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Ochsenfurt
Stadtmarketing Ochsenfurt: Ohne Zusammenarbeit geht es nicht
Julia Moutschka ist die neue Geschäftsführerin des Ochsenfurter Stadtmarketingvereins. Wie sie die Zukunft der Stadt sieht, hat sie im Sommerinterview verraten.
Julia Moutschka ist seit Jahresbeginn 2019 Geschäftsführerin im Stadtmarketingverein Ochsenfurt.
Foto: Thomas Obermeier | Julia Moutschka ist seit Jahresbeginn 2019 Geschäftsführerin im Stadtmarketingverein Ochsenfurt.
Claudia Schuhmann
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:58 Uhr

Um die Stelle im Ochsenfurter Stadtmarketingverein hat sie sich beworben, da war sie noch gar nicht ausgeschrieben: Julia Moutschka ergreift gern die Initiative. Die 39-Jährige Würzburgerin stellt sich seit Anfang 2019 den Herausforderungen ihres neuen Jobs, und die haben es in sich: Veranstaltungen planen, die Stadt bewerben, Leerstände füllen. Dabei hatte die dreifache Mutter beruflich noch nie mit Stadtmarketing zu tun. Dass Ochsenfurt und seine Umgebung sich im regionalen Umfeld werden behaupten können, ist ihre feste Überzeugung.

Frage: Sie arbeiten seit Anfang des Jahres für den Ochsenfurter Stadtmarketingverein. Thematisch kommen Sie aber aus einer ganz anderen Ecke: Mode. Wie kam es zu diesem Richtungswechsel?

Julia Moutschka: Dazu kam es, als ich mit meinem Mann und den Kindern im Urlaub war. Die Kinder waren schwer verärgert, dass bei uns das vorherrschende Thema unsere Arbeit war, weil wir in der gleichen Firma tätig waren (beim Modeunternehmen s.Oliver, Anm. d. Red.). Da war es Zeit für einen Wechsel und zu sagen: Wir bringen mal unterschiedliche Themen mit nach Hause.

Wie unterscheiden sich beim Marketing Mode und Stadtmarketing voneinander? Sind die Herausforderungen ähnlich?

Moutschka: Natürlich gibt es Unterschiede, aber es ist auch alles schon sehr ähnlich. Gerade die Strukturen, etwa die Vorplanung. Ich möchte gerne versuchen, die Veranstaltungen so weit im Voraus zu planen, dass man, wie bei einer Kollektion, einen Vorlauf hat bei der Bewerbung. Es ist wichtig, schon alle Informationen gesammelt zu haben, um frühzeitig in die Bewerbung zu gehen, damit die Maßnahmen nicht verpuffen. Insofern ist es von der Schnelllebigkeit her etwas ganz anderes. Ich habe hier weniger das Gefühl, dass mir ein Trend davonrennt. Ich habe mehr das Gefühl, dass ich mich hier sammeln und sortieren und erst einmal eine Basis schaffen kann.

Als Sie sich Ende 2018 beim Pressegespräch im Rathaus vorgestellt haben, haben Sie gesagt: Marketing ist das Vermitteln eines Gefühls. Welches Gefühl sollen die Menschen mit Ochsenfurt verbinden?

Moutschka: Es gibt sehr unterschiedliche Personenkreise, die wir ansprechen wollen. Das sind einmal die Ochsenfurter Bürger, die sollen natürlich möglichst hier verweilen und nicht in andere Gemeinden oder nach Würzburg abhauen. Auch die Kinder und Jugendlichen müssen sich hier so wohlfühlen und so viel zu erleben haben, dass sie gerne hier bleiben möchten. Dann sehe ich die Geschäftsleute, die auch das Thema Fachkräftemangel betrifft. Der ist in den Branchen, die hier angesiedelt sind, noch nicht so angekommen. Ich höre aber von einigen Gastronomen, dass es schwierig ist, im Sommer Aushilfen zu finden. Das wird bestimmt auch in den großen Firmen einmal ein Thema werden. Und dann soll es heißen: Ochsenfurt ist ein attraktiver Standort, auch, um eines neuen Jobs wegen mit der Familie her zu ziehen. Und es gibt die Touristen, die wir gerne länger hier verweilen lassen wollen. Die sollen sagen: Ochsenfurt hat so viel zu bieten, dass wir hier auch gut zwei oder drei Tage bleiben können.

Stadtmarketing Ochsenfurt: Ohne Zusammenarbeit geht es nicht
Sie wohnen in Würzburg. Hat sich Ihr Blick auf Ochsenfurt verändert, seit Sie hier arbeiten?

Moutschka: Man sieht natürlich vieles viel bewusster. Ich versuche, keinen Tunnelblick zu bekommen. Am Anfang sind mir negative Dinge mehr aufgefallen. Dinge, wo ich mir gesagt habe: Das könnte man aber schöner machen. So Kleinigkeiten habe ich am Anfang mehr gesehen. Aber das verliert sich jetzt, weil man mehr Verständnis hat. Jeder ist hier am Schaffen und am Kämpfen und versucht, sein Bestes zu geben. Aber auch, wenn ich alles hier schon sehr lieb gewonnen habe, versuche ich, meinen kritischen Blick nicht zu verlieren.

Von Ihnen wird hier einiges erwartet: Sie sollen Ochsenfurt bekannt machen, Leerstände füllen, Veranstaltungen organisieren - mit anderen Worten: Leben in die Stadt bringen. Setzt Sie das nicht sehr unter Druck?

Moutschka: Doch, aber es macht mir auch furchtbar viel Freude, denn für mich ist Stillstand keine Option. Ich bin permanent getrieben. Ich habe in diesem Jahr ja schon viel angestoßen, mit Unterstützung meiner Kollegen im Stadtmarketingverein. Natürlich ist es ein großer Druck, aber ich glaube, die Dinge ergeben sich eines aus dem anderen. Der Leerstand wird sich füllen, wenn sich hier Einiges an Attraktivität ändert. Es ist ein Hand-in-Hand.

Nicht nur hier gibt es ja eine schöne Altstadt. Kann sich Ochsenfurt in diesem regionalen Umfeld behaupten?

Moutschka: Das denke ich ganz sicher. Ochsenfurt muss aufpassen, dass es sich nicht zu sehr vergleicht mit den anderen Kommunen. Es ist nun mal eine Stadt, und das muss Ochsenfurt nach außen auch darstellen. Natürlich nicht als Großstadt – ich habe das Gefühl, das wird auch oft versucht. Ochsenfurt ist eine Kleinstadt, und das soll es auch bleiben mit seinen schnuckeligen Gässchen. Die Stadt hat unfassbar viel zu bieten. Das Potenzial ist da, aber man muss es noch herausarbeiten. Die Leute müssen sich nicht entscheiden, ob sie nach Würzburg oder nach Ochsenfurt gehen wollen – das ist nicht vergleichbar. Es ist auch die Aufgabe der ILE (Interkommunale Allianz Maindreieck, Anm. d. Red.), zu sagen, jeder Ort hat etwas so Eigenes und Attraktives, dass man einfach alle mitnimmt.

Auch das Thema Leerstände beschäftigt Moutschka. In Ochsenfurt eröffnete im Mai die sogenannte Zuckerstube, nachdem der Gewölberaum längere Zeit leer gestanden hat.
Foto: Lucas Kesselhut | Auch das Thema Leerstände beschäftigt Moutschka. In Ochsenfurt eröffnete im Mai die sogenannte Zuckerstube, nachdem der Gewölberaum längere Zeit leer gestanden hat.
Sie haben schon angedeutet, dass Ochsenfurt nicht im Alleingang an Attraktivität gewinnen kann. Sie setzen eher auf eine Kooperation in Sachen ILE?

Moutschka: Ich bin begeistert von Herrn Lange (Allianzmanager der ILE, Anm. d. Red.) und wie er die Sache angeht und wie er da kämpft. Ich freue mich wahnsinnig, mit ihm zusammenarbeiten zu können. Ich brauche immer jemanden, mit dem ich mich so ein bisschen hochschaukeln kann mit Ideen. Da habe ich mit ihm einen ganz guten Partner gefunden. Ich glaube, dass alle die Nutznießer sind, wenn man die Bewerbung der Region in Angriff nimmt, anstatt in jede Stadt ein kleines Werbebudget zu stecken, weil das meines Erachtens verpufft.

Gibt es in der Region Beispiele, von denen Sie sagen: Die haben es richtig gemacht. Oft wird ja die Volkacher Mainschleife genannt.

Moutschka: Ja, Volkach ist da immer in aller Munde. Aber da gucke ich gar nicht so hin. Wenn ich an meine persönlichen Erfahrungen denke, kommt mir der Bayerische Wald in den Sinn, da gibt es die Region Bodenmais-Zwiesel. Die haben es sehr gut geschafft, obwohl es alles sehr kleine Orte sind. Dort gibt es eine Aktiv-Karte für die Touristen, die damit Aktivitäten in jedem Ort wahrnehmen können. Da kommt man überall mal vorbei.

Sie würden aber den Rahmen nicht zu weit ziehen wollen, also beispielsweise 50 Kilometer um Würzburg herum alles gemeinsam vermarkten?

Moutschka: Nein. Das macht keinen Sinn. Es ist schwierig genug, so viele Menschen und Entscheider unter einen Hut zu bringen. Da würde ich mich eher auf einen kleineren, überschaubaren Rahmen konzentrieren.

Die Familie konnten Sie immer mit der Arbeit vereinbaren?

Moutschka: Ich konnte immer wieder Fuß fassen und mich etablieren. Ich wollte nie die Mama sein, die in Teilzeit kommt, ihre Zeit abarbeitet und dann wieder nach Hause geht. Ich habe immer zugesehen, dass ich Präsenz zeige. Das halte ich für ein wichtiges Thema. Ich glaube, es muss noch viel mehr dafür getan werden, Frauen nach der Elternzeit wieder gut in die Berufe zu integrieren, denn deren Wissen ist ja nicht weg nach dem Kinderkriegen. Da ist ganz viel Potenzial, das dann zu Hause hinter dem Herd steht. Ich gucke aber auch, dass meine Kinder nicht zu kurz kommen. Ich glaube, dass dadurch, dass ich berufstätig bin und mir mein Job Spaß macht, die Kinder sehr davon profitieren, weil sie sehr selbstständig sind. Zum Sport fahren sie mit dem Fahrrad und nicht mit dem Auto.

Bei Ihrer Vorstellung haben Sie gesagt, Sie seien mode- und musikaffin. Was begeistert Sie sonst noch?

Moutschka: Ich war gerade wieder in London bei einem Robbie-Williams-Konzert und bin danach über die Flohmärkte geschlendert. Das mache ich sehr gern, natürlich auch Shoppen. Ich lese auch gerne, mein Lieblingsautor ist Max Gold. Und ich bin ein großer Familienmensch. Ich verbringe sehr gerne viel Zeit mit meinen Kindern und meinem Mann. Er ist so ein bisschen der Ruhepol, weil ich ja sehr energiegeladen bin. Und er ist derjenige, der mich dann wieder erdet.

Über die Person
Moutschka ist in Würzburg aufgewachsen und zur Schule gegangen. Nach dem Abitur ging sie für anderthalb Jahre nach London und arbeitete dort bei einer Merchandising-Firma und bei Tourneen von Robbie Williams mit. Nach ihrer Rückkehr und der Geburt ihres ersten Kindes, arbeitete sie für das Modeunternehmen s.Oliver.
 
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