
Zwölf Meter unter der Erde in Würzburg, hinter zwei Meter dicken Mauern, herrschen das ganze Jahr konstant 12 Grad. Hier reift und gärt ein Sekt, der in diesem Jahr mit hohen Auszeichnungen bedacht wurde.
Die Sektkellerei Höfer auf dem Gelände der alten Bürgerbräu in Würzburg hat sich seit ihrer Gründung 1995 nahezu unbemerkt zu einem der Top-Sektkeller Deutschlands entwickelt. Der angesehene Weinguide Vinum zeichnete einen der Höfer-Sekte gerade als besten Sekt des Jahres aus. Und vom Champagner-Experten Gerhard Eichelmann gab es die Ehrung für die beste Sektkollektion Deutschlands.
Dabei hatte Carsten Höfer Anfang der 90er Jahre ganz andere Pläne. Nach einer Ausbildung zum Küfer und dem Weinbau- und Önologie-Studium im hessischen Geisenheim zog es ihn eigentlich nach Kanada, um Erfahrungen im internationalen Weinbau zu sammeln.
Dann aber zeigte ihm eine Architektin Pläne der gewaltigen Gewölbekeller unter der ehemaligen Bürgerbräu. Da Höfer schon immer ein ganz besonderes Faible für Sekt hatte, war er sofort begeistert. Obwohl sich die Gewölbe in einem extrem schlechten Zustand befanden, reifte die Idee, hier mit seiner Frau eine eigene Sektkellerei zu gründen.
Drei Millionen Flaschen Sekt und Perlwein verlassen jährlich den Höfer-Sektkeller in Würzburg
Schon während seines Studiums verbrachte Carsten Höfer viel Zeit im kleinen Sektkeller der Geisenheimer Hochschule. Er belegte alle Kurse, die mit Sekt zu tun hatten, und absolvierte seine Praktika in der Champagne und in Sektkellereien Italiens. Jetzt mietete er einen der Keller von der Stadt Würzburg und begann mit der Versektung fränkischer Weine.

Heute gehört der Familie Höfer ein riesiger Gewölbekeller mit den darüber liegenden Produktionshallen. Drei Millionen Flaschen Sekt und Perlwein verlassen jährlich ihren Sektkeller. Die meisten davon tragen aber nicht den Namen Höfer. Von Anfang an war der Sektkeller auch Dienstleister Winzer in Franken. Heute würden zirka 600 Winzer ihm ihre Sekte und Seccos anvertrauen, sagt Höfer.
Auch Winzer aus Baden, dem Saarland und dem Rheingau gehören inzwischen zu seinen Kunden. Neuerdings kommen sogar Weine von Winzern aus Dänemark und den Niederlanden, die in Würzburg ihren Wein zu Sekt vergären lassen.
Der Silvaner-Sekt ist ein Alleinstellungsmerkmal für Franken

Und obwohl Carsten und Karin Höfer von Anfang an ihre eigene Kollektion entwickelten und pflegten, sei die Lohnversektung nie zweite Wahl gewesen, so Höfer. Er habe enorm viel dadurch gelernt und lerne noch. Schließlich würden 30 bis 40 unterschiedliche Silvaner-Cuvées jedes Jahr in seinem Keller zu hochwertigen Sekten reifen. Zudem berate er Winzer, probiere mit ihnen deren Weine, um die besten Grundweine für hochwertigen Sekt zu bekommen.
Franken biete ein ausgezeichnetes Terroir für Sekt, sagt Höfer. Und die Gegend habe mit dem Silvaner-Sekt ein Alleinstellungsmerkmal. Aber auch die in Franken angebauten Chardonnays und Burgunderweine seien hervorragende Grundweine für edle Sekte. Und alle diese Rebsorten kämen hervorragend mit dem Klimawandel klar.
Vom leichten Secco bis zum hochpreisigen "CŒUR"(französisch für Herz) reicht die Palette der eigenen Höfer-Sekte. Für sie presst und keltert Höfer Trauben, die vor allem seine eigenen Mitarbeiter aus ihren Weinbergen beisteuern. Geerntet werde nur von Hand in kleine Gefäße, denn "wir brauchen beste Traubenqualität für unseren Sekt", sagt Carsten Höfer. Bereits im August würden die Trauben gelesen. Denn "wir wollen schlanke, leichte Weine mit einer prägnanten Säure". Die seien ideal für die zweite Gärung.
Die Höfer-Sekte werden über Wochen von Hand gerüttelt
In Holzfässern neben der Sektproduktion baut Höfer seine Weine aus, bevor sie auf einer speziellen Hefe aus der Champagne auf die Flasche kommen – zur traditionellen Flaschengärung. Über Jahre dauere die zweite Gärung und anschließende Lagerung auf der Flasche, sagt Höfer. Derzeit kommen bei den hochwertigen Sekten die Jahrgänge 2017 bis 2019 auf die Rüttelpulte. Dort werden sie über Wochen von Hand gerüttelt, bevor sie den Keller verlassen.

Er sei immer wieder gefragt worden, warum seine Sekte nicht in den großen Weinguides verzeichnet seien, sagt Carsten Höfer. Also entschloss er sich, 2022 beim Weinguide Vinum und 2023 auch beim Weinguide Eichelmann seine Sekte einzureichen, um sie an den Verkostungen und Wettbewerben teilnehmen zu lassen.
Was dann passierte, war für die Höfers völlig überraschend. Einer ihrer Sekte , der "2017 Extra Brut Cœur" wurde von den Verkostern der Vinum-Redaktion zum Sekt des Jahres 2024 gekürt. Und vom Weinguide des gebürtigen Unterfranken Gerhard Eichelmann erhielt die Sektkellerei Höfer den Preis für die beste Sektkollektion des Jahres.
Lob vom Champagner-Experten Eichelmann für den Sekt aus Würzburg
Beide Auszeichnungen hätten ihn wahnsinnig gefreut, sagt Carsten Höfer. Zumal gerade Gerhard Eichelmann als profunder Kenner der Champagne gelte und eine sehr hohe Sektkompetenz habe. Und die Süddeutsche Zeitung schreibt über den Würzburger Sektkeller: "Warum Champagner trinken, wenn man Höfer haben kann?"
Aber welchen Sekt trinkt Carsten Höfer am liebsten? Aktuell seien dies sein Chardonnay und der "Silvaner sans dosage", sagt Höfer und fügt grinsend an: "Aber natürlich habe ich mir auch eine große Leidenschaft für die Champagne erhalten."