Schlagzeilen machte das Vorgehen des Bistums Würzburg gegen den emeritierten Domkapitular und ehemaligen Kunst- und Baureferenten der Diözese Würzburg Jürgen Lenssen während der "SBW-Affaire" 2018. Damals hatte die Diözese überraschend die Führung der kirchlichen St. Bruno-Werk Bauträger- und Verwaltungs-Gesellschaft (SBW) wegen "Compliance-Problemen" aufgelöst und Geschäftsführer und Mitglieder des Aufsichtsrats – unter anderem auch Lenssen – wegen der angeblichen Veruntreuung von Kirchengeldern straf- und zivilrechtlich verklagt.
Jetzt vermeldet die Pressestelle des Bistums, dass sich Bischof Franz Jung und Lenssen "jüngst in einer persönlichen Unterredung verständigt haben, die Auseinandersetzung zu beenden". Weiter heißt es: "Im Sinne eines versöhnten Miteinanders sind beide Seiten übereingekommen, auf weitere rechtliche Schritte zu verzichten." Eine ähnliche "Versöhnung" hat der Bischof Ende April mit dem früheren SBW-Geschäftsführer und Leiter des Liegenschaftsamts Ottmar Finger verkündet.
Jürgen Lenssen: "Diese Worte bedeuten mir viel"
"Der Bischof bedauerte die Unannehmlichkeiten, die Domkapitular em. Lenssen durch den nahezu sechsjährigen öffentlich, auch gerichtlich, ausgetragenen Konflikt entstanden sind", heißt es in der aktuellen Pressemitteilung des Bistums. "Diese Worte bedeuten mir viel", sagt Lenssen auf Anfrage dieser Redaktion dazu.
Lenssens Wohnung war 2018 nach der Strafanzeige der Diözese in seiner Abwesenheit von der Polizei aufgebrochen und durchsucht worden. Später wurde der ehemalige Kunstreferent wegen des angeblich zu teuren Ankaufs von Kunstwerken von der Diözese verklagt. Dieses Vorgehen und die öffentlich gewordenen Zweifel an seiner Ehrenhaftigkeit hatten dem heute 77 Jahre alten Priester sehr zugesetzt.
Nachdem die Vorwürfe gegen sie in straf- und zivilrechtlichen Verfahren abgewiesen wurden, hatten Lenssen und Finger sowie ein Künstlerehepaar 2023 Bischof Jung wegen Verleumdung verklagt. Gegen die Einstellung der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Würzburg wegen Verjährung legten sie Beschwerde ein.
Gutes persönliches Gespräch mit dem Bischof
"Diese Klage habe ich zurückgezogen", sagt Lenssen. Er sei dankbar für die Bereitschaft des Bischofs zur Versöhnung und für "das sehr gute persönliche Gespräch mit ihm". Lenssen: "Ich schaue jetzt nicht mehr zurück, sondern nach vorne." Mit der Pressemitteilung würdigt der Bischof die Verdienste des ehemaligen Domkapitulars und dankt ihm für seine langjährige Tätigkeit als Bau- und Kunstreferent.
Auch mit den Künstlern Herbert Mehler und Sonja Edle von Hoeßle, die sich ebenfalls durch das Vorgehen des Bischofs in der SBW-Affaire geschädigt sehen, ist eine Versöhnung auf dem Weg. Laut Anwalt Hans-Joachim Diener seien er und das Ehepaar dabei, "eine gute und friedliche einvernehmliche Lösung mit dem Bischof zu finden".
Was als "Versöhnung" verkauft wird, war vermutlich taktisch motiviert , um ein höchst fragwürdiges Kapitel der jüngeren Diözesangeschicht mit mehrjährigen "Unannehmlichkeiten" für den ehemaligen Domkapitular, Kunst- und Baureferenten des Bistums, Dr. Jürgen Lenssen, als Thema abzuhaken. Zu den von Bischof Franz Jung laut Pressemeldung des Ordinariats angesprochenen "Unannehmlichkeiten" für Dr. Lenssen gehörten u.a. eine Hausdurchsuchung in seiner Abwesenheit, strafrechtliche Anzeigen und zivilrechtliche Klagen des Bistums, die alle abgewiesen worden waren.