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Würzburg
Prozess um tödlichen Messerangriff in Würzburg: Vater des Opfers könnte Zeugen beeinflusst haben
Beim Prozess um den Messerangriff vor dem Würzburger Stift Haug ging es am Donnerstag um die Rolle des Vaters des Opfers und um die Freundin eines Türstehers.
Im Prozess um die Messerattacke vor einem Club am Haugerkirchplatz in Würzburg ging es am vierten Verhandlungstermin unter anderem um die Frage der Zeugenbeeinflussung.
Foto: Thomas Obermeier | Im Prozess um die Messerattacke vor einem Club am Haugerkirchplatz in Würzburg ging es am vierten Verhandlungstermin unter anderem um die Frage der Zeugenbeeinflussung.
Christoph Sommer
 und  Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 06.07.2024 02:36 Uhr

Beim vierten Termin im Prozess um den Messerangriff vor dem Würzburger Stift Haug sorgte eine Tonaufnahme für Aufsehen. Angefertigt hat sie der Vater des Getöteten.

Zu hören ist, wie der Vater sich kurz nach der Tat mit einer Zeugin und einem Zeugen über die Tatnacht unterhält. Bei der Zeugin handelt es sich um eine Freundin des Getöteten. Sie hatte im Prozess ausgesagt, die ersten Stiche aus direkter Nähe gesehen zu haben.

Die Tonbandaufnahme zeigt, wie der Vater des Opfers nach Beweisen sowie nach Zeuginnen und Zeugen suchte, die den Verdächtigen belasten. Er sagt in der Aufnahme mehrfach: "Ich will, dass er ins Gefängnis geht." Und: Auch die Familie des Angeklagten trage Mitschuld. "Wir brauchen Aussagen, die zusammenpassen", mahnt er, als sich die beiden Zeugen an einer Stelle uneinig sind.

Mögliche Zeugenbeeinflussung zu den Geschehnissen rund um den Messerangriff in Würzburg

Der Vorsitzende Richter Thomas Schuster sagte anschließend, dass er den Impuls zur Aufklärung beim Vater des Opfers nachvollziehen könne. Doch für den Prozess sei es "suboptimal, wenn jemand, der nicht geschult ist", Zeuginnen und Zeugen befrage.

Beeinflussung beschäftigte das Gericht am Donnerstag noch auf eine andere Art: Es verwies eine Zuschauerin des Saals, die unerlaubt Teile der Verhandlung aufgenommen haben soll. Der Vorsitzende Richter sagte, dass die Frau sich damit schnell strafbar mache. Schließlich keime dadurch der Verdacht, dass mit den Aufnahmen die Aussagen späterer Zeugen in die gewünschte Richtung präpariert werden könnten.

Bei Aussagen von Zeuginnen und Zeugen ist oft nicht mehr klar, was selbst erlebt wurde

Auch die vielen Gedenkveranstaltungen für den Getöteten am Kreisverkehr bei Stift Haug und im "Studio" haben einen fatalen Nebeneffekt für den Prozess: Zahlreiche Beteiligte tauschten bei den Veranstaltungen intensiv Erinnerungen an die Nacht des tödlichen Vorfalls aus.

Nun erlebt das Gericht, dass dadurch bei manchen Zeugen Erinnerungen verwässert wurden und im Zeugenstand oft nicht mehr klar unterscheidbar ist, was selbst erlebt und was erzählt wurde. Das entwertet manche Zeugenaussage.

Prozess um Messerangriff in Würzburg: Widersprüchlicher Aussage der Freundin des Türstehers

Am Donnerstag sagte auch die Freundin des Türstehers aus, der den Angeklagten vor den tödlichen Stichen geschlagen haben soll. Sie schilderte verschiedene Szenen widersprüchlich oder anders als in früheren Aussagen.

Das Gericht äußerte die Vermutung, sie wolle ihren Freund in ein zu gutes Licht rücken und könne sich deshalb nicht erinnern, dass er handgreiflich gegenüber anderen Männern geworden sein soll. Der Richter mahnte, er habe "nicht den Eindruck gewonnen, als würden Sie uns alles sagen, was sie wissen".

Der Vorsitzende Richter fasste ihre Aussagen so zusammen: Zuerst sei sie vom Angeklagten "angemacht" worden, woraus sich eine Diskussion entwickelt habe. Dann habe ihr Freund dem Mann einen Schlag versetzt, worauf der sich entfernt habe. Kurz darauf habe es einen weiteren Streit gegeben, bei dem eine andere Gruppe auf den Angeklagten eingewirkt habe. Bei einer weiteren Gruppenstreitigkeit hätten sich dann der Angeklagte und der später Verstorbene separiert. Die Zeugin will eine körperliche Auseinandersetzung zwischen den beiden beobachtet zu haben.

Erinnerungslücken zum Messerangriff vor dem Club in Würzburg 

Die Freundin des Türstehers war am Abend des tödlichen Messerangriffs mit zwei Begleiterinnen unterwegs. Eine dieser Frauen hatte bei der Polizei noch Folgendes detailliert geschildert: Das spätere Opfer habe den späteren Angeklagten an der Jacke weggezogen, um die aufgeheizte Situation zu beruhigen. Das Opfer habe dann den ersten Stich abbekommen und sie gekrümmt weitergelaufen.

Vor Gericht sagte sie jedoch, sie sei mit dem Auto nach Hause gefahren, könne sich an Details des Vorfalls nicht mehr erinnern. "Das glaube ich Ihnen nicht", sagte der Richter und wies sie auf die Folgen einer Falschaussage hin. Stück für Stück kam dann die Erinnerung wieder. Die Frau bestätigte wieder, was sie bei der Polizei ausgesagt hatte.

Das Gericht befasste sich außerdem mit einer anderen Szene kurz vor der Tat. Zwei Frauen und zwei Männer, die gemeinsam am Haugerkirchplatz waren, schilderten: Der Angeklagte habe die Frauen mit "komischen Fragen" angesprochen. Auf mehrfache Aufforderungen zu gehen, habe er nicht reagiert. Als er anfing, die beiden Männer zu beleidigen, seien die vier zusammen gegangen.

Der Prozess wird am Dienstag, 18. Juni, um 8 Uhr fortgesetzt.

 
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