Es ist ungewöhnlich, dass sich viele verschiedene Fraktionen, deren parteipolitische Inhalte in manchen Punkten doch weit auseinanderliegen, zu einer Art Bündnis zusammenfinden. Genau das ist jedoch in Würzburg geschehen und zwar unter der Überschrift "Besser leben im Bischofshut".
Ziel der Fraktionen von Bündnis 90/Die Grünen, FW-FWG, FDP/Bürgerforum, Die Linke und ÖDP sowie von Stadträten der Würzburger Liste und Zukunft für Würzburg war und ist es, einen gemeinsamen Verkehrskonsens für Würzburgs Innenstadt zu erarbeiten. "Das hat es tatsächlich in dieser Form noch nicht gegeben", sagt Würzburgs Bürgermeister Martin Heilig bei einer Pressekonferenz in der Weinstube des Bürgerspitals.
Nach fünf Monaten Arbeit und Verhandeln steht nun ein überparteilicher Grundsatzantrag für eine zukunftsgerichtete Mobilität weit über die Innenstadt hinaus fest. Aus den Fraktionen ist unisono zu hören: Es sei nicht einfach gewesen, aber man sei stolz darauf.
So soll der öffentliche Personen-Nahverkehr (ÖPNV) verbessert werden, auch Rad-und Fußwege sollen weiter optimiert werden. Die gute Erreichbarkeit der Innenstadt soll nach den Plänen des Fraktions-Bündnisses erhalten bleiben und stetig verbessert werden, dazu komme der Plan, den motorisierten Individualverkehr in Parkhäusern zu bündeln und den Verkehr beispielsweise über ein Parkleitsystem besser zu steuern. Der Plan: So können kurz bis mittelfristig erhebliche Flächen für Menschen, für Grün, für Handel und Wandel gewonnen werden.
Lebensqualität in Würzburg weiter steigern
Dies steigere die Attraktivität, Umwelt- und Aufenthaltsqualität in der Innenstadt, ist sich der Klimabürgermeister sicher: "Würzburg ist eine wunderschöne Stadt. Aber sie kann soviel mehr." Bisher sei die Stadtentwicklungs- und Verkehrspolitik stark geprägt von Einzelmaßnahmen und immer wiederkehrenden polarisierenden Diskussionen gewesen. Bestimmte Projekte seien an knappen Mehrheiten gescheitert.
"Das wollen wir ändern und mit strategischem Weitblick alle relevanten Themenbereiche zusammen denken. Unser Bestreben ist es, die notwendigen Einzelmaßnahmen aufeinander abzustimmen –sowohl im zeitlichen Kontext als auch bei der Berücksichtigung in den Haushalten der kommenden Jahre", fasst Heilig zusammen. Mit dem gemeinsamen Verkehrskonsens für Würzburgs Innenstadt, den insgesamt 29 Stadträte mittragen, könne man den Würzburgern – trotz Klimaerwärmung und zunehmender Hitzewellen – eine hohe Lebensqualität bieten.
Josef Hofmann, Fraktionsvorsitzender der FWG, ist überzeugt, dass der Stadtrat nun einen großen Schritt nach vorne macht: "Wir haben die unterschiedlichen Anforderungen aller Verkehrsteilnehmer und Anwohner berücksichtigt und geschaut, wie wir zugleich positive Effekte für Handel und Wandel in der Innenstadt erzielen können."
Zug um Zug die Innenstadt aufwerten
Mit dem Konsens sei sichergestellt, dass die Aufwertung der Innenstadt nur Zug um Zug mit dem Angebot von Parkplätzen in neuen Parkhäusern erfolge, berichtet Hofmann. "Zugleich wollen wir dabei eine Befriedung von Fußgängern und Radfahrern und im Herzen der Stadt ein gutes Miteinander erreichen." Beispielsweise will das Fraktions-Bündnis den Fußgängern eine Stimme geben. So soll es bei der Stadt einen Ansprechpartner für die Belange der Fußgänger geben, ähnlich wie es für die Radfahrenden bereits den Radfahrbeauftragten gibt.
Für Joachim Spatz von der FDP ist die gute Erreichbarkeit der Innenstadt für alle Verkehrsteilnehmer – auch für den motorisierten Individualverkehr – ein wichtiges Kriterium. Nach den vorliegenden Plänen der Fraktions-Allianz könnte in der Innenstadt ein neues "Parkhaus Bürgerspital" (auf dem Gelände der Bürgerspital-Stiftung an der Ludwigstraße) enstehen – in nachhaltiger Bauweise, begrünt und mit E-Ladesäulen, zudem mit Radabstellplätzen, insbesondere für E-Bikes. Auch ein schon länger ins Auge gefasster und im Stadtrat heiß diskutiertes Park & Ride-Parkhaus an der Feggrube in der Sanderau wird weiter favorisiert.
Oberflächenparkplätze sollen weichen
Die bisher zur Verfügung stehenden Oberflächenparkplätze in der Innenstadt sollen indes zu Begegnungs- und Aufenthaltsplätzen umgewandelt werden. So könne eine drastische Reduzierung des Parksuchverkehrs erreicht werden, sagt Klimabürgermeister Heilig. Oberflächenparkplätze würde es dann nur noch für Bewohner und Personen geben, die einen blauen oder orangenen Behinderten-Ausweis haben.
Wie Spatz weiter auf der Pressekonferenz mitteilt, soll der öffentliche Nahverkehr Bürger, Pendler und Besucher Würzburgs aus Stadt und Land zum Umstieg einladen – durch eine Taktverdichtung der Straßenbahn sowie den Verzicht auf den Sommerfahrplan und ein erweitertes Busnetz. Auch weitere Park&Ride-Flächen sind geplant, so zum Beispiel auf der Talavera. "Ein verdichtetes Angebot mit abgestimmten Fahrplänen wird gerade auch die Bewohner aus dem Landkreis zum Umstieg einladen", erklärt Spatz. Zum Verkehrskonsens an sich sagt er: "Ich schätze gerade die Einigung mit dem Grünen-Lager sehr hoch. Wir alle sind Kompromisse eingegangen."
Parkticket gleich Fahrticket für den ÖPNV: Für Sebastian Roth (Die Linke) ist es ein besonderes Anliegen, dass es samstags, sonn- und feiertags ein günstiges Park&Ride-Familienticket als Anreiz für den Umstieg auf den ÖPNV geben soll. "Wir als Fraktion sehen in diesem Verkehrskonsens die Chance, gemeinsam einen großen Schritt zu gehen, der uns dem Ziel einer attraktiven Innenstadt mit mehr Verweilflächen und Flaniermeilen näherbringt."
Neben mehr Grünflächen sollen in der Innenstadt auch Spielmöglichkeiten für Kinder entstehen. "Wir wollen den gesamten Bereich nach und nach neugestalten und schon 2022/23 in die konkrete Planung gehen", sagt Sandra Vorlová von den Grünen.
Und Heilig fügt an: "Ich danke allen Stadtratskollegen und Kolleginnen, die sich in diesem Prozess eingebracht haben. Wir haben wichtige Ziele für ein besseres Leben im Bischofshut und den Weg dahin formuliert." Die anderen Fraktionen seien nun eingeladen, "diesen Weg mit uns zu gehen. Wir sollten uns nicht länger an Einzelaspekten abarbeiten, sondern das Ganze in den Blick nehmen".
Erste Reaktionen von CSU und SPD
Auf Nachfrage der Redaktion, warum SPD und CSU bei den Gesprächen außen vorgelassen wurden, halten sich die Fraktionen des Bündnisses eher bedeckt. Es gehe keinesfalls darum, Gräben zu schaffen, so Heilig. Im Gegenteil: Ziel sei es, die anderen nun mit ins Boot zu holen. Und: "Wir wollen, dass sich die Stadt weiterentwickelt", heißt es von Joachim Spatz.
Die ersten Reaktionen der Fraktionsvorsitzenden von CSU und SPD fielen unterschiedlich aus. Alexander Kolbow von der SPD sagte, dass er erst am Mittwoch von dem interfraktionellen Bündnis erfahren habe. Nach einer ersten Bewertung stelle er fest, dass sich einige Inhalte mit den Zielen der SPD decken. Auch von Wolfgang Roth (CSU) hieß es, er habe erst jetzt mitbekommen, dass seit Monaten an einem Verkehrskonzept gearbeitet werde. Auf den ersten Blick gebe es aber "gar nichts Neues" und die Union vertrete bei vielen Punkten – beispielsweise bezüglich Park&Ride-Parkhaus an der Feggrube oder zu bewirtschaftende Parkplätze an der Talavera – eine andere Meinung.
Hoffe in SW haben die auch den Mut.
Seit sechs Jahren ohne Auto in SW lebend, und trotzdem Glücklich.
Zu verbessern in der Tat, ist der ÖPNV in der Peripherie. Menschen die auf dem Dorf leben muss es ermöglicht werden, auf ein teures Zweitauto zu verzichten.
Manche Mitdisskudanten hier im Netz kann ich nur eine gewisse Weltfremdheit attestieren.
Auch ich gehöre der“ Golf-Generation“ an.
Aber ein normales Leben mit weniger Auto ist echt ohne Problem möglich!
Schade nur dass die Geschäfte in der Innenstadt davon nicht leben können.
Gute Nacht Würzburg.
Schade dass vor einigen Jahren alle gegen die Würzburg Arcaden mit Parkhaus am Hauptbahnhof gestimmt haben. Allen voran die Grünen. Das wäre doch jetzt die Lösung um die Innenstadt autofrei zu bekommen. Da sieht man mal wieder den grünen Weitblick.
Der Klimabürgermeister hat nur Chaos fabriziert und man versucht gleichzeitig die Herrscharen radfrahrender Studenten an die Wahlurne der Günen zu bringen, mit extremen Mittel den Unternehmen und dem Einzelhandel zu schaden und darüber hinaus den Bürgern unter dem Deckmantel Co2 oder Klima die Lebensqualität zu rauben.
Würzburg braucht keinen 2., 3., oder x-ten Park mit Parkbank! Würzburg braucht eine Perspektive für die Würzburger, für den Einzelhandel, für die Medizin, für die Pendler, Für das Erlebnis; Bislang nur Rohrkrepierer und Verschlechterungen. Die Begrüniung des KArdinal-Faulhaber Platzes sorgt tag täglich für Suchverkehre, Gefährdungen rund um die AOK uns Spk, für zus. Umweltbelastung, so wird es mit den ganzen MAßnahmen der Würzburger weiter ausbaden müssen!
Wenn im Hinterzimmer die Grünen udn die FDP mit Extremisten was auskarteln, dann Gute Nacht schönes Würzburg!
Außer zum Flanieren oder Schöppeln auf der Mainbrücke.
Die Idee finde ich gut, nur Parkhaus in der Ludwigstrasse und Parken vor der Residenz geht garnicht mehr. Dresden hat wegen Autoverkehr sein Weltkulturerbe verloren.
Was wird der Abbau eines Altparkplatzes so kosten?
* auch eine Inflation wie beim Theater einberechnen bitte...
Wenn zB der Bus von Randersacker, Höchberg, Estenfeld, Veitshöchheim und Zell alle 15 min zur nächsten Strabahalte pendelt, wäre schon sehr viel gewonnen.
Aber 3,80 pro Einzelfahrschein ist schon heftig. Wenn ich als Familie in die Stadt will, also 2x3,80 plus Kids, da fahr ich dann doch lieber in ein Parkhaus. Der eigen Geldbeutel ist einem halt doch wichtiger!
Das muss der Ansatz sein:
Kürzer Takt und Billiger
Da ist der PKW mit 3 Insassen wesentlich billiger.
Der ÖPNV muss preiswerter werden. Andere Verkehrsverbände können das auch.