Es ist Mittagszeit im Flockenwerk, unter der Woche. Der eine oder andere Tisch ist besetzt, an dem jemand seinen Imbiss verzehrt. Das Flockenwerk, so scheint es, hat sich als gastronomischer Betrieb in Ochsenfurt bereits etabliert. Investor Joachim Beck, der das historische Gebäude zu einem Restaurant mit Bistro und Vinothek umgebaut und im Juli 2021 eröffnet hat, bestätigt diesen Eindruck.
"Ich bin sehr happy", sagt Beck. Trotz der in der Corona-Pandemie schwierigen Bedingungen sei der Start geglückt. Im April soll dann auch noch die öffentliche Terrasse vor dem Flockenwerk nutzbar sein.
Aber Joachim Beck will hier nicht stehen bleiben. In Gedanken und auch mit seinen Bauplänen ist er schon längst weiter, nämlich beim Bau der Veranstaltungshalle nebst Hotel, die sich in westlicher Richtung anschließen sollen. Für den Ochsenfurter Geschäftsmann ist das millionenschwere Projekt, zu dem auch ein Chaletdorf gehört, eine Herzensangelegenheit. "Ich will mich hier nicht selbst verwirklichen", sagt er. Aber er habe eine Vision. Nämlich die vom Maindreieck, das aus seinem Dornröschenschlaf erwacht und sich zur deutschlandweit beliebten Tourismusregion entwickelt.
Das Maindreieck soll für längere Urlaubsreisen attraktiv werden
Irgendwie, meint Beck, habe die Region den Anschluss verpasst, während die Mainschleife bei Volkach und das Weinparadies am Rande des Steigerwaldes bereits bekannte touristische Marken seien. Jetzt müsse das Maindreieck aufholen und nicht nur für Kurztrips, sondern auch für längere Urlaubsreisen attraktiv werden, sagt Beck. Mit seinem Hotelprojekt will er dazu beitragen. Denn er glaubt, dass es ausgewiesene Urlaubshotels in der Region noch kaum gibt.
Das Maindreieck müsse für Urlauber aus ganz Deutschland ein Begriff werden, wünscht sich Joachim Beck. Eventuell unter dem Stichwort "Weinland Franken". Sich ausschließlich auf Ochsenfurt zu konzentrieren, werde nicht funktionieren. Niemand komme Hunderte von Kilometern angefahren, um sich eine Kleinstadt anzusehen. Deshalb glaubt der Investor an eine gemeinschaftliche Vermarktung der ganzen Region Maindreieck, wie sie durch den gerade gegründeten touristischen Zweckverband der zwölf Mitgliedsgemeinden der interkommunalen Allianz Maindreieck vorangetrieben werden soll.
"Wir haben hier alles, außer Schnee und Bergen", bewirbt Joachim Beck seine Heimat selbstbewusst. Schöne Ortschaften, Wein und Bier trinken, gut essen, radeln, wandern, Wassersport treiben, Kultur und eine lebendige Kleinkunstszene genießen – all das könne doch Touristen ins Maindreieck locken, meint er.
Die Pläne für Hotel und Veranstaltungshalle am Flockenwerk liegen bereits vor
Becks Pläne sind fertig, die Ausschreibungsergebnisse liegen vor. Die Fläche wird vorbereitet, vom früher dort beheimateten Bauhof und vom ehemaligen Steinwerk ist längst nichts mehr übrig. Im April würde Joachim Beck gerne schon mit dem Bau beginnen, aber das hängt nach seiner Aussage wiederum vom Umzug der benachbarten Firma SFM Chemicals ab, die ihren Betrieb in das Industriegebiet Wolfgang umsiedeln möchte. In der unmittelbaren Nachbarschaft eines solchen Betriebes ist die Aufnahme bestimmter Nutzungen wie Hotel und Veranstaltungshalle nicht zulässig. Ungefähr ein Jahr Bauzeit veranschlagt Joachim Beck.
In einer Pressemitteilung von SFM Chemicals aus dem Jahr 2019 heißt es, der Betrieb am Wolfgang, dem neuen Standort, solle 2022 aufgenommen werden. Das Gelände dort ist bereits für den Bau vorbereitet, derzeit tut sich aber weiter noch nichts. Ein konkretes Datum für den Beginn der Rohbauarbeiten kann die Firma noch nicht nennen. Aktuell liefen die Ausschreibungen, hieß es dazu auf Nachfrage dieser Redaktion. Wann Joachim Beck weiterbaue, könne er selbst entscheiden.
Der öffentliche Parkplatz zwischen Ochsenfurter Mainlände und Flockenwerk ist fast fertig
Die geplante Halle hinter dem Flockenwerk wird mit 350 Quadratmetern Platz für Veranstaltungen mit ebenso vielen Menschen bieten. Das sich daran anschließende Hotel wird aus zwei durch ein Treppenhaus miteinander verbundenen Baukörpern bestehen und Platz für 45 Zimmer für 90 Gäste bieten. Damit Urlauber sich hier auch über einen längeren Zeitraum wohlfühlen, hat Joachim Beck im zweiten Stock einen Wellnessbereich vorgesehen.
Für Urlaubsgäste, die eher für sich sein wollen, hat Joachim Beck im Anschluss an den Hotelkomplex ein Chalet-Dorf mit acht Einheiten geplant. Die Ferienhäuschen sollen sich, so plant Beck aktuell, um eine gemeinschaftlich genutzte Freifläche gruppieren. Gerne würde er auch diesen Teilabschnitt seines Projekts zeitnah verwirklichen.
Der Parkplatz zwischen Flockenwerk und Mainufer ist inzwischen fast fertig. Rund 200 Parkplätze, die für die Veranstaltungshalle nötig sind, werden dort zur Verfügung stehen. Sie sind öffentlich, also für jeden nutzbar. Das gleiche gilt für die Terrasse, die an der Stadtpromenade liegt, wo früher die Mainländebahn verkehrte.
Ein USP für das südliche Maindreieck könnte eine besonders radfreundliche Region sein.