In seinen YouTube-Videos lässt Benedikt Maurer Münzen rotieren und bringt Billardkugeln und Spielzeugautos in Bewegung - ohne sie zu berühren, scheinbar allein mit der Kraft seiner Gedanken. Alles nur Hokuspokus und Trickserei? Um das Gegenteil zu beweisen, hat sich Maurer, der sich selbst "Psychokinet" und "Mystifier" nennt, in Würzburg dem sogenannten Psi-Test gestellt – und für eine Überraschung gesorgt.
Maurers Aufgabe war es, vor den Augen der Wissenschaftler herauszufinden, ob sich in kleinen Schachteln ein Magnet befindet oder nicht. Bei 13 Versuchen lag er neun Mal richtig. Zum Bestehen des Test hätten schon sieben Treffer gereicht.
"Wenn ich einen Magneten aufspüre, dann fühle ich einen gewissen Druck in meiner Handfläche – ähnlich wie ein Sonnenstrahl auf der Haut", sagt der 20-Jährige aus dem Raum Augsburg. An höhere Mächte oder Magie glaube er nicht. Es stecke reine Physik hinter dem Phänomen, behauptet der Mediengestalter. Nur ein anerkannter Beweis dafür fehle noch.
Über 60 Kandidaten bisher erfolglos
"Es gibt drei Möglichkeiten", sagt Versuchsleiter Rainer Wolf über Maurers Test-Ergebnis. "Er hat die Fähigkeit wirklich, er hatte verdammt Glück oder er hat getrickst." Seit über zehn Jahren lädt die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) Wünschelrutengänger, Hellseher und Pendelkünstler an die Universität Würzburg ein, um ihre Fähigkeiten ernst zu nehmenden Tests zu unterziehen.
Mit den Versuchen wolle man gegen weit verbreiteten Aberglauben vorgehen, sagt Wolf. Der Würzburger Biologe und Wahrnehmungsforscher hatte schon viele Menschen vor sich, die davon überzeugt waren, Übersinnliches vollbringen zu können. Über 60 Kandidaten haben die Wissenschaftler der GWUP, die "Skeptiker", bereits geprüft. Bestanden hat den Psi-Test noch keiner. Benedikt Maurer ist jetzt so nah dran, wie noch niemand zuvor. Ihm steht noch eine zweite Runde des Tests bevor, danach könnten 10 000 Euro Preisgeld ihm gehören.
Die Versuchsaufbauten der "Skeptiker" sind akribisch durchgeplant. In jedem der 13 Durchgänge musste Maurer erkennen, in welcher der zehn Schachteln sich der Magnet befindet. Das wurde unmittelbar davor per Zufallsprinzip ausgelost. Der Kandidat wartete währenddessen gemeinsam mit Rainer Wolf in einem abgetrennten Raum. Dann untersuchte er die Schachteln und trug sein Ergebnis in ein Protokoll ein. Der Versuch fand im Freien statt, denn die elektromagnetischen Felder in den Innenräumen der Universität hätten den Versuch laut Maurer gestört.
Ein drittes Team übernahm die Auswertung und überprüfte nach jeder Runde, ob der Kandidat die richtige Schachtel bestimmt hatte. Während des gesamten Versuchs begegneten sich die verschiedenen Gruppen nicht. Ein Irrtum gilt damit eigentlich als ausgeschlossen.
Interessant für die Wissenschaft
Im Grunde würde er sich freuen, wenn es den Magnetsinn wirklich gäbe, sagt Skeptiker Rainer Wolf. Denn wissenschaftlich sei das höchst interessant. Doch der Versuchsleiter zweifelt: "Die Sicherheitsvorkehrungen waren diesmal sehr lasch." Um auszuschließen, dass der Kandidat einen starken Magneten am Körper trägt, hatte er Benedikt Maurer vor dem Test sowohl mit einer Kompassnadel als auch mit einem sehr starken Neodym-Magneten abgetastet. Für ausreichend hält er diese Maßnahmen aber nicht: "Es gibt winzige Hilfsmittel, die auch schwache Magnetfelder erkennen und dann schwach vibrieren. Die kann man sich irgendwo hinstecken, am sichersten ins Hinterteil – da funktioniert das nämlich auch." Ein anderer möglicher Trick wäre ein implantierter kleiner Magnet in der Hand.
Dass sich Benedikt Maurer mit Tricksereien auskennt, zeigt sein YouTube-Kanal. Was er dort als Psychokinese verkauft, basiere auf einfachen Zaubertricks, sagt Wolf, der selbst Erfahrung als Hobbyzauberer hat. "Trotzdem", betont der Versuchsleiter, "gilt bei allen unseren Kandidaten die Unschuldsvermutung."
Verschärfte Sicherheitsmaßnahmen
In der zweiten Runde des Tests werde man die Sicherheitsmaßnahmen verschärfen. Um Schummeleien zu verhindern, wäre zum Beispiel eine vorherige Magnetresonanztomographie (MRT) denkbar oder ein Röntgenscan, um versteckte Magneten oder andere Hilfsmittel zu finden, so Wolf. Auch einen Kleiderwechsel und eine Rektaluntersuchung des Kandidaten direkt vor dem Test ziehen die Skeptiker in Betracht. "Ich bin nicht böse, falls sich herausstellt, dass der Kandidat geschummelt hat", sagt der Wissenschaftler, "aber wir wollen es verdammt nochmal wissen." Wann der zweite Test stattfinden kann, ist aufgrund der aufwendigen Vorkehrungen bislang noch unklar.