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Würzburg
Städtetourismus in Würzburg: Die Hoteliers spüren noch immer die Folgen der Coronapandemie
Bis 2019 haben die Gästeübernachtungen immer weiter zugenommen. Dann kam Corona und damit das Ende des Wachstums. Wie blicken drei Hoteliers in die Zukunft.
Claudia Amberger-Berkmann vom Hotel Amberger und Kreisvorsitzende der DEHOGA Würzburg rechnet in diesem Jahr für ihr Hotel mit finanziellen Einbußen zwischen 18 und 20 Prozent. 
Foto: Thomas Obermeier | Claudia Amberger-Berkmann vom Hotel Amberger und Kreisvorsitzende der DEHOGA Würzburg rechnet in diesem Jahr für ihr Hotel mit finanziellen Einbußen zwischen 18 und 20 Prozent. 
Nicole Schmidt
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:48 Uhr

2019 wurden in der Stadt Würzburg laut dem städtischen Eigenbetrieb "Congress - Tourismus - Würzburg" (CTW) insgesamt 975.836 Gästeübernachtungen verzeichnet. Das zehnte Rekordergebnis in Folge. Dann brach die Pandemie aus und die Hotelbranche kam zum Stillstand. Lockdowns, Reisebeschränkungen und Corona-Auflagen sorgten für einen Rückgang der Touristen, Geschäftsreisenden und Tagungsgäste. 

Zwar profitierte der Städtetourismus ab Mai 2022 laut Tourismusdirektor Björn Rudek wieder "von einer starken touristischen Nachfrage", die Gästeübernachtungen bewegten sich jedoch mit insgesamt 828.760 noch unter dem Vor-Corona-Niveau. Bis heute spüren Würzburger Hoteliers die Folgen der Pandemie. 

Teilweise finanzielle Einbußen zwischen 18 und 20 Prozent

Laut einer Befragung der IHK Würzburg-Schweinfurt rechnen 46 Prozent der mainfränkischen Tourismusbetriebe aufgrund gestiegener Kosten und einer geringeren Nachfrage im Bereich der Tagestouristen und Geschäftsreisenden auch in diesem Jahr mit finanziellen Einbußen. "Wir kriegen das nicht in einem Jahr hin, dass wir wieder auf dem Stand von 2019 sind. Ich bin mir sicher, es wird drei bis vier Jahre dauern", informiert Claudia Amberger-Berkmann, Kreisvorsitzende des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) und Inhaberin des Hotel Amberger.

Städtetourismus in Würzburg: Die Hoteliers spüren noch immer die Folgen der Coronapandemie

"Die Geschäftsreisenden sind wieder da, aber nicht in den Maßen, wie wir es gewohnt waren, es wird schon abgewägt, wie viele Übernachtungen gebucht und welche Tagungen in den Städten gemacht werden", führt sie weiter aus. Amberger-Berkmann beobachte das auch an den Buchungen in ihrem Stadthotel und spricht von Einbußen zwischen 18 und 20 Prozent. "Es wird nicht so gebucht, wie früher, alles ist relativ kurzfristig", sagt sie.

"Die Geschäftsreisenden sind wieder da, aber nicht in den Maßen, wie wir es gewohnt waren."
Claudia Amberger-Berkmann, Kreisvorsitzende der DEHOGA Würzburg und Inhaberin des Hotel Amberger

Vor der Pandemie seien zu diesem Zeitpunkt bereits Tagungen für Juli oder August gebucht worden, aktuell würden sich die Anfragen auf die nächsten zwei bis drei Wochen beziehen. Viele Firmen würden sich Online zusammenschalten oder statt dreimal nur noch einmal im Jahr für eine Tagung im Hotel treffen. 

In den Sommermonaten kommen die meisten Touristen nach Würzburg

Dass viele Menschen kurzfristiger buchen, bemerkt auch Karin Korger vom Greifensteiner Hof. "Die Reisenden sind nach wie vor verhalten. Aufgrund der hohen Energiekosten ist klar, dass die Kunden Einsparungen vornehmen und weniger reisen als sonst." Trotzdem sei die Hotelinhaberin zufrieden, denn das Geschäft sei seit Corona wieder gut angelaufen. "Ich denke, dass ab April/Mai wieder mehr Touristen nach Würzburg kommen", so ihre Hoffnung. Zumindest vergangenes Jahr stiegen laut Bayerischem Landesamt für Statistik die Gästeübernachtungen in der Stadt Würzburg ab diesem Zeitpunkt kontinuierlich an und verzeichneten im Juli ihren höchsten Stand.

Städtetourismus in Würzburg: Die Hoteliers spüren noch immer die Folgen der Coronapandemie

Eine Entwicklung, die mit der schrittweisen Lockerung der Corona-Einschränkungen für Touristen (im April 2022) sowie beruflich Reisende (im Mai 2022) einherging. Bis Mai konnten Kongresse und Tagungen beispielsweise nur "mit stark reduzierter Personenanzahl" stattfinden, während der Besuch von Museen, Restaurants oder Veranstaltungen laut Björn Rudek vom CTW nur eingeschränkt möglich gewesen sei.

Nicht berücksichtigt werden in der Statistik hingegen die Tagesgäste, bei denen das 9-Euro-Ticket laut Rudek dazu beigetragen hätte, dass die Zahlen "in den Sommermonaten und bis in den Herbst hinein schnell an das Vor-Corona-Niveau herangekommen sind - teilweise sogar darüber".

Freizeitreisende werden für Würzburg zunehmend wichtiger 

Generell hätte die Anzahl an Freizeitreisenden 2022 auch in Würzburg zugenommen. Der Großteil davon stamme laut Rudek aus dem Inland, womit Deutschland weiterhin das "Reiseziel Nummer Eins der Deutschen" sei. Für Sabrina Czernoch, Hotelmanagerin des Schlosshotels Steinburg, sind Freizeitreisende deshalb eine starke Zielgruppe. Auch aktuell könne sich nicht jeder einen Luxusurlaub leisten, deshalb würden viele Menschen erneut planen, Urlaub im eigenen Land zu machen.

"Das spielt uns in die Karten", so die Hotelmanagerin. In den vergangenen zwei Jahren seien es Freizeitreisende gewesen, die das Geschäft gerettet hätten. "Da waren wir sowas von froh, dass uns die Privatleute gebucht haben", sagt sie. Derzeit bemerke sie hingegen im "Tagungsbereich eine Flut an Nachholbedarf, da kommen wir gar nicht hinterher, die Anfragen abzuarbeiten."

Veränderungen bei den internationalen Gästen

Internationale Gäste spielten dabei jedoch eine untergeordnete Rolle. So hält Björn Rudek zwar fest, dass sich die Übernachtungen internationaler Gäste zwar im Vergleich zum Vorjahr um 120.038 erhöht haben, der Anteil am Gesamtvolumen liegt jedoch lediglich bei 14,6 Prozent. Anders als noch 2019 befinden sich China und Japan nicht mehr unter den Top-Herkunftsländern. "In China lockern sich die Reisebeschränkungen/Einreiseregelungen erst seit diesem Jahr, sodass es dort 2022 mehr oder weniger einen Totalausfall gegeben hat", erklärt der Tourismusdirektor.

"Allein Japan und China waren im Jahr 2019 in Würzburg für rund 17.000 der Gästeübernachtungen verantwortlich."
Björn Rudek, Tourismusdirektor und Geschäftsleiter des CTW

Japanerinnen und Japaner seien laut ihm aufgrund der eingeschränkten Flugverbindungen und des Krieges in Europa zurückhaltender bei der Buchung gewesen. Jedoch waren "allein Japan und China im Jahr 2019 in Würzburg für rund 17.000 Gästeübernachtungen verantwortlich", das sei trotz zunehmendem Reiseverkehr aus Europa – beispielsweise der Niederlande – nicht so einfach zu kompensieren.

Mit Blick auf die USA profitiere Würzburg davon, Startpunkt der romantischen Straße, einer internationalen anerkannten Reiseroute, zu sein. "In der Summe sind 2022 sogar noch mehr Gäste aus den USA in Würzburg gewesen, als in der Statistik ausgewiesen, da diese auch in hoher Zahl mit Schiffen anreisen. Die Übernachtungen auf den Schiffen werden jedoch nicht erfasst", ergänzt Rudek. Auf das Tourismusjahr 2023 blicke der CTW-Geschäftsführer trotz allem optimistisch, denn die aktuellen Vorausbuchungen stimmten ihn zuversichtlich.  

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