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Ochsenfurt
Wie der Ochsenfurter Volkstrachtenverein das Bratwurstfest retten konnte
Damit das Ochsenfurter Traditionsfest nicht stirbt, hat der Volkstrachtenverein breite Unterstützung erfahren. Doch es bleibt ein Wermutstropfen.
Beim Festbieranstich 2019 konnte noch niemand ahnen, dass das Bratwurstfest drei Jahre lang ausfallen muss. Heuer soll wieder alles – fast – so werden wie früher. 
Foto: Uschi Merten | Beim Festbieranstich 2019 konnte noch niemand ahnen, dass das Bratwurstfest drei Jahre lang ausfallen muss. Heuer soll wieder alles – fast – so werden wie früher. 
Gerhard Meißner
 |  aktualisiert: 08.02.2024 15:02 Uhr

Zuerst die gute Nachricht: Das Ochsenfurter Bratwurstfest findet nach dreijähriger Pause heuer wieder statt, und zwar wie gewohnt ab dem Pfingstsamstag, 27. Mai. Mit Unterstützung der Stadt und weiterer Vereine hat der Volkstrachtenverein ein Konzept ausgearbeitet, um das Traditionsfest, das heuer wieder mit dem Pfingstritt am Pfingstmontag verbunden ist, in die Zukunft zu führen. Die schlechte Botschaft: Auf ihren "Nationalfeiertag" am Pfingstdienstag werden die Ochsenfurter verzichten müssen – zumindest in der gewohnten Form.

Also kein "Bratwurstfest light" wie es im vergangenen Jahr aus der Not geboren wurde, sondern ein richtiges Bratwurstfest mit Festzelt, Karussell und allem, was noch dazu gehört. Das ist das Ergebnis von unzähligen Gesprächen, die die Vorsitzende der Trachtler, Rosi Brauner, und ihr Stellvertreter Andreas Mohr in den vergangenen Monaten geführt haben. "Vor fast einem Jahr haben wir angefangen, uns Gedanken zu machen, wie das Bratwurstfest weitergehen soll", sagt Mohr, der auch die Federführung bei der Organisation übernommen hat.

Helfer beim Bratwurstfest waren schon vor der Pandemie knapp

Dass der Verein personell an Grenzen stößt, war schon 2019 - beim letzten Bratwurstfest vor der Corona-Zwangspause – offenkundig geworden. "Alleine können wir das Fest nicht mehr stemmen, Corona hat das Ganze nur beschleunigt", sagt Mohr. Täglich 60 bis 70 Helfer seien nötig, um das Fest über die Bühne zu bringen. Vor allem aber hat der Auf- und Abbau des Zelts vollen Personaleinsatz erfordert.

Früher konnten sich die Trachtler dabei auf einen festen Kreis vor allem älterer Mitglieder verlassen, denen es eine Ehre war, beim Festaufbau mit anzufassen, um anschließend bei Bier und Knackwurst gemütlich beisammen zu sitzen. Diese Helfer fehlen dem Verein inzwischen. Die Lösung: Den Auf- und Abbau erledigt künftig der Ochsenfurter Zeltverleih. Einen entsprechenden Vertrag hat der Volkstrachtenverein bereits geschlossen. Für die Mehrkosten springt die Stadt in die Bresche.

Einen pauschalen Zuschuss von 10.000 Euro hat der Finanzausschuss des Stadtrats den Trachtlern dazu bewilligt. "Es war für mich sehr erfreulich, dass der Ausschuss einstimmig für den Zuschuss gestimmt hat", sagt Bürgermeister Peter Juks. Zudem sei ein pauschaler Zuschuss an den Verein wesentlich einfacher zu bewerkstelligen als eine direkte Kostenübernahme durch die Stadt.

Die Preise sollen familienfreundlich bleiben

Die Fixkosten seien durch diesen Betrag weitgehend gedeckt, sagt Andreas Mohr. "So können wir besser kalkulieren." Andernfalls hätten die fixen Kosten durch die Festeinnahmen erwirtschaftet werden müssen. Und das hätte erhebliche Preisaufschläge zur Folge gehabt, nachdem auch die Einkaufspreise im vergangenen Jahr mächtig angezogen haben. "Wir können doch nicht fünf Euro für die Bratwurst verlangen", sagt Vorsitzende Rosi Brauner, "wir wollen ein Familienfest bleiben."

Dass die finanzielle Unterstützung für die Trachtler die Missgunst anderer Vereine erregen könnte, darüber ist sich Bürgermeister Peter Juks bewusst. Er begründet die Entscheidung mit der besonderen Bedeutung, die das Bratwurst für die gesamte Stadt Ochsenfurt besitzt. "Von der Strahlkraft nach außen spielt das Bratwurstfest in einer eigenen Liga", so Juks.

Doch was hilft der Zuschuss, wenn nach wie vor die Helfer fehlen? "Geld allein nutzt dem Verein nichts, damit kann er sich keine Leute kaufen", meint der Bürgermeister. Deshalb hat der Volkstrachtenverein gründliche Vorarbeit betrieben. In einer Mitgliederversammlung hatten sich die Trachtler schon vor einem Jahr mit großer Mehrheit dafür ausgesprochen, das Bratwurstfest, das in diesem Jahr übrigens seine 58. Auflage erfährt, nicht sterben zu lassen. Als Lösung wurde vorgeschlagen, andere Vereine um Unterstützung zu bitten.

Mehrere Vereine boten ihre Unterstützung an

So verfassten Brauner und Mohr Rundschreiben, luden zu einem gemeinsamen Treffen ein und stießen schließlich auf viele offene Ohren. Der TV Ochsenfurt und der Ochsenfurter FV boten ihre Unterstützung an, erzählt Andreas Mohr. Stadträtin Renate Lindner trommelte aus verschiedenen Vereinen ein Frauen-Team zusammen, das unter anderem die Kaffee- und Kuchentheke und die Spülstation übernehmen will. Und Mitglieder der Agenda-Gruppe sorgen für die elektrische Installation. 

Begeistert ist Mohr davon, wie unkompliziert die Zusammenarbeit funktioniert hat. "Wir haben gesagt, wo die Lücken sind und die Vereine haben sie aufgefüllt", sagt er, "und die Lücken waren nicht unerheblich." Wie die Vereine für ihre Unterstützung entschädigt werden, darüber sei Stillschweigen vereinbart worden, so Mohr. Auf jeden Fall werde es aber ein großes Helferfest geben. Und Rosi Brauner kann sich gut vorstellen, dass die Trachtler etwa im Gegenzug dem OFV bei seinem Weinfest im Stadtgraben Ende Juli zur Hand gehen.

Kein "Ochsenfurter Nationalfeiertag" mehr

Bleibt als Wermutstropfen der Pfingstdienstag, der "Ochsenfurter Nationalfeiertag", an dem traditionell viele Ochsenfurter Firmen ihre Mitarbeitenden ins Festzelt eingeladen haben. Die Trachtler haben früher Urlaub genommen, um zum Festausklang an der Schanktheke oder hinter dem Bratwurstgrill stehen zu können, so Andreas Mohr. Das könne man von den Helfern aus den anderen Vereinen nicht verlangen. 

Vorsitzende Rosi Brauner bedauert die Entscheidung: "Gerade in den letzten Jahren ist der Dienstag sehr gut gelaufen", sagt sie, " aber mit einer Notbesetzung ist das nicht zu machen." Vielleicht kommen dafür am Pfingstmontag mehr Besucher, hofft sie. Der Montag galt bisher nämlich als ein ruhiger Tag.

Dass die Stadt oder der Stadtmarketingverein für den Pfingstdienstag in die Bresche springen, schließt Bürgermeister Peter Juks aus. Allerdings sei er offen, wenn andere Veranstalter, beispielsweise die Wirte, den Tag für sich nutzen wollen. Etwa so, wie es der Seniorenkreis St. Andreas plant. Statt des traditionellen Besuchs im Bierzelt lädt der nämlich die Seniorinnen und Senioren ins Pfarrheim St. Andreas ein – natürlich zu Bratwurst und Kipf.

 
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  • Arcus
    Pfingstdienstag: verlangen kann man nichts, aber fragen schon.
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