungen gemacht.

 
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  • A. B.
    Ich konnte nirgends lesen oder hören, dass das Grundgesetz "außer Kraft" gesetzt sein soll.
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  • J. G.
    Ermächtigungsgesetz ist sicherlich das falsche Wort. Wobei wenn man sieht, wie z. B. der Söder im Alleingang seine Maßnahmen verkündet hat, lässt einen schon etwas graue Haare wachsen. Es ist richtig, dass der Bundestag das Infektionsschutzgesetz mit verabschiedet hat. Der Pferdefuß ist aber, dass der Bund nicht so einfach entscheiden kann, da die Hoheit hier bei den Ländern liegt. Deswegen ist ja der ganze unkoordinierte Misch-Masch entstanden. Der Bund kann grds. nur tätig werden, wenn ihm die Kompetenzen von den Ländern übertragen werden bzw. der Bund seine Gesetzgebungskompetenz auf Grund Artikel 72 Grundgesetz wahrnimmt. Das ausschließliche Gesetzgebungsrecht hat er nur für Krankenhäuser, etc. aber nicht für die Vermeidung von Infektionskrankheiten (Art. 74 Nr. 19 GG). So gesehen war und ist unsere Kanzlerin auf die Länder angewiesen. Dies nur mal am Rande.
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  • J. G.
    Lest mal das Interview auf T-Online mit der Starköchin Sarah Wiener. Die hat auch Corona und weiß nicht woher. Anscheinend hat sie wirklich alles beachtet. So gesehen sind die Infektionsketten oft nur schwer nachvollziehbar. Trotzdem ist es ein Fehler, die Kultureinrichtungen zu schließen. Gerade die haben alles getan, dass der Kulturgenuss unbeschwert war. Also hier dürften kaum Infektionen entstanden sein. Genauso wie die Gaststätten und Beherbergungsbetriebe, die auch die Vorgaben umgesetzt haben. Klar gibt es schwarze Schafe, aber alle dafür zu bestrafen? Wenn man die geplanten Entschädigungen für Betriebe liest, muss man auch den Kopf schütteln. Es sollen ja bis 75% des Vormonats sein, aber wenn da auch wenig Umsatz war, was durch die Vorgaben sicher so war, gibt es auch wenig Geld vom Staat. Folge werden viele Insolvenzen und damit Arbeitslose sein.
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  • H. M.
    Nicht 75% des Umsatzes des Vormonats, sondern des Vorjahres; also November 2019!!!!
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  • Veraltete Benutzerkennung
    nachdem die SöderCSU in Bayern die Lage schon lange nicht mehr im Griff hat muß jetzt die Kanzlerin ran.
    Bei nahezu 75% der Infizierten wissen wir nicht wirklich wo sie sich angesteckt haben. Das ist ja auch der Grund warum Prof. Drosten sagt, besser das Fahrrad aus dem Keller holen, statt mit dem ÖPNV oder zusammen mit anderen im Auto fahren. 1x pro Woche einkaufen statt jeden Tag.
    In meinem Bekanntenkreis geht jetzt eh keiner mehr in das Restaurant. Die Gastwirte sollen also froh sein, wenn sie 75% dessen bekommen was sie vor einem Jahr bekamen.
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  • B. M.
    „Heiliger Sankt Florian / Verschon’ mein Haus, zünd’ and’re an!“
    Egal welcher Bereich benannt ist, die mittelbar bzw. unmittelbar Betroffenen finden eine Begründung, warum Maßnahmen hier unterbleiben sollen. Wenn man das alles aufgreift, gibt es überhaupt keine Einschränkung und wir leben weiter wie ohne Corona. Gleichzeitig schießen die Zahlen durch die Decke. Wie soll denn sonst dem Virus Einhalt geboten werden?
    Eines ist aber wohl klar: nichts zu tun, ist das dümmste, was man machen kann.
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  • T. N.
    Die Gaststätten müssen schließen und im Gegenzug müssen bald noch mehr Tafeln (Suppenküchen) öffnen. Armes Deutschland. Und obendrauf kommen schon die ersten Vorschläge die Renten zu kürzen, Überstunden nicht zu bezahlen, Zuschläge zu streichen. Willkommen im Jahr 2020 in der EU.
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  • A. B.
    Woher sie ihre "Informationen" haben ist mir rätselhaft. Der Gedanke "Gaststätten zu - vermehrt Tafeln auf" ist wahrhaft ein Schnellschuss .... oder besser ein bisschen Propaganda, fragt sich für wen?
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  • M. B.
    Teillockdown damit Schulen offen bleiben dürfen und dann liest man, dass in den Schulen NICHTS mehr passiert - heißt....Schüler sind positiv getestet, aber alle dürfen weiter zur Schule gehen....

    Zitat: Bitte beachten Sie:

    Wir haben an unserer Schule (Klasse 3a) ein positiv getestetes Kind.
    Das Gesundheitsamt hat aber entschieden, dass kein Kind und auch keine Lehrkraft in Quarantäne muss.
    Quelle
    http://www.gartenstadt-grundschule.de/

    Da frage ich mich, was das soll.....
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  • A. K.
    Vernunft.
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  • M. B.
    Vernunft heißt also Klassen nicht in Quarantäne zu schicken???
    Aber dann wundern wenn die Zahlen steigen und andere es ausbaden müssen....das ist nicht Vernunft sondern Dummheit.....
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  • I. F.
    Ihnen ist aber...

    ...schon klar was ein "Ermächtigungsgesetz" für Deutschland und die Welt gebracht hat, oder?
    Es ist infam, dies im Zusammenhang mit dem Versuch eine weltweite Pandemie einzudämmen, hier populistisch anzubringen!
    (Nur kurz; "Ermächtigungsgesetz vom 24. März 1933 war ein vom Deutschen Reichstag beschlossenes Gesetz, mit dem die gesetzgebende Gewalt faktisch vollständig an Adolf Hitler überging. Die Folgen sind bekannt!)
    Wo sind denn Ihre konkreten Vorschläge, wie dem Virus (beim derzeitigen Wissensstand) am Besten bei zu kommen ist?
    Bisher hört man von Ihnen nur wogegen Sie sind ohne einen besseren Vorschlag zu machen.

    Ich wünsche niemandem diese Krankheit und versuche alles mir mögliche die unkontrollierte Ausbreitung und dadurch eine Überlastung des Gesundheitssystems einzudämmen.
    Also bleiben sie alle gesund und denken bitte auch an ihre Mitmenschen wenn Einschränkungen (AHA-Regeln und nun leider auch ein kleiner Lockdown) für dieses Ziel notwendig sind.
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  • I. F.
    Ich klicke prinzipiell...

    ...nicht auf in Foren verlinkte Seiten!

    Teilen Sie doch Ihre "leichten" Ansichten hier mit zwinkern

    Bleiben Sie trotzdem gesund!
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  • A. B.
    Gesetze und Verordnungen in der BRD mit dem "Ermächtigungsgesetz" (übrigens ein durch den damaligen Reichstag 1933 beschlossenes Gesetz - welch Ironie!) in Verbindung zu bringen ist schlicht eine historische Dummheit.
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  • G. R.
    So wird das Grundgesetz außer Kraft gesetzt. Was ist unser Grundgesetz so noch wert?
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  • A. B.
    Ich konnte nirgends lesen oder hören, dass das Grundgesetz "außer Kraft" gesetzt sein soll.
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  • E. H.
    zum Teil ist die Gastronomie selbst mit daran beteiligt wenn geschlossen wird.

    Kenne Cafes da musste ich hartnäckig nach der Liste zum eintragen fragen ?
    es gab einen Kellner, der hat gelacht, als sich am Nebentisch jemand mit Donald Trump eingetragen hat?
    in einer anderen Wirtschaft musste ich darum bitten, dass nach dem Wegräumen des Geschirrs auch desinfiziert wurde ?

    Sicher, die meisten haben wirklich versucht das gut umzusetzen, aber es gab eben auch schwarze Schafe.
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  • A. B.
    Leider haben sie recht - ich habe auch ähnliche Erfahrung gemacht. Ein wenig gab es wohl den Eindruck: der Sommer war doch gut - so wird es so schlimm nicht werden.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Auf eigenen Wunsch entfernt.
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  • I. E.
    Ja, die gab es. Als der Deutsche Bundestag das Infektionsschutzgesetz verabschiedet hat! Da steht nämlich drin, dass die Regierungen von Bund und Ländern bevollmächtigt werden, in der Lage einer Pandemie mit entsprechenden Verordnungen reagieren zu dürfen. Das Gesetz wurde ganz normal beraten, debattiert und beschlossen - demokratisch und vom Parlament!

    https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/id_88831184/verfassungsrechtler-ueber-corona-politik-ist-sie-verfassungskonform-.html
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