Auf den ersten Blick scheint alles wie gewohnt. Ob in den Cafés und Biergärten oder auf der Alten Mainbrücke – in der Innenstadt mischen sich seit Wochen wieder Touristen unter die Einheimischen. Doch hat sich die Tourismusbranche in Würzburg schon von der Corona-Krise erholt? Und welche Gäste kommen diesen Sommer?
Von der Normalität sei der Tourismus in der Stadt noch weit entfernt, sagt Claudia Amberger-Berkmann. Sie leitet in dritter Generation das Hotel Amberger in der Ludwigstraße und ist Kreisvorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga. "Es kommen schon Touristen, aber fast nur am Wochenende", sagt Amberger-Berkmann. Außerdem gehe der Trend gerade stark zum Urlaub auf dem Land. In die Stadt hingegen kämen vor allem Tagestouristen, zum Übernachten aber nur wenige. Für die Hotels in Würzburg ist das ein großes Problem.
- Lesen Sie auch: Wie beliebt ist Unterfranken jetzt als Tourimusziel?
Keine Veranstaltungen – keine Gäste
"Im August hatten wir normalerweise immer sehr viele Touristen. Auch aus dem Ausland: Italiener, Holländer, Dänen und Schweden, aber die fallen dieses Jahr fast komplett weg", schildert Amberger-Berkmann. Den Anteil an ausländischen Urlaubern schätzt sie auf weniger als zehn Prozent. Stattdessen kämen ihre Gäste aus allen Bereichen Deutschlands. Länger als zwei Nächte bleibe allerdings selten jemand. "Was sollen die Leute auch hier machen? Viele kommen ja sonst, um auf ein Weinfest zu gehen oder aufs Mozartfest."
Der Städtetourismus leide aktuell sehr darunter, dass viele Veranstaltungen ausfallen müssen, bestätigt Björn Rudek, Tourismus-Chef der Stadt Würzburg: "Die Krise ist längst nicht vorbei, und die Sorgen vor dem Winterhalbjahr sind bei allen Beteiligten groß." Auch die Umsätze der Tourismusbranche lägen weiterhin unter den Vorjahreswerten.
Einheimische entdecken die Stadt
"Ein Lichtblick in den vergangenen Wochen der Sommerferien ist vor allem der Tagesausflugsverkehr gewesen", sagt Rudek. Viele dieser Besucher kämen aus einem Umkreis von bis zu 200 Kilometern. Aber auch einheimische Besucher hätten die Sommerferien genutzt, um die Würzburger Sehenswürdigkeiten zu besichtigen.
Das macht sich auch im Museum für Franken auf der Festung Marienberg bemerkbar, das seit den Pfingstferien wieder geöffnet hat. Normalerweise seien bis zu 40 Prozent der Besucher Schulklassen, sagt Pressesprecherin Sarah Merabet. Die seien in den letzten Monaten aber fast komplett weggefallen. Auch Fernreisende kämen kaum. Allerdings besuchen Merabet zufolge stattdessen deutlich mehr Touristen aus Deutschland und der Region als sonst das Museum.
Ähnliches gilt für die Residenz. Internationale Reisegruppen, Reisende von Flusskreuzfahrtschiffen und Schulklassen seien zuletzt deutlich seltener gekommen, sagt Franziska Wimberger, Sprecherin der Bayerischen Schlösserverwaltung. "Es sind vermehrt Einzelbesucher und Familien, die die Residenz besuchen."
Auch Michael Schurr, Gästeführer und Mitglied des städtischen Gästeführervereins, spricht von einem Plus bei den Einzelgästen. Trotzdem hätten er und seine Kollegen aktuell mit einem Einbruch von etwa 70 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu kämpfen: "Normalerweise haben wir sehr viele Bus- und Schifffahrtstouristen. Das tendiert immer noch gegen null", sagt Schurr. Besonders bei Gästeführern, die wie Schurr hauptberuflich in der Branche arbeiten, schüre das Existenzängste.
Kaum Tagungsbesucher
Aber auch abseits des klassischen Urlaubsgeschäfts läuft längst noch nicht alles wieder wie gewohnt. Denn auch Geschäftsreisende und Tagungsbesucher, die normalerweise häufig in Würzburg zu Gast sind, haben in den vergangenen Monaten gefehlt. Das liege vor allem daran, dass immer noch viele Kongresse ausfielen, und Tagungen und Seminare nur in eingeschränkter Form stattfänden, erklärt Björn Rudek: "So fallen auch sämtliche damit verbundenen Hotel- und Gastronomieumsätze aus." Besonders dramatisch sei die Situation deshalb unter anderem für Businesshotels und Event-Caterer.
"Im August machen wir sowieso jedes Jahr Verlust. Da kommen immer zu wenig Gäste – auch ohne Corona", sagt Christoph Unckell, Geschäftsführer des Best Western Hotel Rebstock in der Neubaustraße. Zwar lägen die Besucherzahlen des Hotels, das normalerweise auch viele Tagungsbesucher zu Gast hat, aktuell unter dem Vorjahresniveau, aber es hätte noch schlimmer kommen können, so Unckell.
Problematisch sei für sein Hotel auch, dass die Tagungsräume aufgrund der Hygiene-Vorschriften nicht voll ausgelastet werden könnten. "In unserem großen Tagungsraum würden wir eigentlich locker 120 Personen unterbringen. Jetzt dürfen da aber nur 30 Personen rein", schildert Unckell. "Dementsprechend weniger Zimmer werden gebucht, und dementsprechend geringer ist auch der Restaurant-Umsatz." Unckell hofft nun auf den Herbst. "Für uns wäre wichtig, dass für Oktober und November nicht wieder Absagen kommen", sagt er.
Gasthöfe auf dem Land profitieren
Besser stehen aktuell die Hotels und Gasthöfe im Würzburger Umland da. "Wir sind überrascht, dass es so gut geht", sagt Ruth Oehler vom Gasthof "Zum Goldenen Ochsen" in Sommerhausen. Ihre Ferienwohnungen seien so gut wie ausgebucht, nur bei den Hotelzimmern sei die Nachfrage momentan geringer als in den Vorjahren. Ihre Gäste kämen aus ganz Deutschland, sagt die Gastwirtin, "von Hamburg bis München". Nur auf Urlauber aus dem Ausland müsse der Gasthof gerade komplett verzichten.
"Momentan sind wir zufrieden", sagt auch Stefan Morhard, Inhaber des Gasthofs Bären in Randersacker. Zwar fehle in seinem Hotel das Tagungsgeschäft, auf das normalerweise bis zu 20 Prozent seiner Übernachtungsgäste entfielen. Jedoch laufe das Restaurant momentan sehr gut, und auch bei den Übernachtungen habe der Gasthof im August sogar Vorjahresniveau erreichen können, sagt Morhard.
Zugute komme dem Gasthof aktuell, dass ohnehin kaum Touristen aus dem Ausland dort buchen. Stattdessen kämen vor allem Gäste aus Deutschland für einen Kurzurlaub, sagt Morhard. Daran habe auch die Corona-Pandemie nichts verändert. "Wir sind wohl erstmal mit einem blauen Auge davon gekommen."