Er galt als Vollblut-Wissenschaftler und überzeugter Skeptiker: Rainer Wolf, ehemaliger Privatdozent der Biologie und Physik an der Universität Würzburg und prominentes Mitglied der Gesellschaft zur Wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP). Einer breiteren Öffentlichkeit war Wolf vor allem durch sogenannte "Psi"-Tests bekannt, bei denen er vermeintlich übersinnlichen Phänomenen auf den Grund ging.
Am 8. Oktober ist Rainer Wolf im Alter von knapp 82 Jahren in Würzburg gestorben. Seine Skeptiker-Kollegen würdigten ihn in einem Nachruf der GWUP als "unbestechlichen, kritisch-rationalen Geist und gleichzeitig herzensguten Menschen".
Mit seiner Frau Dorle Wolf führte der Wissenschaftler eine symbiotische Beziehung
Rainer Wolf wurde am 8. November 1941 in Berlin geboren. In seiner Kindheit zog die Familie nach Volkach. Kurz vor dem Start seines Studiums in Würzburg traf Rainer Wolf auf seine spätere Ehefrau, Dorle Wolf, mit der er über 60 Jahre lang eine innige und symbiotische Beziehung führte.
Von 1960 bis 1964 studierte Rainer Wolf an der Universität Würzburg Biologie und Physik. Dorle Wolf ließ sich zur Medizinisch-technischen Assistentin ausbilden, um zusammen mit ihrem Mann – das Paar heiratete 1966, 1967 kam Sohn Johannes zur Welt –, an der Uni arbeiten zu können.
Zoologie und Elektronenmikroskopie faszinierten Wolf
Eine der großen Leidenschaften Rainer Wolfs galt dem Fach der Zoologie, in dem er sowohl seine Promotion als auch die Habilitation ablegte.
Von 1979 bis zu seiner Pensionierung 2006 war Rainer Wolf als Akademischer Rat an der Abteilung für Elektronenmikroskopie am Zoologischen Institut der Uni Würzburg tätig. Sein damaliger Kollege, Prof. Dr. Georg Krohne, erinnert sich an ihn als einen "hervorragenden Mitarbeiter, der sich sehr in der Ausbildung der Studierenden engagiert hat". Als jemand, der sich bestens mit Elektronenmikroskopen auskannte und diese auch reparieren konnte, sei er außerdem zentraler Ansprechpartner rund um mikroskopische Fragen gewesen.
Wolf wollte mit seinen Erfindungen das Leben leichter machen
Sein Vater sei ein großer Bastler gewesen, sagt Sohn Johannes Wolf, der Rainer Wolf außerdem als "widerspenstig – jemand, der nicht mit der Masse mitgeschwommen ist", beschreibt. Bei seinen Erfindungen hätte ihn stets auch die Frage angetrieben: "Wie kann ich das Leben leichter machen?" An Patenten für seine Erfindungen sei er nicht interessiert gewesen – "er war nicht kommerziell aufgestellt", so Dorle Wolf. Auch auf akademische Titel habe ihr Mann keinen Wert gelegt. "Er wollte lieber in Ruhe das machen, was er wollte."
In der zweiten Hälfte seiner Berufslaufbahn entwickelte Rainer Wolf eine weitere Leidenschaft: die für Sinnestäuschungen und 3D-Sehen. Auch in Sachen Wahrnehmungsforschung bildete Rainer Wolf mit seiner Frau Dorle, die seit 1992 hauptberuflich als Malerin arbeitet, eine Symbiose. Inspiriert durch die Forschung ihres Mannes gestaltete Dorle Wolf viele ihrer Bilder so, dass sie eine räumliche Tiefe entfalten, wenn man sie durch eine 3D-Brille betrachtet.
Als ein Mensch, der Sachen gern auf den Grund ging, stieß Rainer Wolf auf die Skeptiker – eine Gruppe von Wissenschaftlern, die ungewöhnliche Behauptungen mit wissenschaftlichen Methoden überprüfen. Zusammen mit Skeptiker-Kollegen testete Rainer Wolf z.B. regelmäßig Menschen, die behaupteten, übernatürliche Fähigkeiten zu haben.
In sogenannten Psi-Tests sollten sie diese unter Beweis stellen. Wem dies gelänge, dem versprach die Gesellschaft zur Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP), in deren Vorstand und Wissenschaftsrat Rainer Wolf seit 1999 Mitglied war, 10.000 Euro. "Die Psi-Tests lebten von seiner inspirierenden Initiative und seiner wissenschaftsmethodischen Expertise", heißt es im Nachruf der GWUP über Rainer Wolf. "Er wird enorm fehlen, nicht nur uns."
Dieses Hinterfragen fehlt vielen in diesen unsteten Zeiten, in denen wir uns aktuell leider befinden. Wir sollten uns daher eher an den Frohsinn von Rainer erinnern, den er - trotz aller Skepsis - gezeigt hat.
Ich habe Dich sehr geschätzt, auch wenn der Kontakt durch Wegzug abgerissen ist.
Ruhe in Frieden, lieber Rainer!
(als ehem. Nachbar erlaube ich mir das)