
Vor drei Jahren machte das Bistum Würzburg Schlagzeilen: Prominente Männer, die seit Jahrzehnten im Dienste der Kirche standen, fielen von heute auf morgen in Ungnade. Jetzt wurde bekannt, dass die Staatsanwaltschaft Würzburg Anklage wegen Untreue gegen den damaligen Geschäftsführer erhoben hat. Im Zentrum des Skandals stehen eine Immobilie, Kunst und Geld. Um Antworten auf zentrale Fragen zu finden, hat die Redaktion mit Pressestellen, Rechtsanwälten und Fachleuten sowie mit Insidern gesprochen, die nicht genannt werden möchten.
Um was geht es im SBW-Skandal?
Die St. Bruno-Werk Bauträger- und Verwaltungs-Gesellschaft (SBW GmbH) ist die Tochter des Bischöflichen Stuhls, die für kirchliche Einrichtungen Bautätigkeiten plant und Grundstücksgeschäfte abwickelt. 2019 lagen die Budgets der Bauprojekte, für die sie als Architekturbüro tätig war, im zweistelligen Millionenbereich. Der Umsatzerlös der Gesellschaft betrug 2019 nach eigenen Angaben rund 7,7 Millionen Euro. Angesichts des umfangreichen Immobilienbesitzes der Kirche spielt die SBW GmbH eine wichtige Rolle – innerhalb des Ordinariats und in der regionalen Bauwirtschaft.
Gegründet wurde die SBW GmbH 1993 unter dem damaligen Finanzdirektor des Bistums Adolf Bauer. Geschäftsführer der SBW GmbH und gleichzeitig Leiter der Liegenschaftsabteilung des Bischöflichen Ordinariats war 24 Jahre lang der heute 65 Jahre alte F., bis sein Arbeitgeber ihn 2018 plötzlich aus seinen Ämtern entfernte und ihn wegen des Vorwurfs der Untreue anzeigte. Gleichzeitig löste die Diözese den Aufsichtsrat auf.
Was wird dem Geschäftsführer vorgeworfen?
Geschäftsführer F. soll 2016 für eine Immobilie der Kirche zu wenig Erlös erzielt haben. Beim Verkauf von Teilen des Erbachshofs, eines Aussiedlerhofes am Rande von Eisingen im Landkreis Würzburg, an ein Künstler-Ehepaar, soll F. Nachlässe gewährt und damit laut Staatsanwaltschaft die Diözese um 300 000 Euro geschädigt haben. Der Beschuldigte hätte das gesamte Areal "zu einem deutlich höheren Preis an andere Interessenten verkaufen können", heißt es in der Anklage. Das Strafgesetzbuch sieht für Untreue eine Geld- oder eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren vor.
Auch zivilrechtlich geht die Diözese gegen F. vor. Sie sieht sich von ihm beim Ankauf von Skulpturen für zwei Kirchengemeinden in Stadt und Landkreis Würzburg geschädigt und will Schadensersatz erstreiten. Bislang aber erfolglos: "In erster Instanz sind diese Klagen gegen meinen Mandanten vom Arbeitsgericht Würzburg zurückgewiesen worden", sagt Matthias Heese, Fachanwalt für Arbeitsrecht.
Heese hat für F. inzwischen die Weiterzahlung seiner Bezüge als SBW-Geschäftsführer nach dessen Freistellung erstritten. Der 65-Jährige ist seit 2020 in Rente, arbeitet seit einiger Zeit aber bei der Firma Flyeralarm im Immobilienbereich. Zu seiner Tätigkeit wollen sich weder F. noch Flyeralarm äußern.
Wie sind Ex-Kunstreferent Lenssen und Ex-Bürgermeister Bauer im Skandal verwickelt?
Als das Bistum 2018 den Aufsichtsrat der SBW GmbH auflöste, gerieten dessen prominente Mitglieder Adolf Bauer (damaliger Bürgermeister der Stadt Würzburg, langjähriger Finanzdirektor des Bistums, heute CSU-Stadtrat), Jürgen Lenssen (ehemaliger Domkapitular und Bau- und Kunstreferent der Diözese) und Albrecht Siedler (Finanzdirektor, der 2018 zurückgetreten ist) in die Schlagzeilen. Die Polizei durchsuchte damals Büros und Privaträume.

Das Bistum begründete ihr überraschendes Vorgehen mit Problemen bei "Compliance, guter Verwaltungsführung, Kontrolle und Transparenz". Hatte der Aufsichtsrat Geschäftsführer F. nicht ausreichend kontrolliert oder anderweitige Pflichten verletzt? Beim Verkauf des Erbachshofs ist den Mitgliedern offenbar nichts vorzuwerfen. Laut Oberstaatsanwaltschaft Thorsten Seebach wird die Anklage wegen Untreue nur gegen F. erhoben. Nachlässe beim Verkauf habe der Geschäftsführer "ohne Kenntnisse des Aufsichtsrats" gewährt.
Wirft die Diözese den damaligen Mitgliedern des Aufsichtsrates vor, in anderen Fällen ihre Pflichten verletzt zu haben? Diese Frage beantwortet ihre Pressestelle nicht. Aus anderen Quellen weiß die Redaktion, dass die Kirche von mehreren Mitgliedern des Gremiums jeweils einen fast sechsstelligen Betrag fordert, um den sie beim Ankauf von Kunstwerken geschädigt worden sei. Zivilrechtlich geht das Ordinariat gegen den ehemaligen Finanzdirektor Albrecht Siedler vor. Doch die Klage auf Schadensersatz für zu teuer erworbene Kunstwerke wurde, genauso wie die gegen F., in erster Instanz abgewiesen.
Welche Verflechtungen gab es in der SBW-Bauträger und Verwaltungs-GmbH?
Das Bistum hat 2018 die Absetzung von Geschäftsführer F. und die Auflösung des Aufsichtsrats als "notwendige Entflechtung" bezeichnet. Die Verflechtung bestand zum Beispiel in der Doppelfunktion von F.: Als Chef der Liegenschaftsabteilung des Ordinariats hat er der SBW GmbH Aufträge erteilt, dessen Chef er gleichzeitig war – das widerspricht gängigen Compliance-Regeln.

Auch Lenssen, Bauer und Siedler waren in Doppelfunktionen tätig: Als Kunstreferent beziehungsweise Finanzdirektoren hatten sie führende Positionen in der Diözese inne und durch ihre Funktion bei der SBW GmbH zusätzlich noch bei wichtigen Entscheidungen in Immobiliengeschäften mitzureden. Dadurch hatten sie viel Macht im Bistum.
Laut Professor Hansrudi Lenz, Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftsprüfungs- und Beratungswesen an der Universität Würzburg, sind solche Doppelfunktionen in der öffentlichen, wie auch in der privaten Wirtschaft allerdings gängige Praxis. "Wenn die Diözese der einzige Gesellschafter der SBW-GmbH ist, wird sie Personen ihres Vertrauens in den Aufsichtsrat der SBW-GmbH schicken, die dort ihre Interessen im Rahmen ihrer Überwachungstätigkeit vertreten sollen." Problematisch wäre es laut Lenz dagegen gewesen, wenn Bauer, Siedler oder Lenssen als Privatpersonen geschäftliche oder persönliche Beziehungen zur SBW-GmbH gehabt hätten.
Wie wurde die Kirche geschädigt?
Geschäftsführer F. hat 2018 seine Unschuld beteuert: "Ich habe nichts angestellt", erklärte er gegenüber dieser Redaktion. Auch Adolf Bauer ist damals in die Offensive gegangen und hat öffentlich gegen seine Entmachtung protestiert. Heute wollen sich die Beteiligten nicht äußern. Auch Ulrich Bildl aus Würzburg, Rechtsanwalt von F., möchte im Hinblick auf das laufende Verfahren keine Detailfragen dazu beantworten. Die Verteidigung habe eine umfangreiche Stellungnahme beim Landgericht eingereicht, um die Zulassung der Anklage gegen F. zu verhindern.
Laut dieser Anklage hat F. die Diözese wissentlich geschädigt. Von der Redaktion befragte Personen, die F. lange kennen, können sich das nicht vorstellen. "Er war bei der Durchsetzung seiner Ziele zwar eisenhart", sagt ein Insider der Würzburger Bauwirtschaft. "Aber seine Ziele waren immer die der Kirche." Aus Kirchenkreisen wird wiederum berichtet, dass F. zwar bei vielen Pfarrgemeinden beliebt war, aber nicht bei jedem im Ordinariat. Dafür habe er zu viel Macht und Einfluss gehabt. Wollte man ihn deshalb los werden?
Wie wird die SBW-Affäre aufgeklärt?
Die Anklage gegen F. liegt seit Dezember bei der Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Würzburg auf dem Tisch. Ob es zur Verhandlung kommt, steht allerdings nicht fest. Damit ist also nicht klar, ob die Affäre jemals öffentlich juristisch aufgearbeitet wird.
Was ist mit der kircheninternen Aufklärung? "Eine gründliche Aufarbeitung" hatte die Diözese 2018 angekündigt. In der Folge wurden Geschäftsführung und Aufsichtsrat der SBW GmbH neu besetzt und neue Geschäftsregeln festgelegt. Fragen zu ungeklärten Punkten der Affäre beantwortet die Kirche nicht, da "mögliche Regelverstöße durch ehemalige Organmitglieder bei der SBW" noch aufgeklärt und rechtlich bewertet würden. "Um deren Erfolg nicht zu gefährden und um die Persönlichkeitsrechte möglicher Beteiligter zu wahren, kann die Diözese Würzburg zu Stand und Inhalt dieser laufenden Verfahren derzeit keine Angaben machen", sagt Pressesprecher Bernhard Schweßinger. Die "gründliche Aufarbeitung" sei noch nicht abgeschlossen.
Zitat: "Der 65-Jährige ist seit 2020 in Rente, arbeitet seit einiger Zeit aber bei der Firma Flyeralarm im Immobilienbereich." Bleibt natürlich jedem frei in seiner Rentenzeit zu machen was man möchte, aber es ist doch irgendwie bezeichnend wenn eine Person die vermutlich ihr Leben lang gut verdient hat den Hals nicht vollkriegen kann - oder er hat vielleicht Angst, dass ihm doch noch eine hohe Strafzahlung droht?
dass es hier jemand nicht aushält, sich einfach in der "sozialen Hängematte" zu fläzen, weil ihm sonst die Decke auf den Kopf fällt... ich überleg mir auch schon was ich mache wenn ich mit dem Tun-Müssen aufhören und dem Tun-Können anfangen kann
Nur dass man mich recht versteht: ich mag meinen Job und meine Kolleg/innen, aber es gibt durchaus so Tage, wo man "voll hat wie Flasche leer", und sich dann nochmal unter Decke rumdrehen und allen einen schönen Tag wünschen...
scheint sich das eher um eine interne Abrechnung als um eine interne Aufklärung zu handeln...
Das Geld gerne nehmen, aber gleichzeitig über den Arbeitgeber motzen - sowas lieb ich!
Alleine die „Berater“ des Bistums sollen ja Rechnungen schreiben die einem den Atem verschlagen...
Und siebenstellige Spenden für gezielte Kirchenrenovierungen von Einzelpersonen werden heute abgelehnt, man könne es gerne dem Bistum Verwendungszweckfrei spenden...
In welcher Welt lebt Ihr?
So werden weiter massiv Menschen aus der Kirche austreten, selbst mancher Geistliche zweifelt im persönlichen Gespräch extrem an „dem Laden“...
Das ist eine Behauptung, die ohne Belege, ohne Ross und Reiter zu nennen, einfach in den Raum geworfen wurde!
Mir wurden hier schon Kommentare nicht genehmigt, wo ich einfach nur meine Meinung gesagt habe - mit dem Verweis: Belege für diese Behauptung!
Hier wird so eine Behauptung einfach mal unbelegt veröffentlicht. Ich hab langsam den Eindruck, hier wird mit verschiedenem Maß gemessen, was die Veröffentlichung von Kommentaren angeht!
Was hat jetzt dieser Kommentar mit dem Inhalt des Artikels zu tun?
Es wurde Anzeige erstattet DURCH DIE KIRCHE- weil der Verdacht auf Veruntreuung bestand - die Staatsanwaltschaft hat ermittelt (also nix intern aufzuklären versucht) - es kam nur seitens der Strafverfolgung nix raus bisher
Doch eigentlich ein Verfahren, wie Sie es fordern (neutral, von außen) - was passt Ihnen jetzt nicht?
Oder geht’s eingedrungen: da steht Kirche drauf - also draufhauen?
Alles leere Versprechungen wenn es um Aufklärungsarbeit geht und jeder sieht
zu das er seine Schäfchen im Trockenen hat . Es geht seit langen nicht mehr um
sozial , christliches Verhalten sondern nur noch um Macht , Einfluß und Geld.
Es wurde Anzeige erstattet DURCH DIE KIRCHE- weil der Verdacht auf Veruntreuung bestand - die Staatsanwaltschaft hat ermittelt (also nix intern aufzuklären versucht) - es kam nur seitens der Strafverfolgung nix raus bisher
Doch eigentlich ein Verfahren, wie Sie es fordern (neutral, von außen) - was passt Ihnen jetzt nicht?
Oder geht’s eingedrungen: da steht Kirche drauf - also draufhauen?
aber an anderen Dingen das Geld noch sehr locker ausgibt.
Und das die wahren Hintergründe auch in diesem Skandal nicht aufgedeckt werden
oder auch werden sollen .
Hier geht's drum, dass eben Geld nicht locker ausgegeben worden ist, sondern hier ein finanzieller Schaden abgewendet werden soll!
Was hätten Sie denn gesagt, wenn es heißen würde: Bistum verkauft Grundstück für 300.000 unter Wert?
Da wäre dann wohl die Antwort gewesen: Naja, wenn man die richtigen Leute kennt - das ist doch alles Vetterleswirtschaft und Amitotum.
Liege ich richtig - oder was?
die Zeit die es gekostet hat die vielen Ausrufezeichen zu schreiben hätte man auch investieren können um den Namen zu recherchieren - selbst ohne entsprechende Vorkenntnisse ist das mit den Angaben und anderswo eine Sache von 5 Sekunden bei Google gewesen!
Und nein ich werde den Namen hier nicht schreiben, es wird schon seine Gründe haben weswegen er nicht genannt wird.