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Würzburg/Schweinfurt
Neue Corona-Maßnahmen: So reagiert die Region auf die strikten Regelungen
Einmal mehr müssen sich die Menschen in Unterfranken auf neue Corona-Regeln einstellen. Was  Betroffene aus Wirtschaft, Gastronomie und Kultur zu den Verschärfungen sagen.
Die bayerische Regierung will mit drastischen Schritten weitere Corona-Infektionen verhindern. Werden die Straßen und Geschäften in der Region bald wieder leer sein?
Foto: Fabian Gebert | Die bayerische Regierung will mit drastischen Schritten weitere Corona-Infektionen verhindern. Werden die Straßen und Geschäften in der Region bald wieder leer sein?
Christine Jeske
,  Jonas Keck
 und  Jürgen Haug-Peichl
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:57 Uhr

Mit verschärften Maßnahmen reagiert die bayerische Regierung auf die außer Kontrolle geratene Corona-Pandemie. Vor allem für Ungeimpfte sollen von Mittwoch, 24. November, an viele Bereiche des öffentlichen Lebens nicht mehr zugänglich sein. Über die strikteren Regeln war kaum jemand in Unterfranken überrascht, auf Kritik stoßen sie bei vielen Gewerbetreibenden dennoch.

Gastronomie: "Sehr, sehr stark betroffen"

"Die neuen Regeln betreffen die Gastronomie sehr, sehr stark", sagt Michael Schwägerl, unterfränkischer Bezirksgeschäftsführer des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga). Wer nach dem Besuch von Theater oder Kino noch ins Restaurant möchte, kann das wegen der Sperrstunde ab 22 Uhr dann nicht mehr. Das sei ein weiterer Einschnitt für die Gastronomen, sagt Schwägerl. Wegen der hohen Infektionszahlen hätten in den vergangenen Wochen bereits viele Firmen und Vereine ihre Weihnachtsfeiern abgesagt, damit sei auch weiterhin zu rechnen.

Michael Schwägerl vom Dehoga
Foto: Thomas Obermeier | Michael Schwägerl vom Dehoga

So ergeht es auch Hans Hödl vom Steakhouse "Black Bull" in Hammelburg (Lkr. Bad Kissingen). "Feiern werden häufig aus Rücksicht auf die Ungeimpften abgesagt, weil sie nicht kommen könnten." Zu den neuen Regeln sagt der Wirt: "Es hätte schlimmer kommen können." Von der Sperrstunde ist er weniger betroffen: Die Küche des "Black Bull" hat nur bis 21 Uhr geöffnet.

Club- und Kneipenbetreiber: Warten auf die schriftliche Verordnung

Ein herber Rückschlag ist die erneute Schließung von Bars und Diskotheken für viele Betreiber. Weil Auswertungen der Infektionsketten zuletzt zeigten, dass das Risiko einer Ansteckung beim Feiern besonders hoch sei, hatten Schwägerl zufolge viele Club-Besitzer "schon in gewissem Maße damit gerechnet" wieder dicht machen zu müssen. Mehr könne man erst sagen, wenn - voraussichtlich am Dienstag - die Verordnung in gedruckter Form vorliege.

Auch Denise Hertlein, Inhaberin der Würzburger Kult-Kneipe "Käuzle", muss sich bis dahin gedulden, um weiter planen zu können. Ihr Kommentar zur Ankündigung aus München am Freitag: "Ich kann nur eins sagen, bei uns ist es maximal sicher." In ihrer Kneipe gelte die 2G-Plus-Regel, es gebe zwei Luftreinigungsanlagen für die Fläche von 40 Quadratmetern. "Mehr können wir nicht tun."

Große Weihnachtsmärkte: In Würzburg und Schweinfurt bereits vorher abgesagt

Treten die neuen Regeln in Kraft, können auch Weihnachtsmärkte nicht stattfinden. In Würzburg hat man sich bereits am Donnerstag, vor Söders Ankündigung, zur Absage durchgerungen. Auch in Schweinfurt rechnete man mit strikteren Maßnahmen. Citymanager Thomas Herrmann hatte schon Anfang der Woche mitgeteilt, dass die Aufbauarbeiten gestoppt wurden, um keine weiteren Kosten zu erzeugen.

Einzelhandel: Dämpfer für das Weihnachtsgeschäft

Das Aus für die Weihnachtsmärkte trübe die Laune der Kunden und wirke sich negativ auf das Einkaufsverhalten in den Innenstädten aus, war am Freitag die Reaktion von Ralf Ludewig. Durch die Absage der Märkte gehe einfach zu viel Flair verloren. Der unterfränkische Bezirksvorsitzende im Handelsverband Bayern (HBE) kann ansonsten "gut damit leben", dass die Staatsregierung bei ihrer aktuellen Verschärfung der Corona-Regeln den Handel weitgehend außen vor gelassen hat.

Ludewig rechnet trotzdem mit einem Knacks für das für die Einzelhändler so wichtige Weihnachtsgeschäft. Nach den vergangenen Lockdowns, seien die Umsätze erstaunlich gewachsen. In den vergangenen drei, vier Wochen aber sei die gute Stimmung des Sommers wieder deutlich gesunken. Der Verbandschef und Bad Kissinger Modehändler rechnet jedoch nicht damit, dass Geschäftsleute vor Weihnachten mit vorgezogenen Rabatten reagieren, um die Kauflust der Kunden anzukurbeln und so zu retten, was noch zu retten ist.

IHK-Präsident: Logische Reaktion auf die "Tyrannei der Ungeimpften"

Als "eine drastische Maßnahme" bezeichnete am Freitag Ralf Jahn die neuen Schritte der  Staatsregierung. Der Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Würzburg-Schweinfurt sieht sie als logische Reaktion auf die "Tyrannei der Ungeimpften" und die angespannte Lage in den Kliniken. Jahn rechnet nun mit "massiven Umsatzeinbußen" von Unternehmen in Mainfranken: "Das muss der Staat entschädigen." Insofern begrüße er, dass die Bundesregierung das Überbrückungsgeld III plus und die Neustarthilfe für Soloselbständige bis Ende März 2022 verlängere. "Das ist ein gutes Zeichen."

IHK-Hauptgeschäftsführer Ralf Jahn
Foto: IHK | IHK-Hauptgeschäftsführer Ralf Jahn

In der Wirtschaft der Region "ist die Frustration allenthalben klar", sagt Jahn mit Blick auf die immer kompliziertere Rechtslage rund um Corona. Bisweilen sei auch die IHK bei Fragen von Unternehmen an ihre Grenzen gekommen.

Friseurinnung: Flucht in Schwarzarbeit befürchtet 

Im Friseursalon gilt voraussichtlich ab Mittwoch die 2G-Regel. Ungeimpfte haben dann keinen Zutritt mehr. "Es wird den ein oder anderen geben, der sich die Haare nicht mehr schneiden lassen wird", vermutet die Obermeisterin der Friseurinnung Würzburg, Birgit Hartbauer. Sie befürchtet aber, dass die neue Regel ihren Sinn verfehlen wird: "Dann gehen die Leute zu Hinterhof-Friseurinnen und -Friseuren. Ohne Maske, ohne Tests, ohne Hygiene." Die Inhaberin zweier Friseursalons in Würzburg warnt: "Es wird eine Flucht in die Schwarzarbeit gehen."

Mainfranken Theater: Offen, wie es weitergeht 

In "Lottes Ballhaus" kann an diesem Samstag und am Dienstag auf der Bühne der Theaterfabrik Blauen Halle noch vor großem Publikum getanzt werden. "Der Betrieb läuft normal, auch bei den anderen Stücken", informiert Susanne Weiß vom Mainfranken Theater Würzburg. Es gilt die 2G-Regel. Am Montag werde es sich dann entscheiden, wie es weiter geht, sagt die Theatersprecherin.

Szene aus der Tanzproduktion 'Lottes Ballhaus' des Mainfranken Theaters Würzburg. Ab Mittwoch, 24. November, dürfen  Veranstaltungen nur noch vor kleinem Publikum stattfinden.
Foto: Thomas Obermeier | Szene aus der Tanzproduktion "Lottes Ballhaus" des Mainfranken Theaters Würzburg. Ab Mittwoch, 24. November, dürfen  Veranstaltungen nur noch vor kleinem Publikum stattfinden.

Laut Weiß werden sich unter anderen der Intendant des Mainfranken Theaters Würzburg Markus Trabusch und der geschäftsführende Direktor Dirk Terwey zusammensetzen und überlegen, "ob der Spielbetrieb noch Sinn macht". Voraussichtlich dürften Veranstaltungen ab Mittwoch nur noch kleinerem Rahmen stattfinden: mit einer Zuschauer-Auslastung von maximal 25 Prozent.

In den vergangenen Wochen sei es wieder aufwärts gegangen, Stücke seien "restlos ausverkauft" gewesen, sagt Weiß. Ob Theaterbesucherinnen und Theaterbesucher die neuen verschärften Auflagen akzeptieren oder genervt sind, kann Weiß nicht abschätzen. Denn vor dem Theaterbesuch müssen dann alle nicht nur – wie bislang schon – den Impfausweis vorlegen oder den Genesenenstatus nachweisen, FFP2-Maske aufsetzen und Abstand halten, sondern zusätzlich einen Negativtest mitbringen.

Posthalle Würzburg: Verschiebungen, Absagen, Überlegungen

Diese 2G-plus-Regel gilt bereits seit einigen Tagen für Veranstaltungen in der Würzburger Posthalle. Dort erhalten Geimpfte und Genesene nur Eintritt mit Negativtest – also auch an diesem Wochenende beim Konzert von Keep It True.

Und für Fans von Fiddler’s Green ist jetzt Geduld angesagt. Das für 25. November geplante  Ersatzkonzert wird auf den 29. April 2022 verlegt, informiert Posthallen-Chef Joachim Schulz.

Ausgetanzt hat es sich laut Schulz am Samstag, 27. November: Die XXL-Party findet nicht statt. Ob  Der Weg einer Freiheit am 26. November und Maxi Gstettenbauer am 28. November auftreten können, werde noch geprüft, sagt der Posthallen-Chef. "Wenn es zu einem Veranstaltungsverbot kommen sollte, dann werden wir das umsetzen." Das wäre bei einer Sieben-Tage-Inzidenz von mehr als 1000 der Fall.

Das neue Schnelltest-Zentrum an der Posthalle in Würzburg.
Foto: Silvia Gralla | Das neue Schnelltest-Zentrum an der Posthalle in Würzburg.

Dass es nun "auch die Geimpften trifft" und sie sich vor dem Veranstaltungsbesuch testen lassen müssen, sieht Schulz gelassen. Es sei ein zusätzlicher Schutz. Und, immerhin: "Es gibt auch eine Teststation in der Posthalle."

 
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  • Oreus
    Vielleicht sollte man mal die Strategie ändern, und diese Impfmuffel genauso unter Druck setzen, wie sie es als absolute Minderheit bisher mit der Allgemeinheit getan haben:
    Alle bekommen eine Frist bis zum 15. Dezember, um noch eine Erstimpfung zu erhalten. Danach gibt es keine Erstimpfungen mehr.
    Die Krankenkassen sollten eine Kostenerstattung für die Behandlung eines ungeimpften Corona-Patienten nach dem 15. Dezember verweigern. Das würde bedeuten: Wer dann noch ins Krankenhaus will, muss erst mal seine Bonität nachweisen, wie in den USA, bevor man ihn behandeln wird. Denn die Behandlung muss er dann selbst bezahlen, weil er diese Situation ja vorsätzlich herbeigeführt hat.
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  • Steler06501902
    man kann ja 50.000 EUR Kaution bei der Krankenkasse hinterlegen
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  • seneca
    @chrihand

    Was soll das mit dem Psychologen?
    Wenn man keine stichhaltigen Gegenargumente hat, braucht man nicht beleidigen.

    Wer den Psychologen ins Spiel bringt, ... das könnte durchaus Rückschlüsse zulassen
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  • Martin.Heberlein@gmx.de
    Nebenbei gehört es nicht zum Aufgabenfeld von Psychologen, Gesinnungen zu überprüfen...
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  • klafie
    alle impfunwilligen sollten sich mal gedanken machen, ob sie so der gesellschaft nicht mehr schaden, wenn das land wieder alles zurückfährt! eine wirkliche frechheit, dass die geimpften und impfwilligen zu schwach sind gegen die impfquerdenker! bleibt doch einfach zu hause ihr impfmuffel. discos vollpferchen das könnt ihr, coronapartys feiern das könnt ihr, aber rücksicht auf alle anderen das könnt ihr eben nicht.
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  • chrihand
    "Tyrannei der Ungeimpften" ?

    Herr Jahn, sie sollten dringend ihre Gesinnung von einem qualifizierten Psychologen prüfen lassen!
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  • Lebenhan1965
    @ chrihand

    Hr. Jahn hat Recht. Die Minderheit der Ungeimpften tyrannisiert mit Ihrer unsäglichen Impfverweigerung die Mehrheit der Bevölkerung.

    Bei einer Impfquote von 90 % aller Erwachsenen hätten wir das jetzige Desaster nicht, sondern eine relativ beschauliche Vorweihnachtszeit.

    Um das festzustellen braucht man keinen Psychologen, dazu reicht ein Blick auf die iberische Halbinsel.

    Wer es nicht verstehen will sind immer noch diese obskuren Impfverweigerer, die scheinbar lieber auf Pferdemedizin setzen statt ihren Ärzten zu vertrauen.
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  • klafie
    meinten sie mit pferdemedzin evtl. einen starken tritt in den hintern? kann auch schmerzhaft sein
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  • Steler06501902
    Nein, in rechten Kreisen setzt man auf ein Entwurmungsmittel aus der Veterinärmedizin.
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  • weissmi
    Ja, Ungeimpfte verhalten sich asozial!
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  • Steler06501902
    Warum verteidigst du die Impfgegner und forderst utopische Ausbauten für das Gesundheitssystem?

    Vorgerechnt hatte ich dir das ganze schon ein paar? Hast du es verstanden? Hast du noch Fragen?

    Warum forderst du psychologische Behandlungen für jemanden den du nicht kennst?
    Was für Qualifiaktion hierzu hast? Bist du Arzt? bist du Virologe? bist du Psychologe?
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  • Alfisti
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • Schottenanger
    Nicht Herr Jahn wohl eher die Impfververweigerer sollten sich mal einen Psychologen aufsuchen.
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