Das, was sie tut, wird von den meisten Ochsenfurtern gar nicht wahrgenommen. Denn am Ende ihrer Arbeit steht kein neues Gebäude oder sonst ein konkret greifbares Ergebnis. Und doch sitzt die Leiterin der Ochsenfurter Tourist-Info auf einem wichtigen Posten, hat sich doch die Stadt die touristische Entwicklung schwerpunktmäßig auf die Fahne geschrieben. Zum 1. September wird die Stelle nach dem Weggang von Anne Derday neu besetzt: mit Katharina Felton, die seit März 2018 in der Tourist-Info arbeitet und den Posten der Chefin faktisch schon jetzt bekleidet.
Viele qualifizierte Bewerbungen seien auf die Stellenausschreibung hin eingegangen, sagt Bürgermeister Peter Juks. Am Ende aber habe Katharina Felton mit ihren Visionen für den Tourismus in Ochsenfurt überzeugt. Die 37-Jährige ist vom Fach: In einem Volkacher Reisebüro lernte sie Reiseverkehrskauffrau und schloss später noch ein Studium als Tourismusfachwirtin an. Bis zu ihrem Wechsel in die Ochsenfurter Tourist-Info arbeitete sie in Volkach, wo sie mit ihrem Mann und den drei Kindern auch lebt. Gebürtig ist Katharina Felton allerdings aus Ochsenfurt.
"Ich konnte weltweit viel Erfahrung im touristischen Bereich sammeln", sagt sie. Doch irgendwann kam der Punkt, an dem sie des klassischen "Mallorca-Tourismus" überdrüssig wurde und nicht länger vorgefertigte Reisen verkaufen wollte. Ihr stand der Sinn nach individuellen, maßgeschneiderten Angeboten für Reisende. Deshalb bewarb sie sich in Ochsenfurt, wo sie zunächst in Teilzeit arbeitete.
"Als Frau Derday ging, war das erst mal ein Schock", erinnert sie sich. Anne Derday war 2015 nach Ochsenfurt gekommen und hatte die seit 2017 von der Stadt in Eigenregie betriebene Tourist-Info geleitet. Zum 1. Juli 2019 hatte sie aus privaten Gründen gekündigt, um in den Schwarzwald zu ziehen. Ihre Mitarbeiterin Katharina Felton sah die Chance, das von Anne Derday "gut bestellte Feld" zu übernehmen und weiter zu beackern.
Der Kontakt zur Gastronomie ist wichtig
Den Schiffstourismus findet sie für Ochsenfurt "Ganz wichtig". Aber auch die Radwegebeschilderung soll noch verbessert werden. "Es gibt viele Touristen, die den Gaubahnradweg fahren wollen, aber den Einstieg nicht finden", berichtet Felton von ihren Erfahrungen. Da ihr aufgefallen ist, dass Ochsenfurt schon jetzt das Ziel vieler Betriebsausflüge ist, möchte sie auch das Thema Incentive-Reisen verstärkt angehen - Reisen, die Betriebe ihren Mitarbeitern als Dankeschön spendieren. Ansprechen möchte sie diesbezüglich vor allem mittelständische Unternehmen aus der Region. "Da kann man tolle Pakete schnüren, etwa auch mit Kanutouren oder Floßbauen."
Peter Juks ist überzeugt davon, mit Katharina Felton die Mitarbeiterin gefunden zu haben, die er gesucht hat: die nicht nur reagiert, sondern agiert, die eine kreative Querdenkerin ist und auch mal "spinnerte Ideen" ins Gespräch bringt. Vor allem aber bedeute ihr Job, den Kontakt zu den Gastronomen und Zimmervermietern zu halten, sagt Felton. Sie wünscht sich, dass Diskussionen mit ihr direkt geführt werden, und nicht etwa über soziale Netzwerke. "Deshalb möchte ich von den Gastronomen erfahren, wann und wo sie der Schuh drückt."
Enge Zusammenarbeit mit Julia Moutschka und Bastian Lange
Einig ist sie sich mit Peter Juks über die Notwendigkeit weiterer Gästebetten in Ochsenfurt. Sie möchte, dass solche Kapazitäten, wie sie etwa derzeit mit dem neuen Hotel in der Weststadt geplant sind, von den bestehenden Betrieben als Ergänzung und nicht als Konkurrenz betrachtet werden. Wichtig sei, dass auch einmal ein ganzer Bus zum Übernachten kommen könne. Kein Reiseveranstalter verteile seine Reisenden heutzutage noch auf mehrere Hotels, so Juks. Flugreisen seien immer weniger gefragt, dafür gewinne Urlaub im deutschsprachigen Raum an Bedeutung. "Ochsenfurt muss sich da nicht verstecken", glaubt der Bürgermeister.
So wie zuvor schon Anne Derday, will auch Katharina Felton mit Julia Moutschka und Bastian Lange eng zusammenarbeiten, den beiden "Köpfen" von Stadtmarketingverein und der Allianz Maindreieck. Denn die Aktivitäten von Tourist-Info, Verein und Allianz hängen oft zusammen und werden vor allem auch von außen als Einheit wahrgenommen. Eine Stadt, die für die Einheimischen attraktiv ist, zieht auch Touristen an. Und die wiederum besuchen selten nur Ochsenfurt allein, sondern interessieren sich für das gesamte Maindreieck. "Wir haben eine superschöne Region", sagt Katharina Felton. So sehr sie übrigens ihre Heimat schätzt: Ihre bevorzugten Urlaubsziele liegen in weiter Ferne. Australien hat sie sehr beeindruckt, und auch die Stadt New York.