
Der Wunsch nach einer großen Veranstaltungshalle in Würzburg ist nicht neu. Seit mehr als 30 Jahren geistern Ideen durch die Stadt, wie und wo eine solche, inzwischen Multifunktionsarena genannte Halle, verwirklicht werden könnte. So war unter anderem zum Beispiel auch schon einmal ein Bau auf dem Viehmarktparkplatz unterhalb der Friedensbrücke im Gespräch, auf Stelzen, wegen der Mainhochwasser.
Und auch in den Arcadenplänen am Bahnhof war ja ursprünglich eine solche Halle mit inbegriffen gewesen. Doch nach dem Scheitern dieser Pläne durch den Bürgerentscheid im Dezember 2006 herrschte erst einmal Ruhe. Da half auch ein Vorschlag des rührigen Würzburger Unternehmers Rudi May aus demselben Jahr nichts, eine solche Halle doch auf einem Teil der Talavera zu bauen. Zuvor hatte es schon Anfang der 1990er Jahre Hallenpläne für dieses Areal im Besitz der Stadt gegeben, das über die Friedensbrücke fußläufig mit dem Congress Centrum verbunden ist.
März 2012: Neue Pläne für eine Sport- und Veranstaltungshalle in Würzburg werden vorgestellt
Erst gut sechs Jahre später wurde es wieder konkreter. Im März 2012 wurden neue Pläne vorgestellt. Initiatoren waren die BFP um Firmenchef Bruno Fraas sowie der Würzburger Basketball-Bundesligist s. Oliver Baskets um deren damaligen Geschäftsführer Jochen Bähr. Die Halle sollte bei Basketball-Spielen bis zu 6000 Zuschauerinnen und Zuschauern Platz bieten, bei anderen Veranstaltungen bis zu 8000 Besucherinnen und Besuchern. Drei Standorte im Zentrum Würzburgs stünden im Fokus, hieß es. Welche, sagte man nicht.

Januar 2013: Gerold Bader gibt den Kauf des dafür benötigten Grundstücks bekannt
Im Januar 2013 wird bekannt: Der Würzburger Unternehmer Gerold Bader hat ein 21.000 Quadratmeter großes Grundstück zwischen Bahngeleisen und Schweinfurter Straße östlich der Grombühlbrücke gekauft, um dort die Sport- und Veranstaltungshalle zu bauen. Daraufhin startet die Suche nach Investoren und Partnern für die Halle.
Oktober 2017: Die Zukunftsstiftung für Würzburg präsentiert ihre Pläne
Vier Jahre später, im Oktober 2017, verkündet die im März desselben Jahres gegründete Zukunftsstiftung für Würzburg ihre Pläne, einen zweistelligen Millionenbetrag für den Bau der Multifunktionsarena zur Verfügung stellen zu wollen. Einer der Initiatoren ist Bernd Freier, Gründer des Rottendorfer Modeherstellers s.Oliver. Die Arena, deren Baukosten damals auf rund 30 Millionen Euro geschätzt werden, soll auf dem Bader'schen Grundstück entstehen und je nach Nutzung bis zu 7500 Personen Platz bieten. Bader will das Grundstück im Erbbaurecht auf 25 Jahre zur Verfügung stellen. Auch eine Projektgesellschaft hat man gleich mitgegründet und mit einem siebenstelligen Etat ausgestattet. Schon zwei Tage später sagt Oberbürgermeister Christian Schuchardt eine finanzielle Beteiligung der Stadt an den Baukosten zu.
Oktober 2021: Stadtrat beschließt, wie sich die Stadt an den Baukosten beteiligt
Im Februar 2019 hatte der Stadtrat schon einem Eckpunktebeschluss zugestimmt, demzufolge die Stadt den Schuldendienst und die Rückzahlung eines Kredites über zwölf Millionen Euro übernehmen wird, den die Projektgesellschaft vor Baubeginn aufnehmen sollte. Im Oktober 2021 beschließt das Gremium dann, dass die Stadt sich mit einem nicht rückzahlbaren Zuschuss von 16 Millionen Euro an den Gesamtprojektkosten von inzwischen 51 Millionen Euro beteiligt.

Dezember 2021: Die Projektgesellschaft reicht erste Unterlagen für den Bauantrag ein
Zwei Tage vor Weihnachten 2021 gibt der Geschäftsführer der Projektgesellschaft Thomas Oehler schließlich die ersten Unterlagen für den Bauantrag beim Baureferat der Stadt ab. Aufgrund der Pandemie seien einige Änderungen an den ursprünglichen Planungen notwendig gewesen, sagt Oehler. So wurde die Besucherkapazität auf 7000 Plätze reduziert, bei bestuhlten Innenraum auf 5500. Außerdem wurde der Tagungsbereich verkleinert.
September 2022: Der Ukraine-Krieg bremst die Hallenpläne aus
Nach Corona bremst jetzt der Ukraine-Krieg die Planer aus. Lieferketten sind gestört, Lieferzeiten verlängern sich, die Bau- und Energiekosten steigen sprunghaft. "Wer nicht bauen muss, baut gerade nicht", sagt Thomas Oehler im September 2022 im Gespräch mit dieser Redaktion. Vor allem die Energiefrage bewege die Planer. Ein "Aus" auf Raten für die Arena-Pläne? "Nein", sagt Oehler klar und deutlich

März 2023: "Neue Halle jetzt"-Banner hängen in der Stadt
Weiße Transparente mit dem schwarzen Schriftzug "Neue Halle jetzt!" tauchen im März 2023 unter anderem am Festungsberg, einer Fußgängerbrücke in Höchberg, an der Tec-Take Arena und am Kranenkai auf. Wer sie aufgehängt hat, ist unklar, aber sie drücken die Not der Würzburg Baskets aus. Die müssen bis zum Jahr 2032 eine Spielstätte mit einer Kapazität von mindestens 4500 Zuschauern vorweisen können. Bundesliga-Vereinen, die das nicht leisten können, droht seitens der BBL das Aus. Und die Tectake-Arena in der Sanderau erfüllt diese Vorgabe nicht.
April 2024: Die Pläne werden wieder konkreter, aber der Geldmangel bremst die Planer aus
Der Stadtrat beschließt im April 2024, dass die Stadt sich an einem bundesweiten Wettbewerb "Nationale Projekte des Städtebaus" beteiligen wird. Die maximal erreichbare Förderung liegt bei sechs Millionen Euro. Zuvor hatte OB Schuchardt den Rat über den Sachstand informiert. Fazit: Die Baukosten haben sich auf 82 Millionen Euro erhöht. Außerdem ist die Option, das Grundstück vom Eigentümer Gerold Bader für 25 Jahre im Erbbaurecht zu erhalten, aus steuerlichen Gründen weggefallen. Die Stadt möchte nun selbst Eigentümerin des Grundstücks werden. Erste Verhandlungen wurden aufgenommen.
Als schwer zu knackende Nuss könnte sich die Kostensteigerung erweisen. Denn für 22 Millionen Euro ist die Herkunft noch ungeklärt. Bekäme man die sechs Millionen Euro aus dem Wettbewerb, blieben noch 16 Millionen Euro. "Es muss Initiativen zur Schließung dieser Deckungslücke geben", forderte der Oberbürgermeister. Schuchardt wollte aber auch eine eventuelle höhere Beteiligung seitens der Stadt nicht ausschließen. Die Jury-Entscheidung im Rahmen des bundesweiten Wettbewerbs soll im Juli fallen. Es geht also weiter.
Kurzum, "Butter bei die Fische" ohne fortwährende Fragezeichen.