Vor acht Jahren wurde in Ochsenfurt ein Wandel angestoßen, um touristisches Potenzial in die Region zu bringen. Seitdem betreibt die Stadt Ochsenfurt die Tourist-Information in eigener Verantwortung. Als "komplette Neuausrichtung" bezeichnet Bürgermeister Peter Juks diese Zeit. Außerdem ist Ochsenfurt seit 2012 Teil der Allianz Maindreieck, die aus 12 Kommunen besteht. Die Allianz hatte sich unter anderem zum Ziel gesetzt, die gesamte Region touristisch besser zu vermarkten. Hier gibt es laut Juks eine gute Entwicklung, die unter anderem in der Gründung eines eigenen Tourismus-Zweckverbands zum Ausdruck kommt.
Die Übernachtungszahlen werden von Frickenhausen getrübt
Bei den Übernachtungszahlen hat Ochsenfurt noch Luft nach oben. Im letzten Jahr gab es laut dem Landesamt für Statistik etwas mehr als 13.000 Gästeübernachtungen in der Stadt. Im Vergleich zu Frickenhausen mit über 54.000 Übernachtungen Diese ist diese Zahl sehr gering. Das liege vor allem daran, dass es dort große Hotels, wie zum Beispiel das Best Western Hotel Polisina, gebe, meint Katharina Felton, Leiterin der Tourist-Information in Ochsenfurt.
In Ochsenfurt kommen Feriengäste hauptsächlich in Ferienwohnungen und Gasthöfen unter. Die amtlichen Daten umfassen allerdings nur Übernachtungsmöglichkeiten mit mindestens zehn Betten. "Wir haben insgesamt um die 280 bis 300 Betten hier. Das sind nicht viele, aber die Lokalitäten geben gar nicht mehr her", sagt Felton. Mangels der Übernachtungsmöglichkeiten profitiere Ochsenfurt stark von Tagstouristen, die im Maindreieck übernachten und ihren Tagesausflug hierher machen.
Erlebnisführungen sind sehr beliebt
Bei den Stadtführungen liefen zuletzt vor allem die Erlebnisführungen gut, zum Beispiel mit einem Nachtwächter. "Das ist spannend für die Leute, im Dunkeln durch die Stadt zu laufen", sagt Felton. "Und wenn der Nachtwächter dann noch was singt, dann ist das ein ganz besonderes Erlebnis." Kulinarisch sei im letzten Jahr die Bierbrauerführung sehr gut angekommen und auch das Tratschweib sei nicht mehr wegzudenken. In diesem Jahr könne man außerdem neue Führungen anbieten, worüber sich Felton sehr freut: Radführungen, jeweils eine kurze und eine lange.
Bereits im dritten Jahr betreut die Tourist-Info Flusskreuzfahrten, für die sie Stadtführungen in englischer Sprache anbietet. 40 solcher Führungen für ausländische Besucher gab es im vergangenen Jahr. "Dafür dass uns Rothenburg da Konkurrenz macht, ist das eine ganz ordentliche Zahl", meint Felton. Für dieses Jahr habe sie einen zweiten Anbieter dazugewinnen können, der auch gerne Führungen für sein Schiff hätte. Mehr gäben die Kapazitäten aber auch gar nicht her, da die sieben englischsprachigen Gästeführer, die ihr zur Verfügung stehen, überwiegend noch berufstätig seien, so Felton.
Der Umsatz kommt hauptsächlich von Radtouristen
Die Schiffstouristen ließen allerdings kaum Umsatz in der Stadt. "Die gehen hier nicht essen oder Kaffee trinken", sagt Felton. Auch der Verkauf von Bier und Wein direkt am Schiff sei nicht gut angenommen worden. "Das bringt nichts, weil die Leute auf dem Schiff Vollpension haben", meint Felton. Außerdem spiele das Zeitmanagement eine Rolle. "Oft liegen die Schiffe ja auch nur drei bis fünf Stunden hier. Da gibt es der Zeitrahmen gar nicht her, dass sich die Touristen noch allein in der Stadt aufhalten können", fügt Felton hinzu.
Mit den Radtouristen sei das anders. "Wenn man hier bei schönem Wetter durch die Stadt läuft, dann sieht man hier nur Fahrräder", sagt Felton. Und die vielen Radfahrenden, die überwiegend den MainRadweg befahren, lassen auch ihr Geld in der Stadt. "Die Radtouristen gehen hier essen und in die Geschäfte rein", sagt Felton.
Auch im Internet wolle man präsent sein
Um die Werbung für die Stadt im Internet voranzutreiben, wolle man in Zusammenarbeit mit dem Frankentourismus Influencer in die Gegend bringen. "Das ist sicherlich ein Thema, das wir dieses Jahr anvisieren müssen", meint Felton. Um den Wandertourismus im Maindreieck zu bewerben, gebe es die Überlegung, einen Wander-Influencer zu organisieren.
Dazu komme der Ausbau der Online-Buchungsplattform. Bisher könne man die öffentlichen Stadtführungen online buchen, jedoch nicht die Gruppenführungen. Diese könne man nur anfragen. "Das Ziel wäre, dass der Gast das schon fix online buchen kann und wir hier nichts mehr damit zu tun haben", meint Felton. Auch die Buchung von Unterkünften und Beherbergungsbetrieben solle in naher Zukunft über die städtische Seite möglich sein.
Pläne für die Zukunft stehen
In nächster Zeit gibt es also noch einiges zu tun. "Der Strukturwandel ist noch nicht abgeschlossen, die Betriebe in der Stadt müssen ihre Qualität verbessern und die Anzahl der Übernachtungsmöglichkeiten muss gesteigert werden", sagt Bürgermeister Juks. Ein Ziel sei außerdem, die durchschnittliche Aufenthaltsdauer von 2,0 Übernachtungen auf 2,5 oder 3,0 zu steigern. Ebenfalls stehe das Errichten eines Wohnmobilstellplatzes auf dem Plan, sowie die Reaktivierung der Jugendherberge, die auch Radfahrer, die nur eine Nacht da sind und keinen großen Luxus brauchen, nutzen könnten. 2010 musste die Jugendherberge im Klingentor als kleinste der Region wegen eines fehlenden zweiten Fluchtwegs schließen. Ein solcher Fluchtweg ließe sich heute mit einfachen Mitteln schaffen, ist Juks überzeugt. Als weiteres Objekt kann sich Juks das Bollwerk vorstellen.
Außerdem sollte der Weintourismus vorangetrieben werden, da Ochsenfurt ein idealer Ausgangspunkt für den Besuch von bekannten Weinorten wie Sommerhausen, Randersacker, Frickenhausen und Sulzfeld sei, so Felton. Seit letztem Jahr gebe es daher neben Andrea Trumpfheller mit Sam Schmitt einen zweiten Weinerlebnisführer. Zudem soll in der sanierten Spitalanlage das Museum Main und Mensch entstehen. "Das ist dann auch ein Zugewinn, wenn wir ein schönes, großes Museum haben", betont Felton.
Es müssen alle zusammenarbeiten
Die Vereine der Stadt seien für den Tourismus ebenfalls von Bedeutung, meint Felton, etwa mit ihren Festen und Veranstaltungen, die viele Menschen nach Ochsenfurt locken. So zum Beispiel der Volkstrachtenverein, der jährlich das Bratwurstfest organisiert. Zudem veranstaltet der Ochsenfurter Fußballverein regelmäßig ein städtepartnerschaftliches Weinfest. "Das ist dann tatsächlich auch ein Besuchermagnet", so Felton. "Es ist nicht nur die Stadt, die etwas tun muss. Das muss ein Geben und Nehmen sein", merkt Felton an.
Ach ja was ich noch sagen wollte: Der Radweg unter der neuen Meebrügga gehört entschärft. Man hat den Eindruck da waren Dilettanten am Werk.
Ohne Radtourismus, hätte auch in OCH schon manches Geschäft schließen müssen. Schon längst gehören die Radler zu den zahlungskräftigsten & konsumfreudigstenTouristen. Wer hat den Börchermäster schon mal mit dem Rad gesehen? Es gibt schon länger die Empfehlung Einbahnstraßen für den Fahrradverkehr zu öffnen. Nur in Ochsenfurt tut sich nichts.
Der Autoverkehr für Nichtanlieger muss, zumindest am WE raus aus der Stadt. Da ich öfter Radtouren entlang des Mains leite, meinte ich die Holperstrecke entlang der Zuckerfabrik und fahre über Frickenhausen (auch dort könnte man für den Radtourismus mehr tun) weiter nach Segnitz. Das ist nicht nur sie schönere Strecke, sondern auch die deutlich besser Ausgebaute. Verbesserungswürdig sind die Mainübergänge. Die alte Meebrügga gehört für d Autoverkehr gesperrt. Bei der neuen Meebrügga müssen die Fahrrad/Fußwege dringend baulich vom MIV getrennt werden.