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Würzburg
Messerattacke vor Stift Haug: Nun spricht der Vater des Opfers über Verlust, Anteilnahme und seine Facebook-Postings
Auf Facebook meldete sich Christoph R. schon kurz nach dem Tod seines Sohnes zu Wort. Jetzt erzählt er von den vergangen Tagen - und erklärt vorschnelle Postings.
Christoph R. hat am vergangenen Sonntag seinen 28-jährigen Sohn durch eine Messerattacke in Würzburg verloren. 
Foto: Patty Varasano | Christoph R. hat am vergangenen Sonntag seinen 28-jährigen Sohn durch eine Messerattacke in Würzburg verloren. 
Gina Thiel
 |  aktualisiert: 27.09.2023 02:57 Uhr

Noch keine Woche ist die tödliche Messerattacke am Haugerkirchplatz in Würzburg her. Der 28-jährige Alex R. verlor am Sonntagmorgen sein Leben, nachdem er einer jungen Frau zu Hilfe geeilt war. Der mutmaßliche Täter hatte eine junge Frau angegriffen und den Würzburger und zwei weitere Männer mit einem Messer schwer verletzt. Seit Montag ist der 22-Jährige in Untersuchungshaft.

Nun spricht der Vater des Opfers, Christoph R., zum ersten Mal über das, was er die vergangenen Tage durchgemacht hat.

Herr R. ich möchte Ihnen zuerst mein herzliches Beileid zum Verlust Ihres Sohnes ausdrücken. Ich kann mir nicht vorstellen, wie schwer die vergangenen Tage für Sie waren. Danke, dass Sie mit uns sprechen.

Christoph R.: Ich möchte gleich vorweg sagen, dass ich mich nicht zum Tathergang äußern werde. Ich war nicht vor Ort und kann nichts Konkretes dazu sagen. Ich verlasse mich da auf die Justiz, die dazu da ist, genau das herauszufinden. Sie nimmt gerade die Beweise auf und da möchte ich nicht ins Handwerk pfuschen. Ich möchte, dass der Täter seine gerechte Strafe bekommt. Über meinen Sohn darf aber gern geschrieben werden.

Wie haben Sie die vergangenen Tage erlebt?

Christoph R.: Für mich und meine Familie waren die letzten Tage eine unglaubliche Tortur. Zum Glück ist der Zusammenhalt in der Familie und auch im Freundeskreis sehr groß. Für mich ist das eine wahnsinnig emotionale Situation, zumal das Geschehene absolut unbegreiflich für mich ist. Ich verstehe die Welt nicht mehr. (Pause) Wie konnte ein Mensch wie mein Sohn einfach aus dem Leben gerissen werden? Jemand, der immer nur helfen und für andere gutes tun wollte?

Das hat man von vielen gehört. Zur Trauerfeier am Dienstag sind über 400 Menschen gekommen, um Anteil zu nehmen. Wie gehen Sie mit der Resonanz um, die Sie erreicht hat?

Christoph R.: Es ist einfach überwältigend. Die Trauerfeier hat ein sehr guter Freund von uns organisiert. Keiner hat damit gerechnet, dass so viele Menschen kommen. Als ich zum Kreisverkehr kam, war das ein unbeschreiblich schöner Moment. Man sagt immer, dass geteiltes Leid halbes Leid ist und da ist auch was dran. Durch die Menschen, die meine Trauer teilen, wird mir mein Schmerz auch zu einem Teil genommen. Viele kommen auf mich zu und erzählen mir Situationen, über meinen Sohn und wie er ihnen geholfen hat. Das macht mich ein Stück weit auch stolz, dass ich so einen tollen Menschen großgezogen habe.

In den Sozialen Netzwerken haben Sie sich sehr schnell zur Tat geäußert und viel gepostet. Einiges davon ist inzwischen gelöscht. Bereuen Sie die Postings?

Christoph R.: Ich habe in meiner Wut falsche Dinge gepostet. Mir wurden sehr schnell von verschiedenen Seiten Geschichten zugetragen – wohlbemerkt Geschichten – die sich am Ende als falsch erwiesen haben. Deshalb möchte ich das Studio komplett außen vor lassen.

Sie sprechen damit Ihr Posting an, in dem Sie dem Club Vorwürfe bezüglich der Sicherheit gemacht haben, richtig?

Christoph R.: Ja genau. Die Beileidsbekundung vom Studio fand ich sehr nett. Ich möchte mich wirklich dafür entschuldigen, dass ich unüberlegt Dinge gepostet habe. Ich hoffe, es kann jeder verstehen, dass ich im ersten Moment einfach einen Schuldigen gesucht habe. Ich war zutiefst verletzt in diesem Moment. Das Foto vom Täter habe ich nicht veröffentlicht. Das wurde von einer anderen Person verschickt.

Im Internet kursieren Postings, in denen zum Teil erheblich gegen die Familie des Täters gehetzt wird und auch dazu aufgerufen wird, Straftaten zu begehen. 

Christoph R.: Darüber habe ich keine Kenntnis und da kam auch in keinerlei Form etwas von mir. Ich kenne die Familie nicht und möchte niemanden vorverurteilen. Das sollen andere bitte auch nicht tun. Ich vertraue voll und ganz der Arbeit der Polizei. Wenn eine Person etwas zum Tathergang zu sagen hat, dann soll sie das tun – bei der Polizei. Ich wünsche mir ausdrücklich, dass keiner irgendeine Selbstjustiz macht oder Hetze verbreitet. Die Leute sollen anständig bleiben und der Justiz die Arbeit überlassen.

Beerdigung von Alex R.: Am kommenden Mittwoch, 27. September, findet in Würzburg-Versbach die Beerdigung von Alex R. statt. Die Familie und enge Freunde heißen alle Menschen, die sich von ihm verabschieden wollen, herzlich willkommen: um 13.15 Uhr, "Neue Halle", Versbacher Straße 218a.

 
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