Mutmaßlich wissen einige Bürgerinnen und Bürger mit dem Begriff "Allianz Maindreieck" noch immer wenig anzufangen. Der Schleier hebt sich, wenn man auf das blickt, was diese Allianz aus zwölf Kommunen zwischen Sulzfeld und Randersacker seit ihrer Gründung 2012 zuwege gebracht hat: fünf Kulturwege, die Veranstaltungsreihe "Kultursommer", ein regionales Förderprogramm für Kleinprojekte in den Dörfern und Gemeinden, "Probierbäume" an Spazier- und Radwegen und letztlich die Gründung eines Tourismus-Zweckverbands sind dabei nur die augenfälligsten Beispiele.
Mittlerweile wurde Zwischenbilanz gezogen, und die Ziele wurden neu justiert. In einer interkommunalen Gemeinderatssitzung im Marktbreiter Lagerhaus wurde das Ergebnis nun den Rätinnen und Räten der Mitgliedskommunen vorgestellt. Die auf den ersten Blick überraschendste Nachricht: Tourismus gehört nicht mehr zu den Schwerpunktthemen der Allianz. Stattdessen rücken die interkommunale Kooperation und die Digitalisierung sowie die Themen erneuerbare Energien und Umweltschutz stärker in den Fokus.
Mehr Wirtschaftlichkeit und Zusammengehörigkeit
Die Allianz entstammt einem Förderprogramm des Freistaats Bayern zur integrierten ländlichen Entwicklung. Kleinräumige Verbünde aus Städten und Gemeinden sollen dabei unterstützt werden, gemeinsame Aufgaben und Ziele auch gemeinsam zu verfolgen. Wirtschaftliche Vorteile, der leichtere Zugang zu weiteren Förderinstrumenten, aber auch die Zusammengehörigkeit in der Region stehen dabei im Vordergrund. In Bürgerworkshops und mit Unterstützung des Nürnberger Fachbüros Planwerk entstand in der Allianz Maindreieck ein Maßnahmenkatalog, dessen Umsetzung von Allianzmanager Bastian Lange begleitet wird. Sprecher der Allianz ist Ochsenfurts Bürgermeister Peter Juks.
Zu den erfolgreichsten Programmen der Allianz zählt das "Regionalbudget", aus dem Kleinprojekte mit bis zu 10.000 Euro bezuschusst werden. Adressaten sind etwa Vereine, aber auch private Gruppen. Die Bandbreite der Möglichkeiten reicht vom Bau eines Picknickplatzes bis zur Neugestaltung eines Spielplatzes. Insgesamt 300.000 Euro seien über dieses Regionalbudget inzwischen für unzählige solcher Kleinprojekte in die Allianzgemeinden geflossen, so Bastian Lange.
Ein weiteres Beispiel ist der "Kultursommer" mit Konzert, Theater und anderen Kulturveranstaltungen. Die Reihe wurde zwar in den vergangenen beiden Jahren durch die Pandemie ausgebremst, soll aber im kommenden Jahr umso kraftvoller durchstarten. "Wir wollen damit solche Veranstaltungen auch in die kleinen Dörfer im Allianzgebiet bringen", sagte Lange.
Inszenierungen des Mainfranken Theaters geplant
Zum größten Coup könnten regelmäßige Inszenierungen des Mainfranken Theaters an verschiedenen Orten in der Allianz werden. Das gegenseitige Interesse sei groß, sagt Lange, die Gespräche verliefen aussichtsreich. "Jede Seite würde davon profitieren", ist Lange überzeugt. Eine Konkurrenz zu bestehenden Theaterfestspielen in Röttingen oder Giebelstadt sieht er nicht. "Das läuft auf einer ganz anderen Schiene und dient eher dazu, die Aufmerksamkeit auf die Region insgesamt zu erhöhen."
Die Bewertung und Neuausrichtung der Maßnahmen zur Halbzeit des insgesamt zwölfjährigen Programmzeitraums ist Teil des Verfahrens. Neben den Beratungen mit den Bürgermeistern haben die beiden Geografen Jennifer Ganek und Gunter Schramm vom Büro Planwerk dazu unter anderem eine offene Online-Befragung durchgeführt, an der sich insgesamt 117 Bürgerinnen und Bürger beteiligten.
Als neue Handlungsfelder wurden dabei unter anderem die Digitalisierung in den Verwaltungen, der Umweltschutz und die stärkere Kooperation der Mitgliedskommunen ausgemacht, wie Jennifer Schramm erläuterte. Welche Vorteile Kooperationen bieten, machte Bastian Lange am Beispiel einer gemeinsam durchgeführten Pflichtschulung für das Bauhofpersonal deutlich. Statt in allen zwölf Kommunen wurden die Schulungskosten nur einmal fällig. Die Einsparung: 13.500 Euro.
Auch die gemeinsame Beschaffung teurer Maschinen oder die Zusammenlegung von Verwaltungsaufgaben, wie sie etwa in den Standesämtern vereinzelt bereits praktiziert wird, kann sich Lange vorstellen. Gerade im Hinblick auf die angestrebte Digitalisierung der Rathäuser sei eine enge Zusammenarbeit sinnvoll, etwa bei der Beschaffung von Software oder der Entwicklung von Online-Angeboten. "Das sind Punkte, an denen man Geld ohne Ende sparen kann", so Lange.
Tourismus auf eigene Füße gestellt
Dass der Tourismus, der in der ersten Projektphase eine herausragende Rolle spielte, nun nicht mehr als Handlungsfeld definiert ist, sieht Bastian Lange als Erfolg, weil die Allianzkommunen inzwischen einen eigenen Tourismus-Zweckverband gegründet haben. Vorsitzender ist der Sommerhäuser Bürgermeisters Wilfried Saak. "Wir haben es geschafft, das Thema Tourismus auf eigene Füße zu stellen", sagte Lange. Natürlich bleibe das Thema aber in anderen Handlungsfeldern der Allianz nach wie vor präsent.
Nachdem der Zweckverband am 1. Juli seine Arbeit aufgenommen hat, soll gemeinsam mit einer Fachagentur ein inhaltliches Konzept entwickelt werden. Neben dem Marketing gehe es dabei auch um inhaltliche Konzepte, wie Angebote für bestimmte Zielgruppen und die Vernetzung mit bestehenden Tourismusverbünden, etwa an der Volkacher Mainschleife. Eines der Ziele dabei ist es, die Region auch für längere Urlaube attraktiver zu machen. Bisher beträgt die durchschnittliche Aufenthaltsdauer von Übernachtungsgästen zwei Tage.
Grundsätzlich betonte Allianzsprecher Peter Juks, dass die Eigenständigkeit der Kommunen durch die Allianz in keiner Weise beeinträchtigt wird. "Jede Gemeinde muss ihre individuellen Aufgaben selbst erfüllen, aber manches kann man gemeinsam besser machen", so Juks. Das gelte auch für die Durchsetzung gemeinsamer Interessen gegenüber höheren Stellen. "Zu zwölft sind wir einfach schlagkräftiger", sagte Bastian Lange.
Einstimmige Beschlüsse zur Fortführung
Diese Einsicht herrscht offensichtlich auch in den zwölf beteiligten Stadt- und Gemeinderäten. Obwohl nach der Halbzeit ein Ausstieg möglich gewesen wäre, hätten sich alle Gremien einstimmig für den Verbleib in der Allianz entschieden, so Bastian Lange – ein klarer Vertrauensbeweis. Offen bleibt allerdings die Frage, wie es nach dem zwölfjährigen Förderzeitraum weitergehen soll. Die Stelle eines Allianzmanagers müssten die Mitgliedskommunen dann selbst finanzieren.