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Würzburg
Protest: Großteil der Arztpraxen in Würzburg  bleibt geschlossen – was sagt ein Hausarzt dazu, der die Vertretung macht?
In Würzburg bleiben zwischen Weihnachten und Neujahr viele Arztpraxen aus Protest geschlossen. Das sollten Patientinnen und Patienten jetzt wissen.
Auch in Würzburg beteiligen sich viele Arztpraxen an der bundesweiten Protestaktion und bleiben vom 27. Dezember bis 29. Dezember geschlossen (Symbolbild).
Foto: Marijan Murat, dpa | Auch in Würzburg beteiligen sich viele Arztpraxen an der bundesweiten Protestaktion und bleiben vom 27. Dezember bis 29. Dezember geschlossen (Symbolbild).
Gina Thiel
 |  aktualisiert: 15.07.2024 18:30 Uhr

In der Praxis von Doktor Peter Nedwidek in der Sanderstraße in Würzburg herrscht an diesem Mittwoch viel Trubel. Seine Praxis übernimmt zwischen Weihnachten und Neujahr den Vertretungsdienst für viele seiner Kolleginnen und Kollegen. Denn: Viele Arztpraxen in Würzburg bleiben aktuell geschlossen – nicht nur aufgrund von Weihnachtsferien. Was steckt dahinter?

Der Virchowbund, der Verbund der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte, hat zum Jahreswechsel zu der Protestaktion "Praxen in Not" aufgerufen. Vom 27. Dezember bis 29. Dezember bleiben deshalb bundesweit viele Praxen geschlossen – als Protest gegen die Politik von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Die Praxen beklagen sich schon länger über zu viel Bürokratie, überfüllte Wartezimmer und kein Entgegenkommen durch die Bundesregierung.

Was dem Verband besonders bitter aufstößt: Bis heute hätten die Medizinischen Fachangestellten keinen staatlichen Corona-Bonus für ihre Arbeit während der Pandemie erhalten. Auch dass der Mindestlohn der Pflegehilfskräfte inzwischen über dem Tariflohn von Medizinischen Fachangestellten liegt, wird kritisiert. Wenn noch mehr Medizinische Fachangestellte den Beruf verlassen, müssten sich die Praxen künftig noch weiter einschränken, heißt es in der Pressemitteilung.

Wie steht der Würzburger Hausarzt im Notdienst zum Protest?

Der Würzburger Hausarzt Peter Nedwidek kann sich aufgrund des Notdienstes nicht an der Protestaktion beteiligen. Wie steht er dem Protest seiner Kolleginnen und Kollegen gegenüber? "Der Protest wird von mir selbstverständlich unterstützt", macht der Hausarzt klar. Denn auch in seiner Praxis kämpfe er täglich mit Herausforderungen, so Nedwidek. "Explodierende Personal- und Praxiskosten, nicht ausgereifte digitale Anwendungen, kein zeitgemäßes Vergütungssystem und die Bürokratie" sind nur einige der Probleme, die er aufzählt.

Weiter kritisiert er die fehlende politische und gesellschaftliche Wertschätzung für seine Arbeit und die von seinen Kolleginnen und Kollegen. "Ich bin 65 Jahre alt und habe eine regelmäßige Wochenarbeitszeit von mehr als 60 Stunden." Dass die Sorgen und die Kritik der Ärztinnen und Ärzte aber häufig nur "als Jammern auf hohem Niveau abgetan" wird, könne er nicht verstehen. Die Probleme, die in den Praxen herrschen, würden nicht wahrgenommen werden. "Das Klatschen in der Covidzeit reicht halt nicht", macht Nedwidek deutlich.

Kassenärztliche Vereinigung Bayern unterstützt die bundesweite Kampagne

Von der Bundesregierung und Gesundheitsminister Karl Lauterbach wünscht sich der Würzburger Hausarzt vor allem eines: Unterstützung bei der Entbürokratisierung, die Förderung einer angemessenen Honorierung und "mehr Umsetzungszeit für die einzelnen gesetzlich schnell gestrickten Digitalisierungsprozesse". 

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Wie dringend der Appell an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach ist, macht der Virchowbund in seiner Pressemitteilung deutlich. "Die Wartezeiten auf Termine werden sich verlängern und viele Patienten werden Schwierigkeiten haben, überhaupt eine Praxis zu finden, die sie betreut", erklärt Dr. Dirk Heinrich, Bundesvorsitzender des Virchowbundes.

Auch der Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB) unter dem Vorsitz von Dr. Christian Pfeiffer (Giebelstadt) trage das Ziel und die Intention des Aufrufs mit, heißt es in einer Pressemitteilung. Die KVB-Führung könne den Unmut der Ärztinnen und Ärzte über die hohe Bürokratie und fehlende Angleichung der Honorare an die Inflation durchaus nachvollziehen.

Was für Patientinnen und Patienten in Würzburg während der Protestzeit gilt

Für Patientinnen und Patienten, die zwischen dem 27. Dezember und 1. Januar einen Haus- oder Facharzt aufsuchen müssen, hat die KVB verschiedene Tipps. Praxen, die sich an den Schließungen beteiligen, müssen demnach ihrer vertragsärztlichen Verpflichtungen nachkommen und einen persönlichen Vertreter nennen. Daher rät die KVB Patientinnen und Patienten, im Zeitraum vom 27. bis 29. Dezember wie üblich bei ihren behandelnden Haus- und Facharztpraxen anzurufen.

"Über Neujahr ist hingegen – wie in den vergangenen Jahren – der Bereitschaftsdienst der KVB eingerichtet", erklärt Pressesprecher Martin Eulitz. Dieser ist unter der Rufnummer 116117 zu den üblichen sprechstundenfreien Zeiten eingerichtet. 

 
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