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Würzburg
Neuer Weinfachberater für Unterfranken zum Klimawandel: Mittelmeerfeeling können wir in Franken noch keines bieten
Ralf Schwarz ist in die Fußstapfen von Hermann Mengler getreten. Ein Gespräch über erste Berührungsängste der Winzer und die Herausforderungen für den Frankenwein.
Ralf Schwarz ist der neue Leiter der Weinfachberatung beim Bezirk Unterfranken. 
Foto: Daniel Peter | Ralf Schwarz ist der neue Leiter der Weinfachberatung beim Bezirk Unterfranken. 
Folker Quack
 |  aktualisiert: 08.02.2024 19:18 Uhr

Ralf Schwarz (47), Diplomingenieur für Weinbau und Önologie, ist seit Juli 2023 offizieller Leiter der Weinfachberatung beim Bezirk Unterfranken. Er trat damit die Nachfolge von Hermann Mengler an, der über 30 Jahre den fränkischen Weinbau geprägt hat.

Wie es dem neuen Fachberater in seinen ersten hundert Amtstagen erging und wo er die besonderen Herausforderung für Franken sieht, berichtet er im Interview.

Wie groß sind die Fußstapfen von Hermann Mengler, in die sie im Sommer diesen Jahres getreten sind?

Ralf Schwarz (lacht): Ich glaube, unsere Füße sind ziemlich gleich groß. Trotzdem sind das große Fußstapfen. Hermann Mengler hat 30 Jahre für den fränkischen Weinbau gewirkt, das Amt geprägt und vieles hinterlassen. Ich bin froh mit seinem Team daran anknüpfen zu dürfen.    

Vor Ihrer Berufung zum Weinfachberater waren Sie als Kontrolleur des Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) im fränkischen Weinland tätig. Akzeptieren die Winzer diesen Rollentausch, oder erschrickt schon mal einer, wenn Sie in der Tür stehen? 

Schwarz: Nein, die wissen ja, in welcher Funktion ich jetzt zu ihnen komme. Der eine oder andere Spruch wird da schon mal gemacht, aber ich fühle mich sehr akzeptiert. Allerdings bin ich auch in meiner  vorherigen Rolle den Winzern immer sehr respektvoll begegnet, habe ihre Probleme ernst genommen. Daran kann ich jetzt nahtlos anknüpfen. 

Begegnen die Winzer dem Fachberater Schwarz anders als dem Kontrolleur?

Schwarz: Nein, zwar ist am Anfang schon eine gewisse Berührungsangst und Zurückhaltung,  die aber nichts mit meiner vorherigen Tätigkeit zu tun hat, sondern eher damit, dass über Jahre eben Hermann Mengler kam und jetzt kommt Ralf Schwarz. Aber bis jetzt sind wir immer gut ins Gespräch und zu einem fruchtbaren Austausch gekommen. 

Wo sehen Sie aktuell die größte Herausforderung für den fränkischen Weinbau?

Schwarz: Die größte Herausforderung für die Zukunft des Frankenweins ist der Klimawandel. Wie kommen unsere Rebsorten mit längeren Trocken- und Hitzephasen klar? Und wie verändert das unsere Weine. Das kühle Klima hat Franken zu einer Weißweinregion mit frischer und fruchtiger Stilistik gemacht. Hinzu kommt eine immer buntere Gesellschaft, die auch an ihre Lebensmittel und Weine vielfältigere Ansprüche stellt. Schaffen wir es in dieser Gemengelage, dass unsere Weine noch als Franken erkannt werden, dass wir die Stilistik unserer Rebsorten bewahren oder werden nur noch einzelne herausragende Weingüter Franken repräsentieren?   

Muss dazu das Image des Frankenweins verbessert werden, lässt es sich überhaupt noch verbessern?

Schwarz: Besser geht immer. Wir müssen den Markt noch besser durchdringen. Frankenwein muss in der Breite bekannter werden. Schön, wenn wir Experten immer wieder mit unserer hohen Silvaner-Qualität überraschen. Aber wir liefern diese Qualität seit Jahren, das sollte niemanden mehr überraschen.  

Nach Ihrem Studium haben Sie eine große Winzergenossenschaft in der Pfalz geleitet. Dort dominiert der Riesling. Auch in Franken sind Riesling und Weißer Burgunder auf dem Vormarsch. Können Franken auch Riesling und das immer besser?

Schwarz: Franken kann mit seinen Rieslingen immer wieder erfahrene Sommeliers beeindrucken. Burgunder-Weine  sind die Gewinner des Klimawandels. Weißer, Grauer Burgunder oder auch Chardonney fühlen sich in Franken wohl, aus ihnen lassen sich klassische fränkisch fruchtige Weine keltern.  Aber auch der rote Spätburgunder passt perfekt zu unserem kühleren Klima. Für Cabernet Sauvignon, Merlot oder  Syrah fehlen uns noch die Sonnenstunden. Mittelmeerfeeling können wir in Franken noch keines bieten. Doch der Trend geht ja auch zu frischeren und leichteren Weinen, und das kommt unseren Weißweinen zugute.

Vor Ihrem Studium haben Sie Koch gelernt. Können Sie als Weinfachberater von deser Erfahrung profitieren?

Schwarz: Die Erfahrung aus der Gastronomie hilft mir sehr. Wein ist kein Einzelkämpfer, sondern ein Teamplayer mit gutem Essen in guter Gesellschaft. Aber es muss auch passen. Das Zusammenspiel der Aromen, die einzelnen Bestandteile und was man daraus macht. Ein gutes Stück Fleisch lässt sich einfach zubereiten, aber sie können daraus auch ein mittelmäßiges Essen machen. Und so ist das auch mit den Trauben.

Kochen Sie selbst noch und was gibt es dann für einen Wein dazu?

Schwarz: Ich bereite sehr gerne Fisch zu und da ist ein rassiger Silvaner oder Riesling der ideale Begleiter. Und wenn es etwas deftiger sein soll, ein Glas Burgunder. Ein kühler weißer Burgunder passt ideal zu einem Steak mit Gemüse und Rosemarinkartoffeln. Da brauche ich nicht unbedingt  einen Rotwein. Ich koche nach wie vor sehr gerne, manchmal sogar nach einem langen Arbeitstag,  weil es mich entspannt und ich gerne esse. 

 
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