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Würzburg
Prozess um tödliche Messerattacke vor Würzburger Club: Angeklagter räumt Tat ein und spricht von "panischer Angst"
Verhandlungsbeginn am Würzburger Landgericht: Ein 22-Jähriger soll einen 28-Jährigen vor einer Disko in der Innenstadt erstochen haben. Was der Angeklagte jetzt erklärte.
Auf dem Weg zur Anklagebank: Mit Fußfessel ist der 22-jährige Beschuldigte (Mitte) am Montag in den Gerichtssaal des Würzburger Landgerichts geführt worden.
Foto: Aaron Niemeyer | Auf dem Weg zur Anklagebank: Mit Fußfessel ist der 22-jährige Beschuldigte (Mitte) am Montag in den Gerichtssaal des Würzburger Landgerichts geführt worden.
Aaron Niemeyer
 und  Christoph Sommer
 |  aktualisiert: 15.07.2024 16:06 Uhr

Begleitet von großer medialer Aufmerksamkeit hat am Montag am Landgericht Würzburg der Prozess um die tödliche Messerattacke am Würzburger Stift Haug begonnen. Der 22 Jahre alte Angeklagte räumte zum Auftakt der Verhandlungen ein: Am 17. September 2o23 hat er im Streit vor einer Discothek mit mehreren Stichen einen 28-Jährigen getötet und zwei weitere Personen schwer verletzt.

Die Staatsanwaltschaft hat den 22-Jährigen wegen Totschlags und zweifachen versuchten Totschlags angeklagt. 

Angeklagter spricht am Landgericht Würzburg sein Bedauern aus

"Ich möchte zum Ausdruck bringen, dass ich das Geschehene über alle Maßen bedauere", ließ der angeklagte Würzburger am Vormittag über seine Anwälte mitteilen. "Unumwunden" räume er ein, drei Männer mit einem Messer verletzt zu haben. Dass einer der Männer gestorben sei, tue ihm "unendlich leid." Die Umstände der Tat würden sich jedoch deutlich von der Anklage unterscheiden.

Die Geschehnisse vor dem Club "Studio" ließ der Angeklagte seine Verteidiger so schildern: Er sei am Wochenende von seinem Wohnort Offenbach nach Würzburg gefahren, um in seiner Heimatstadt feiern zu gehen. Mit einem Freund hätte er im Laufe des Abends viel getrunken: "Irgendwann sind wir am Studio gewesen. Wie oder wann wir da hingekommen sind, weiß ich nicht mehr."

Verteidigung spricht in Stellungnahme von Selbstverteidigung

Der Angeklagte erklärte, in einer Art Notwehr-Situation gewesen zu sein. Er habe vor dem Club Frauen angesprochen und sei zurückgewiesen worden, sagte der 22-Jährige. Eine der Frauen sei die Freundin des Türstehers gewesen. Dieser habe unvermittelt auf ihn eingeprügelt. Er habe dadurch kurz das Bewusstsein verloren: "Ab da habe ich keine zusammenhängende Erinnerungen."

Bruchstückhaft erinnere er sich nur noch daran, plötzlich von vielen Personen umringt gewesen zu sein, die auf ihn eingeschlagen hätten. "Ich hatte panische Angst", sagte er. Irgendwann habe er dann das Messer in der Hand gehabt, könne sich an Stiche jedoch nicht mehr erinnern.

Kurz nach Beginn war der Prozess am Montagmorgen unterbrochen worden. Die Verteidiger hatten beantragt, das Verfahren auszusetzen, ihr Mandant habe in Haft keine Akteneinsicht erhalten. Das Gericht zog sich zur Beratung zurück, hat über den Antrag jedoch noch nicht entschieden.

Polizeibeamte: Chaos und Panik am Tatort in Würzburger Innenstadt 

Zwei Polizeibeamte schilderten dann im Zeugenstand, bei ihrem Eintreffen in der Haugerpfarrgasse habe "heilloses Chaos" geherrscht. Die Menschen dort seien panisch gewesen, der verletzte 28-Jährige habe bereits keinen Puls mehr gehabt. Ihnen sei vor Ort auch von Angriffen auf den Angeklagten berichtet worden, sagte einer der Polizisten. 

Polizeiliche Ermittlungen am Tatort am Tag nach der Tat: Das Messer wurde in einem Mülleimer gefunden.
Foto: Christoph Weiss (Archivbild) | Polizeiliche Ermittlungen am Tatort am Tag nach der Tat: Das Messer wurde in einem Mülleimer gefunden.

Bei ihrem Einsatz hatten die Polizisten ihre Körperkameras aktiviert und so Schilderungen von Augenzeugen dokumentiert. Auszüge der Videos wurden vor Gericht gezeigt. Die meisten Aussagen sprachen für die Darstellung der Anklage, der 22-Jährige sei aggressiv gewesen und habe zugestochen. Eine detaillierte Zeugenschilderung stärkt indes die Darstellung des Angeklagten: Auch gegen diesen habe es massive Angriffe gegeben.

"Ich wurde von vier Leuten angegriffen", hatte der Angeklagte selbst schon direkt bei seiner Festnahme gesagt, die ebenfalls von der Polizei gefilmt worden war. Die Aufnahmen zeigen, wie schwerbewaffnete Polizisten kurz nach dem Messerangriff die Rotkreuzklinik in der Kapuzinerstraße stürmen. Dorthin war der 22-Jährige nach dem Tumult geflüchtet. Eine Krankenschwester bestätigt, die Polizei auf seinen Wunsch gerufen zu haben.

Opfer war in Würzburger Clubszene beliebt: Tränen im Zuschauerraum

Zur Verhandlung am Montag waren zahlreiche Personen aus dem Umfeld des getöteten 28-Jährigen gekommen. Er war in der Würzburger Clubszene beliebt, an seiner Beerdigung im September 2023 hatten hunderte Personen teilgenommen. Bei vielen Besucherinnen und Besuchern im Gerichtssaal sorgten die Aufnahmen von den erfolglosen Rettungsversuchen am Haugerkirchplatz für Tränen.

Der Prozess wird am Dienstag um 8 Uhr fortgesetzt. 

 
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