Glauben Sie daran, dass man mit einem Zwiebelpendel herausfinden kann, in welchem von zehn Eimern sich Wasser befindet? Oder dass eine Wünschelrute anzeigen kann, unter welcher Tasse eine Münze versteckt wurde? Es gibt Menschen, die glauben fest daran, übernatürliche Fähigkeiten zu besitzen - so sehr, dass sie sich von Dr. Rainer Wolf und Dr. Martin Mahner testen lassen.
Die beiden Wissenschaftler haben es sich zum Ziel gesetzt, eben diese Behauptungen zu widerlegen. "In unserer Arbeitshypothese gehen wir davon aus, dass es keine Wunder gibt", erklärt Rainer Wolf, ehemaliger Privatdozent der Biologie und Physik an der Universität Würzburg. Wer es entgegen den wissenschaftlichen Erwartungen dennoch schafft, seine übernatürlichen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen, dem winkt ein Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro, das von der Gesellschaft zur Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) gezahlt wird.
PSI-Test als wissenschaftliche Methode um vermeintlich übernatürliche Fähigkeiten zu enttarnen
Der von Rainer Wolf, Biologe und Wahrnehmungsforscher, durchgeführte PSI-Test soll vermeintlich übernatürliche Fähigkeiten auf die Probe stellen. Der Begriff "Psi" leitet sich vom 23. Buchstaben des griechischen Alphabetes ab. "Psi ist der Anfangsbuchstabe des Wortes für Psyche, Geist, Gedanke oder Seele", erklärt Wolf, der den Test regelmäßig mit seinem Freund und Kollegen Martin Mahner durchführt. Auf die Frage, warum die beiden Wissenschaftler das tun, erklären sie, dass sie "einfach Spaß an der Sache" hätten.
Der PSI-Test wird nach strengen wissenschaftlichen Regeln durchgeführt, wie Wolf erklärt: "Für uns ist entscheidend, dass unsere Tests doppelt erblindet durchgeführt werden." Das heißt, keiner der im Raum anwesenden Personen weiß beispielsweise, unter welchem von zehn Eimern sich tatsächlich Wasser befindet. Auch die Versuchsleiter selbst nicht. Damit soll ausgeschlossen werden, dass die Kandidatinnen und Kandidaten durch die Körpersprache der Anwesenden bewusst oder unbewusst beeinflusst werden.
Als wissenschaftliches Verfahren, welches der Test ist, gibt es außerdem verschiedene Methoden zur Durchführung. Dazu zählen die eins aus zehn-Methode, bei der aus zehn Gefäßen das eine mit dem Zielobjekt gefunden werden muss. Oder das eins aus zwei-Verfahren, bei dem der Proband sich zwischen richtig und falsch entscheiden muss. Anschließend werden die Testergebnisse in einem statistischen Verfahren ausgewertet.
Doch nicht jede vermeintlich übernatürliche Fähigkeit kann empirisch getestet werden. "Wir testen nur Behauptungen, die zu einem klaren Ergebnis führen. Also keine subjektiven Bewertungen, kein schwammiges Gequatsche und keine Zukunftsdeutung", erklärt Mahner, Mitglied der Gesellschaft zur Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP). Was hingegen getestet werden könne: Ob jemand allein durch Gedankenkraft Objekte bewegen oder die Unverträglichkeit von Lebensmitteln erspüren könne.
Kann ein Heilpraktiker unverträgliche Lebensmittel erpendeln?
Letzteres hatte vor einiger Zeit ein Heilpraktiker behauptet und sich dem 10.000 Euro-Test gestellt. "Der Mann stand laut eigener Aussage mit einer geistigen Führerschaft in Verbindung, die ihm half, die Unverträglichkeiten aufzuspüren", fügt Mahner erklärend hinzu. Zwar könnten die Wissenschaftler die Verbindung zu der geistigen Führerschaft nicht testen, wohl aber, ob der Heilpraktiker unverträgliche Lebensmittel erspüren kann.
Um den Test durchzuführen, wurde ein Apfelstück mit Ameisengift getränkt und per Losverfahren unter einem von zehn Gläsern platziert. Unter den übrigen neun Gläsern wurden unbehandelte Apfelspalten verteilt. Der Heilpraktiker war überzeugt, das vergiftete Apfelstück erspüren zu können. "Ich brauche Ihnen nicht zu erzählen, dass es nicht geklappt hat. Er hatte null Treffer", erzählt Mahner.
Der Mann sei von seinem Misserfolg tief erschüttert gewesen und überlegte seinen Beruf als Heilpraktiker aufzugeben. "Nach ein paar Tagen hat er sich dann gemeldet und erklärt, dass er sich mit seiner geistigen Führerschaft beraten hätte." Diese hätten ihm erlaubt, seinen Beruf weiter auszuführen. Er solle sie aber in Zukunft nicht mehr durch fragwürdige Tests herausfordern, erzählt Mahner.
Kandidatinnen und Kandidaten zeigen selten Einsicht
Und so ergeht es Mahner und Wolf immer wieder mit vielen der getesteten Kandidatinnen und Kandidaten. Nur die wenigsten der getesteten Personen hätten am Ende eingesehen, dass sie keine übernatürlichen Fähigkeiten besitzen und schnell andere Gründe für ihren Misserfolg gefunden. "Das müssen Sie so verstehen, diese Leute leben 20 oder 30 Jahre in dem Glauben an ihre Kräfte. Das wird ein Test nicht ändern", sagt Wolf.
Er selbst glaubt nicht an übernatürliche Fähigkeiten, sagt aber: "Ich wäre aber offen und würde mich gern vom Gegenteil überzeugen lassen." Beiden Wissenschaftlern ist es wichtig, zu betonen, dass es ihnen einzig und allein darum geht: Wissenschaft. Ziel der PSI-Tests soll nicht sein, jemanden öffentlich bloßzustellen oder sich über die Personen lustig zu machen.
Auf die Frage, wie viele der getesteten Personen sich anschließend eingestehen, dass sie keine übernatürlichen Fähigkeiten besitzen, erklärt Wolf: "Maximal zwei Prozent aller Kandidatinnen und Kandidaten geben am Ende zu, dass sie sich getäuscht haben." Jedem, der sich sein Scheitern selbst eingestehen könne, sprächen Mahner und Wolf ihre Hochachtung aus. "Einsicht ist oft das schwerste", so Mahner.
Kritisches und wissenschaftliches Denken sollte mehr „unters Volk“ gebracht werden; es kann Leben retten.
Auch weithin akzeptierte Scheinwissenschaften, wie Homöopathie, Anthroposophie, TCM, auch Theologie und vieles mehr, sollten mehr unter die wissenschaftliche „Lupe“ genommen werden. (Keinesfalls sollten sie beworben werden, wie auch die Mainpost es desöfteren tut.)
Die GWUP leistet dabei gute Arbeit. Ein Blick auf deren Internetauftritt lohnt.
Bleiben Sie skeptisch!
UND: wenn ich 10.000 Euro ausschreibe für einen solch fragwürdigen Test, brauche ich mich nicht wundern, dass hier auch aussergewöhnliche Menschen kommen. Ich würde nicht kommen, bin aber auch nicht aussergewöhnlich.
... auch bei 1:2 und 20 Versuchen (11. Klasse ... Wahrscheinlichkeitsrechnung)
Da müssen Sie Klasse 11 Wahrscheinlichkeitsrechnung nochmal wiederholen.
https://www.frustfrei-lernen.de/mathematik/laplace-regel.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Stochastik
Je mehr jemand von sich und seinen Ideen überzeugt ist desto weniger ist er bereit sein Scheitern zuzugeben. Selbst wenn es noch so aussichtslos ist werden Fehler wo anders oder bei andern gesucht.
Bestes Beispiel sind Politiker und Manager.
Egal was, er hätte es nicht gegaubt.