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Würzburg
Nach Rettung von Galeria Kaufhof in Würzburg: So haben zwei Mitarbeiterinnen sechs Monate des Bangens erlebt
Die Erleichterung über die Rettung von Galeria Kaufhof in Würzburg steht den beiden Frauen ins Gesicht geschrieben. Doch die letzten Monate waren alles andere als leicht.
Doris Stepper (links) und Petra Konrad strahlen übers ganze Gesicht. Am Freitagmittag haben sie erfahren, dass ihr Job bei Galeria Karstadt Kaufhof in Würzburg erhalten bleibt.
Foto: Silvia Gralla | Doris Stepper (links) und Petra Konrad strahlen übers ganze Gesicht. Am Freitagmittag haben sie erfahren, dass ihr Job bei Galeria Karstadt Kaufhof in Würzburg erhalten bleibt.
Gina Thiel
 |  aktualisiert: 16.06.2024 02:34 Uhr

"Manchmal musste ich dann auch fünf Minuten ins Lager gehen und die Tür zumachen", erzählt Petra Konrad am Freitag am Rande der Pressekonferenz bei Galeria Kaufhof in Würzburg, bei der die Rettung der Würzburger Filiale bekanntgegeben wurde. Die vergangenen sechs Monate waren für sie und ihre 83 Kolleginnen und Kollegen in der Galeria-Filiale in der Würzburger Schönbornstraße alles andere als leicht. Im April hatte die überraschende Verkündung der Schließung des Würzburger Kaufhofs für einen Schockmoment bei der Belegschaft sowie den Kundinnen und Kunden gesorgt.

"Das war ein richtig schwerer Fall", sagt Konrad, die im August genau 45 Jahre am Standort Würzburg arbeitet. Nach all der Zeit fühle sie sich so eng mit ihren Kolleginnen und Kollegen verbunden, dass sich diese für sie inzwischen wie eine Familie anfühlten. "Ich habe mir immer wieder gedacht, das kann doch nicht sein, dass all das hier zu Ende ist", erinnert sie sich.

Keine der beiden Frauen hatte sich für einen anderen Job beworben

Eng an ihrer Seite steht Doris Stepper. Wenige Sekunden zuvor war noch ein breites Grinsen auf ihrem Gesicht zu sehen. Auch sie ist überglücklich über den Erhalt der Galeria-Filiale in Würzburg. Doch bei der Erinnerung an die vergangenen sechs Monate wird ihr Gesicht starr. "Ich hatte keine Pläne, wie es weitergehen soll. Für mich war es einfach undenkbar, dass all das hier vorbei sein sollte." Dabei arbeitet Stepper erst seit zwei Jahren am Standort in Würzburg.

Dennoch sei das Zusammengehörigkeitsgefühl in der Filiale etwas ganz Besonderes. 40 Jahre arbeitet die 54-Jährige bereits im Einzelhandel und hat viele verschiedene Stationen hinter sich. "Das hier ist der Platz, an dem ich endlich angekommen bin. Hier fühle ich mich wohl und das ist nicht austauschbar." Auch deshalb habe sie sich in den vergangenen sechs Monaten nicht für einen anderen Job beworben und immer weiter gehofft.

Bei Konrad hingegen konnte von Hoffnung keine Rede sein – im Gegenteil. "Die immer neuen Spekulationen in der Presse haben mich nur noch weiter runtergezogen", sagt sie. Vor allem, weil sie gewusst habe, dass es keine neuen Entscheidungen gab. Schwer sei es auch für sie gewesen, wenn Kundinnen und Kunden auf sie zukamen. "Sie haben uns oft Mut zugesprochen und gesagt: 'Kommt, ihr schafft das', aber in dem Moment konnte ich einfach nicht daran glauben." Immer wieder muss die 60-Jährige tief durchatmen und ihre Augen füllen sich mit Tränen.

Betriebsrat Siegfried Fichna, Galeria-Filialleiter Andre Tworowski und Oberbürgermeister Christian Schuchardt (von links) am Freitag bei der Pressekonferenz zur Rettung von Galeria Kaufhof in Würzburg.
Foto: Silvia Gralla | Betriebsrat Siegfried Fichna, Galeria-Filialleiter Andre Tworowski und Oberbürgermeister Christian Schuchardt (von links) am Freitag bei der Pressekonferenz zur Rettung von Galeria Kaufhof in Würzburg.

Belegschaft und Filialleiter "extremst erleichtert" über den Erhalt der Filiale

Aufstehen und gehen, das sei für sie, ihre Kolleginnen und Kollegen dennoch keine Option gewesen. "Dafür ist man zu arg verbunden", sagt Petra Konrad und fügt hinzu: "Wenn, dann ziehen wir das bis zum Ende zusammen durch und gehen erhobenen Hauptes." Doch das ist nun nicht mehr nötig. Kurz nach 12 Uhr am Freitag, hatte Filialleiter Andre Tworowski seine Belegschaft über den Erhalt des Standortes Würzburg informiert.

"Wir sind alle extremst erleichtert. Das war wirklich ein schöner Moment, allen sagen zu können, dass es weitergeht", sagt er. Er habe gesehen, dass beim ganzen Team eine große Last abgefallen ist. "Das war kein Stein, der vom Herzen gefallen ist, sondern ein Felsen." Er betonte, dass zwar die Verhandlungen zwischen der Konzernspitze, den neuen Immobilieneigentümern und der Politik schließlich für den Erhalt der Filiale gesorgt hätten, am Ende aber sein Team mit seiner Arbeit die besten Argumente für die Verhandlungen geliefert haben.

 
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  • Hans-Martin Hoffmann
    Dann kann man allen Angestellten nur wünschen, dass es allen Beteiligten Ernst ist mit dem Erhalt des Standortes und es nicht (wieder) darum geht, mit einem Maximum an "Staatsknete" für die "Investoren" die nächste Insolvenz vorzubereiten...
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