Die Staatsanwaltschaft Würzburg hat Anklage gegen den früheren Geschäftsführer des kirchlichen Bauträgers SBW in der Diözese Würzburg erhoben. Ihm wird Untreue vorgeworfen, wie der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Thorsten Seebach, am Freitag auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sagte. Dies sei bereits im Dezember vergangenen Jahres geschehen.
Wie ein Gerichtssprecher dieser Redaktion auf Nachfrage bestätigte, liegt die Anklage der Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts zur Prüfung vor. Über die Eröffnung des Hauptverfahrens sei allerdings noch nicht entschieden.
Dem Beschuldigten wird laut Staatsanwaltschaft vorgeworfen, als Geschäftsführer der SBW das sogenannte Filetstück des Erbachshofs in Eisingen (Lkr. Würzburg) an ein Künstlerehepaar verkauft zu haben. Hierbei habe er ohne Zustimmung des Aufsichtsrats Nachlässe gewährt. Demgegenüber hätte der Beschuldigte das gesamte Areal, also das "Filetstück" samt einer Restfläche zu einem deutlich höheren Preis an andere Interessenten verkaufen können, so der Vorwurf.
Die Staatsanwaltschaft beziffert den Schaden mit 300 000 Euro. Der frühere Geschäftsführer hatte ein Fehlverhalten bisher immer bestritten. Am Freitag war er für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen. Im Juli 2018 hatte der damalige Generalvikar des Bistums, Thomas Keßler, den Fall der Staatsanwaltschaft vorgelegt. Zuvor hatte er den Geschäftsführer der SBW, der gleichzeitig Leiter des Liegenschaftsamtes des Ordinariats war, freigestellt. Auch der Aufsichtsrat wurde damals abgelöst.
Die SBW ist eine Tochtergesellschaft des Würzburger Bischöflichen Stuhls. Sie kümmert sich als Bauträger- und Verwaltungsgesellschaft insbesondere um die Projektsteuerung und agiert als Architektur- und Immobiliendienstleister für kirchliche Einrichtungen.